Artikel 05/08/2017

Atemnot, Schmerzen, schneller Puls: Symptome, Ursachen und Therapie der Lungenembolie

Team jameda
Team jameda
atemnot-schmerzen-schneller-puls-symptome-ursachen-und-therapie-der-lungenembolie

Eine Lungenembolie ist ein Notfall, der dringend stationär behandelt werden muss. Lesen Sie hier, wie die Erkrankung entsteht, welche Risikofaktoren dazu führen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Lungenembolie: Was ist das?

Bei einer Lungenembolie, auch Lungenarterienembolie genannt, ist eine Arterie der Lunge durch ein Blutgerinnsel verstopft. Dadurch versagt die Blut- und Sauerstoffzufuhr im betroffenen Bereich.

In Deutschland sterben ungefähr 7.000 Menschen pro Jahr an dieser Erkrankung. Die meisten Betroffenen sind 80 bis 85 Jahre alt.

Ursachen: Wie entsteht eine Lungenembolie?

Eine Lungenarterie wird meistens von einem Blutgerinnsel verstopft, das sich im Rahmen einer Thrombose in den Venen der Beine aufgebaut hat. Dort löst es sich und wandert entlang der Blutbahnen über das Herz bis zur Lunge. Selten kommt das Blutgerinnsel von einer Thrombose im Arm.

Menschen mit einer Thrombose im Bein, die plötzlich Atemnot und Brustschmerzen entwickeln, müssen aufgrund einer möglichen Lungenembolie sofort medizinisch betreut werden, insbesondere wenn sie nach einer Operation bettlägerig sind.

Risikofaktoren für eine tiefe Beinvenenthrombose, die zu einer Lungenembolie führen könnte:

  • Einnahme der Pille zur Verhüttung
  • Schwangerschaft und Wochenbett
  • Bettlägerigkeit und Operationen, insbesondere am Unterleib und dem Hüft- oder dem Kniegelenk
  • Krebserkrankungen und -behandlungen
  • Herz- und Lungenerkrankungen
  • Gerinnungsstörungen des Blutes oder Krampfadern
  • Übergewicht
  • hohes Alter
  • Thrombosen in der Familie
  • lange Flugreisen
  • Rauchen

Außerdem begünstigen Alkoholkonsum und Drogengenuss die Entstehung einer Lungenembolie. Alkohol führt zur Austrocknung des Körpers und zur Erhöhung der Blutgerinnungsgeschwindigkeit und schränkt die Wirkung von Medikamenten ein, die die Blutgerinnung hemmen. So bilden sich Blutgerinnsel leichter.

Aufputschende Drogen, wie zum Beispiel Kokain oder Ecstasy, steigern die Herzfrequenz und den Blutdruck, so dass sich ein bereits bestehendes Blutgerinnsel von der Wand der Vene eher lösen und zu einer Lungenarterie wandern kann.

Darüber hinaus verengen sie die Blutgefäße und trocknen den Körper aus, was eine Lungenembolie ebenfalls begünstigt. Drogen, die gespritzt werden, verursachen darüber hinaus Venenentzündungen und Blutgerinnsel.

Außerdem kann fetthaltiges Knochenmark nach dem Bruch eines großen Knochens in die Blutbahn eindringen, bis zur Lunge wandern und eine Lungenembolie heraufbeschwören. Weitere Auslöser sind Fruchtwasser, das sich während der Entbindung in die Blutbahn verirrt, oder größere Mengen von Luft, die durch fehlerhaft ausgeführte intravenöse Injektionen oder Infusionen ins Blut kommen.

Symptome und Folgen: Stirbt man an einer Lungenembolie?

Die Lungenembolie führt zu Sauerstoffmangel im ganzen Körper und äußert sich mit plötzlicher Luftnot, Schmerzen in der Brust und Kreislaufschwäche mit Herzrasen, Abfall des Blutdrucks, Unruhegefühlen und Angst. Weitere Anzeichen sind (Blut-)Husten, Rasselgeräusche beim Einatmen, Schweißausbrüche, Schwindel oder Ohnmacht. Kopfschmerzen sind eher ungewöhnlich.

Manchmal löst sich ein Blutgerinnsel nicht als Ganzes, sondern in mehreren kleinen Teilen über eine längere Zeitspanne. In diesem Fall kann sie der Körper selbst abbauen. Das Krankheitsbild ist milder und durch Schwindel, Fieber, Herzrasen und Reizhusten gekennzeichnet.

Je größer der Lungenbereich ist, der nicht mehr durchblutet wird, desto schlechter ist die Prognose. Eine massive Lungenembolie kann in kürzester Zeit zum Kreislaufstillstand führen. Betrifft die Lungenembolie beide Lungen gleichzeitig, endet sie tödlich. Bis zu 90 Prozent aller Todesfälle ereignen sich innerhalb der ersten 2 Stunden nach der Erscheinung der ersten Beschwerden. Wird die Erkrankung zeitnah behandelt, sind Prognose und Überlebenschancen deutlich besser.

Die Komplikationen einer Lungenembolie sind schwerwiegend. Folgendes ist möglich:

  • Lungenfellentzündung: eine Entzündung der Haut, die die Lungen überzieht und die Brusthöhle von innen auskleidet
  • Pleuraerguss: die Ansammlung von Gewebewasser zwischen den äußeren Lungenblättern
  • Lungeninfarkt: das Absterben von Lungengewebe
  • Infarktpneumonie: eine Lungenentzündung im Bereich eines Lungeninfarkts
  • Pulmonale Hypertonie: Bluthochdruck im Lungenkreislauf
  • Rechtsherzversagen: plötzlicher Ausfall der Funktion des rechten Herzteiles

Wie stellt der Arzt die Diagnose?

