Artikel 28/01/2019

Wege aus der Krise: Diagnose, Anzeichen & Behandlung von ADHS bei Erwachsenen

Dr. med. Thomas Bonath Arzt, Homöopath
Dr. med. Thomas Bonath
Arzt, Homöopath
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Aus Kindern werden Leute. Und nicht bei allen Kindern und Jugendlichen mit ADHS verschwinden die Symptome der Störung nach der Pubertät.

Auch Erwachsene sind von ADHS betroffen

Erwachsene stellen sich immer öfter die Frage: „Ich hatte ähnliche Probleme wie meine Kinder. Die haben ADHS. Ich habe immer noch ähnliche Probleme. Habe ich es auch? Immer noch?“.
Entgegen früheren Erwartungen wächst sich ADHS mit der Pubertät oft nicht aus.

Jeweils ein Drittel der erwachsenen ADHS-Patienten:

  • hat die Symptomatik so weit kompensiert, dass man bei Ihnen keine Auswirkungen mehr auf das tägliche Leben erkennen kann.
  • kompensiert die Symptome, so dass keine Therapie erforderlich ist. Die Störung beeinträchtigt allerdings noch Lebensqualität und erreichbare Ziele.
  • hat die Störung nicht ausreichend kompensiert und bedarf therapeutischer Unterstützung. Hier kann zunächst eine entsprechende Diagnostik weiterführen und gegebenenfalls eine Behandlung Hilfe bringen.

So funktioniert die Diagnostik

Es ist nicht einfach, bei Erwachsenen ADHS zu diagnostizieren. Die Diagnose beruht zum größten Teil auf der Lebensgeschichte des Patienten.
Es gibt zwar ähnlich wie bei Kindern Testverfahren, aber sie sind ungenau und geben nur Hinweise. Das trifft übrigens auch auf die Diagnose beim Kind zu.

Das sind die Anzeichen für die Erkrankung

Konzentration: Dem Patienten fällt es schwer, „bei der Sache“ zu bleiben. Es fällt ihm auch schwer, einem längeren Gespräch zu folgen. Ein Formular ausfüllen ist tagesfüllend. Schlüssel, Brille und Portemonnaie führen ein Eigenleben und verstecken sich an Orten, wo man sie garantiert nicht hingelegt hat.

Unruhe

Die „Zappeligkeit“ der Kinder verlagert sich meist nach innen. Der Patient klagt über innere Unruhe und Rastlosigkeit. Entspannung fällt ihm oft schwer. Aber auch längeres Sitzen und Zuhören ist nicht einfach.

Desorganisiertes Verhalten

Oft werden mehrere Dinge gleichzeitig angefangen, aber nicht zu Ende geführt. Eine Patientin beschrieb, wie sie ihre Spülmaschine ausräumt:

„Ich stelle zwei Teller in den Schrank, dann muss ich kurz ins Schlafzimmer und schüttele die Kopfkissen aus. Mir fällt dann ein, dass ich das ja noch im Wohnzimmer machen muss. Wieder geht‘s in die Küche, das Besteck aus der Maschine räumen. Dabei fällt mir ein, dass noch die Schere im Bad liegt. Hier mache ich kurz das Waschbecken sauber, um dann wieder die Spülmaschine auszuräumen. Da war doch was mit der Schere. Ich wechsele die Handtücher im Bad. So geht‘s immer weiter. Am Ende des Tages ist mein Haushalt erledigt – ich auch!“

Impulsivität und Gefühlskontrolle

„Ich habe meine Gefühle oft nicht im Griff, eher ist es umgekehrt.“ So beschreibt es ein Betroffener. Häufig ist man reizbar, hat eine geringe Frustrationstoleranz und Gefühlsausbrüche, z. B. im Straßenverkehr oder an der Ladenkasse.

Überempfindliche Sinne

Viele Betroffene haben einen reduzierten Filter für Sinneseindrücke. Gruppengespräche, Partylärm oder viele Menschen um sie herum „überschwemmen“ sie regelrecht.

Beziehungsstörung

In der Partnerschaft oder anderen Beziehungen kann ADHS schwerwiegende Folgen haben.

Der Alltag von erwachsenen ADHS-Patienten ist oft durch zwei Dinge geprägt:

  • es entsteht keine verlässliche Routine im Miteinander
  • getroffene Vereinbarungen werden immer wieder vergessen

Dies stellt im Miteinander eine sehr hohe Bürde dar. Viele Partnerschaften scheitern daran.
Begleiterkrankungen: Auch im Erwachsenenalter ist ADHS eine starke Belastung. Seelische Erkrankungen wie Ängste oder Depressionen kommen dazu.

Wie kann ADHS behandelt werden?

Behandlungsziel ist zunächst: Druck abbauen. Den Druck auf den Patienten und seine Umwelt. Das erreicht man, indem man die Krankheitszeichen mindert und das innere Gleichgewicht stabilisiert.
In vielen Fällen erreicht man das durch psychotherapeutische Hilfe zur Selbsthilfe.

Manchmal ist eine medikamentöse Hilfe notwendig. Um die Symptome zu reduzieren, wird häufig ein Wirkstoff eingesetzt, der auch bei Kindern und Jugendlichen schon verwendet wurde. Dieses Psychopharmakon unterlegt dem Betäubungsmittelgesetz und darf nur von spezialisierten Ärzten eingesetzt werden.

Auch die Homöopathie kann eine medikamentöse Unterstützung bieten.

Ein Patient berichtet: „Ich bin immer noch der gleiche. Aber ich komme besser mit mir und meiner Umwelt klar. Und meine Umwelt mit mir.“.

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