Artikel 14/02/2023

Leichter mit Gefühlen umgehen – eine Methode aus der Praxis

Dipl.-Psych. Stephanie Neuwald Psychologe, Heilpraktiker für Psychotherapie
Dipl.-Psych. Stephanie Neuwald
Psychologe, Heilpraktiker für Psychotherapie
leichter-mit-gefuehlen-umgehen-eine-methode-aus-der-praxis

Gefühle sind wichtige Wegweiser und Leitlinien in unserem Leben. Im Ernstfall sichern Gefühle sogar unser Überleben, indem z.B. die Angst Überlebensstrategien wie Flucht oder Kampf aktiviert oder uns von gefährlichen Situationen oder Handlungen abhält.

Ohne Gefühle ist kein soziales Zusmmenleben möglich

Gefühle spielen eine große Rolle im sozialen Zusammenleben, und beeinflussen maßgeblich unser Verhalten, unsere Motivation und unser ganzes Leben. Gefühle zeigen sich auch in Körperreaktionen und im Verhalten. Besonders bei starken Emotionen wie Freude, Nervosität oder Angst erleben wir, wie sehr Körper und Gefühle zusammenhängen.

Obwohl sich Gefühle stark körperlich zeigen, sind sie aber für uns oft nur schwer greifbar oder verstehbar. Oft haben wir auch den Eindruck, dass wir unsere Gefühle kaum beeinflussen können. Dies ist besonders bei Erkrankungen des Affekts und der Emotionen wie Depression, Burnout oder Angststörungen der Fall, aber auch bei psychosomatischen oder körperlichen Erkrankungen.

Oft werden Gefühle nur stiefmütterlich behandelt

Da Gefühle in allen Bereichen so sehr unser Leben beeinflussen und bestimmen, ist es wichtig sich mehr mit ihnen zu befassen, sie besser kennen, deuten und verstehen zu lernen und auch Wege zu finden, besser mit Gefühlen umzugehen. Um ein gesundes und glückliches Leben zu führen ist es entscheidend, einen gesunden Umgang mit den eigenen Gefühlen und den Gefühlen der Mitmenschen zu erlernen.

Leider befassen wir uns mit uns oder unseren Gefühlen meist erst dann, wenn schon Probleme aufgetreten sind. Dann beginnen wir eine Psychotherapie, lesen Bücher darüber oder machen Seminare dazu. Dabei können oft schon kleine Schritte und Veränderungen im Umgang mit unseren Gefühlen große Wirkungen erzielen.

Dies erlebe ich oft in meiner Praxis oder in Coaching. Menschen sind oft ganz erstaunt, wie leicht und schön es sein kann, sich durch kleine Interventionen und Tricks wieder selbstwirksamer und selbstbestimmter zu erleben.

Mit diesen Tipps können Sie Ihre Gefühle leister aufspüren

In den letzten Jahren wächst das Bewusstsein dafür, wie wichtig es ist, sich und seine Gefühle zu kennen und einen guten Umgang mit sich zu haben. Immer mehr Menschen, jung und alt, spüren, wie hilfreich es ist, in sich selbst zu investieren und nutzen Coaching und Therapie für sich.

Daher möchte ich hier auch ein paar Tipps aus Praxis und Coaching weitergeben, um leichter mit den eigenen Gefühlen umgehen zu lernen.

Da Gefühle so abstrakt und wenig greifbar sind, ist es hilfreich, sie erst einmal konkreter werden zu lassen, sie zu verorten und sich eine genauere Vorstellung bzw. ein Bild davon zu machen. Mit allem, wovon wir wissen wo es ist und wovon wir ein genaues Bild haben, können wir besser umgehen und konkret etwas damit machen.

Dazu ist es auch wichtig sich zu vergegenwärtigen, dass die Sprache unserer Seele und unserer Gefühle nicht Worte, sondern Bilder sind. Dies erleben wir jede Nacht in unseren Träumen, in denen Erlebtes und Gefühltes in Bildern verarbeitet wird.

Der erste Schritt hierzu ist in sich hinein zu spüren und sich folgende Fragen zu stellen:

  • Wo genau im Körper empfinde ich mein Gefühl XY am stärksten/deutlichsten? Z.B. im Kopf, Bauch, Hals.
  • Wie genau fühlt es sich an? – z.B. brennend, stechend, drückend, beengend, zuschnürend, dumpf, leer, etc.
  • Fühlt es sich fest, dicht, luftig, wabernd, schwer, groß/klein, usw. an?
  • Wenn es eine Form oder Gestalt hätte, wie würde es aussehen? Z.B. „groß, hart, rund, rot, wie ein Ball“ oder „sieht aus wie eine dunkle Gestalt“.
  • Welches Bild oder Assoziation kommt mir dazu in den Sinn? „z.B. wie ein Stein im Bauch“ oder „jemand, der mir den Hals zuschnürt“
  • Was ist mein Impuls? Was würde ich gern damit machen? Funktioniert das?
  • Was braucht „das Ding/die Form/ die Gestalt“?
  • Wie kann ich „Ihm/Ihr“ das geben?
  • Kann ich „Es“ aus mir herausholen und genauer betrachten? Kann ich „Es“ kleiner/ größer/ weicher/ anders farbig/ durchsichtiger usw. werden lassen?
  • Kann ich einen anderen Ort für „Es“ finden, anstatt in meinem Bauch/Kopf/ o.ä.?
  • Was braucht es, um „Es“ aufzulösen/ zu lindern/ zu beruhigen/ weniger belastend zu machen?

Das wären einige erst Fragen, die wir uns stellen können, um ein konkreteres Bild von unserem Gefühl zu bekommen und somit die Möglichkeit, etwas damit zu machen und etwas daran zu verändern.

Oft braucht das Gefühl einfach nur, dass wir es wahrnehmen und anerkennen und nicht gleich wegschieben und verdrängen, also Aufmerksamkeit. Oft will es uns etwas mitteilen und zum Handeln auffordern. Oft braucht es Bewegung, um sich zu entladen und zu entlasten, anstatt starres Ausharren und Rumsitzen. Oft braucht es einfach Ansprache, Beruhigung, gutes Zureden. Wenn wir uns damit befassen spüren und merken wir schnell, was unser Gefühl braucht und was wir in dem Moment brauchen.

Übung macht den Meister!

Wenn wir ein klares Bild von etwas haben, können wir es handhaben, damit reden, etwas damit machen, es werfen oder streicheln, es anmalen oder was uns sonst so in den Sinn kommt. Dabei ist unserer Kreativität und Intuition keine Grenze gesetzt. Wir müssen uns nur trauen!

Und keine Sorge, auch sehr verkopfte, rationale Menschen können das. Vielleicht mögen sie am Anfang etwas Schwierigkeiten haben, sich darauf einzulassen, aber wer träumt (was jeder Mensch macht) kann auch im Wachbewusstsein mit Bildern arbeiten. Wie uns die Forschung zeigt, macht unser Gehirn keinen Unterschied zwischen intensiv vorgestellten Bildern oder Handlungen und realen Handlungen.

Je öfter wir uns mit unseren Gefühlen, also mit uns selbst befassen, desto schneller und leichter finden wir einen Zugang zu uns und unseren Gefühlen. Somit lernen wir uns auch immer besser kennen und führen einen achtsameren, liebevolleren Umgang mit uns selbst.

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.