Artikel 24/04/2013

Krampfadern und chronische Venenschwäche - viele Betroffene in allen Altersgruppen (Teil 3)

Prof. Dr. med. René Holzheimer Facharzt für Allgemeinchirurgie, Sportmediziner
Prof. Dr. med. René Holzheimer
Facharzt für Allgemeinchirurgie, Sportmediziner
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Die Radiofrequenzwellenbehandlung gibt eine Verschlussrate von etwa 88 % an. Die Verschlussraten schwanken in beiden Verfahren. Typ-1-Fehler heißt, dass die Vene nach der ersten Behandlung nicht verschlossen ist und sich auch im weiteren Verlauf nicht verschließt. Typ-2-Fehler bedeutet Rekanalisierung. Beim Typ-3-Fehler wird eine Rekanalisierung im Leistenbereich z. B. in der Vena accessoria festgestellt. Typ-2- und 3-Fehler stellen ein Risiko für ein Rezidiv dar. Komplikationen des Verfahrens sind Parästehsien, Thrombophlebitis (Venenentzündung), Ecchymose (Blaufärbung der Haut), Hautpigmentierung und Thrombusbildung in der Vena femoralis.

Sklerotherapie: Verödung ist die Injektion eines chemischen, aggressiven Stoffes um eine Fibrose und Verschluss der Vene zu erreichen. Die Flüssigkeitsbehandlung mit Aethoxysklerol wird meist für retikuläre Varizen (netzartige Venen unter der Haut) und Besenreiser verwendet. Andere Agentien sind u.a. Alkohol. Die Flüssigsklerotherapie findet für kleine Venen in niedriger Konzentration statt (0,25 - 1 %, für größere Venen in höhere Dosierung (1 -3 %). Volumen, Dosis und Dauer der Wirkung sind entscheidende Faktoren für den Erfolg der Behandlung. Es werden ein bis drei Tage empfohlen.

Kompressionsstrümpfe sind zu tragen. Bei der Schaumsklerosierung werden maximal 20 ml pro Sitzung unter Ultraschallkontrolle Schaum in größere Venen gespritzt. Kompressionstrümpfe werden ein bis zwei Wochen getragen. Auch wenn keine häufigen Komplikationen bei dem Verfahren beschrieben werden, es gibt sie doch die Komplikationen. 
Schwere sehr seltene Komplikationen sind Tod, anaphylaktischer Schock, Lungenembolie, Schlaganfall und große Hautnekrosen. Schwere und seltene Komplikationen sind Thrombophlebitis, Nervenschädigung, tiefe Beinvenenthrombose und eine versehentliche arterielle Injektion. Sehstörungen, migräneartiger Kompfschmerz, Schwindel und Verwirrung (bei offenem Foramen ovale im Herz) kommen häufiger nach Schaumsklerosierung vor. Die meisten Komplikationen sind aber geringgradig wie Matting, Pigmentierung, Schmerz, Allergie, Hauturtikaria.

Bei klinischen Untersuchungen wurden während und nach einer Behandlung mit Schaumsklerosierung in einer Arterie des Gehirns Gasblasen nachgewiesen, allerdings ohne klinische Zeichen eine Gehirninfarktes oder Herzinfarktes. Es wird aber empfohlen bei der Schaumsklerosierung Notfallmedikamente bereitzustellen. Kurz und Mittelfristig erzielt die Flüssigkeitssklerosierung gute Ergebnisse in Abhängigkeit von Reflux (Rückfluß) z. B. in der Stammvene (Vena saphena magna). 
Im Allgemeinen sind die Ergebnisse für die Flüssigkeitsverödung bei der Stammvene nicht so gut; die Schaumsklerosierung erreicht eine Verschlussquote von 67 - 88 % nach einem Jahr.

Schaumsklerosierung hat auf jeden Fall einen Platz bei der Behandlung von Varizenrezidiven.
Allen Verfahren ist gemein, dass sie Komplikationen aufweisen. In einer Übersichtsarbeit wurden die häufigen Nebenwirkungen der Verfahren zusammengefasst:
Chirurgie, Verödung, Laser, Radiowelle, Schaum:

  • Wundinfektion 3 - 6 %
  • Hautfärbung Nekrose 3 %
  • Rot- und Blaufärbung 11 - 23 %
  • Nervus saphenus Parästhesie 13%
  • Hämatom, Blaufärbung 61%
  • N. suralis bzw. saphenus Verletzung 10 - 23 %
  • Oberflächige Phlebitis 22 - 27 %
  • Erythem 33 %
  • Oberflächige Phlebitis 0 - 20 %
  • Hautpigmentierung 51 %
  • Hämatom 31 %
  • Hyperpigmentierung 57 %
  • Hämatom 7%
  • Kopfschmerzen 11%
  • Oberflächige Phlebitis 0 - 12 %
  • Hypopigmentierung 2%
  • Hautverbrennung 7%
  • Blasenbildung Hautabstoßung 7 %
  • Parästhesien < 1 %
  • Narbenbildung 13 %
  • Beinödem < 1 %
  • Hautgefässveränderung 28 %
  • Ödem 15 %
  • Parästhesien 1 - 2 %
  • Oberflächige Phlebitis 6 % 
    (Murad et al. 2011)

Zusammenfassung: Es gibt keine Behandlung ohne Nebenwirkung. Langzeitergebnisse (über zehn Jahre) gibt es derzeit nur bei chirurgischen Eingriffen, kurz- und mittelfristige (bis fünf Jahre) Erfahrungen mit Schaumverödung, Laser- und Radiofrequenzwellenbehandlung. Die Ergebnisse zwischen den einzelnen Therapiemodalitäten sind je nach Erfahrung des behandelnden Arztes und Ausprägung der Venenveränderungen vergleichbar. Geschlängelte oder große Venen werden bisher im Allgemeinen durch einen chirurgischen Eingriff versorgt. Schauen Sie sich um und vergleichen Sie. Eine Entscheidung sollten Sie in Ruhe treffen, nachdem Sie sich über die verschiedenen Methoden informiert haben und auch Vertrauen zu dem behandelnden Arzt gefasst haben.

Literatur:
Murad MH et al. A systemativ review and meta-analysis of the treatments of varicose veins. J Vasc Surg 2011;53:49S-65S
Glovicki P et al. The care of patients with varicose veins and associated chronic venous diseases: Clinical practice guidelines of the Society for Vascular Surgery and the American Venous Forum. J Vasc Surg 2011;53:2S-48S

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