Folgende Untersuchungen sind wichtig für die Diagnose:

  • Blutuntersuchung: Bestimmte Blutwerte sind besonders aufschlussreich. Es handelt sich um Substanzen, die der Körper produziert, wenn er versucht, das Blutgerinnsel aufzulösen. Finden sich diese Substanzen nicht im Blut, ist eine Lungenembolie fast unwahrscheinlich. Auch Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid im Blut sind wichtig für die Diagnostik einer Lungenembolie.
  • Computertomographie: Bei einem Computertomogramm sieht der Arzt den Verlauf der Lungengefäße und die Blutgerinnsel.
  • Lungenszinitgramm: Es zeigt die Durchblutung und Belüftung der verschiedenen Lungenareale.
  • EKG: Das EKG zeigt, ob der Herzmuskel wegen der Lungenembolie überlastet ist.
  • Ultraschalluntersuchung des Herzens: So erkennt der Arzt, ob die Herzfunktion durch die Lungenembolie eingeschränkt ist und ob Blutgerinnsel in den Herzkammern schwimmen.
  • Ultraschalluntersuchung der Beinvenen: Der Arzt prüft dabei, ob es Restgerinnsel in den Venen gibt.
  • Röntgenbild des Brustkorbs: Es zeigt, ob das Herz vergrößert ist, ob die Lungenarterien gestaut sind und ob sich Wasser in der Lunge angesammelt hat.
  • Pulmonalisangiografie: Ein Kontrastmittel wird gespritzt, sodass die Lungengefäße auf Röntgenbildern sichtbar werden.

Therapie: Ist eine Lungenembolie heilbar?

Eine Lungenembolie ist ein Notfall und muss dringend stationär behandelt werden. Im Krankenhaus wird alles getan, damit sich Atmung und Kreislauf stabilisieren. Manchmal sind schon davor eine Herzdruckmassage und Erste-Hilfe-Maßnahmen nötig, wenn der Kreislauf bereits zum Stillstand gekommen ist.

Der Patient wird dann im Krankenhaus in eine halbsitzende Lagerung gebracht und erhält Sauerstoff, schmerzlindernde Medikamente, Beruhigungsmittel und Arzneimittel, die das Blutgerinnsel auflösen. Strenge Bettruhe für die Dauer von mindestens ein paar Tagen ist angesagt. In einigen Fällen ist eine künstliche Beatmung nötig.

Reicht die intravenöse Verabreichung eines Arzneimittels zur Auflösung des Blutgerinnsels nicht, wird es mit Hilfe eines Katheters direkt behandelt, entweder mit einem gerinnungshemmenden Wirkstoff oder mit Ultraschallwellen. Hilft das auch nicht, dann wird unter Vollnarkose operiert. Der Arzt öffnet den Brustkorb, klemmt die Lungengefäße ab und entfernt das Blutgerinnsel.

Nach der Lungenembolie muss der Patient einen gerinnungshemmenden Wirkstoff für 3 bis 12 Monate einnehmen - in einigen Fällen sogar lebenslang.

Zur Vorbeugung einer Lungenembolie bei Menschen mit einem hohen Risiko, wie zum Beispiel nach einer Operation, verschreibt der Arzt einen gerinnungshemmenden Wirkstoff, um Thrombosen zu verhindern. Auch Kompressionstrümpfe wirken prophylaktisch in solchen Fällen.

Weitere Vorbeugungsmaßnahmen sind:

  • Rauchen Sie nicht.
  • Vermeiden Sie die Anti-Baby-Pille.
  • Bewegen Sie sich. Ist das nicht möglich, spannen Sie die Muskulatur der Beine abwechselnd an. Das beschleunigt den Blutfluss in den Venen und erschwert die Bildung eines Blutgerinnsels.
  • Bei langen Reisen und beengten Sitzverhältnissen ist regelmäßiges Fußkreisen oder Fußwippen hilfreich.

Fazit

Eine Lungenembolie ist lebensbedrohlich. Sie kann innerhalb von ein paar Stunden tödlich ausgehen. Deswegen muss sie dringend stationär behandelt werden. Medikamente, die das verursachende Blutgerinnsel in dem verstopften Lungengefäß auflösen, sind die wichtigste Therapiemöglichkeit. Die Risikofaktoren einer Lungenembolie sind gut erforscht und die Vorbeugungsmaßnahmen sind sehr wirksam. Deswegen ist es sinnvoll, alle Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, wenn Sie zu einer Hochrisikogruppe gehören.

Links

Deutsche Atemwegsliga
Patientenliga Atemwegserkrankungen
Deutsche Lungenstiftung
Bundesverband der Pneumologen
[Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin

](http://www.pneumologie.de/)

Quellen

  • Rahimtoola, J. D. Bergin: Acute pulmonary embolism: an update on diagnosis and management.In: Current problems in cardiology. 2005 Feb;30(2), S. 61–114.
  • Guidelines on the diagnosis and management of acute pulmonary embolism. The Task Force for the Diagnosis and Management of Acute Pulmonary Embolism of the European Society of Cardiology (ESC).In: European Heart Journal. (2008), 29, S. 2276–2315.
  • Raskob, GE; Angchaisuksiri, P; Blanco, AN; Buller, H; Gallus, A; Hunt, BJ; Hylek, EM; Kakkar, A; Konstantinides, SV; McCumber, M; Ozaki, Y; Wendelboe, A; Weitz, JI; ISTH Steering Committee for World Thrombosis, Day (November 2014). ‘Thrombosis: a major contributor to global disease burden.’. Arteriosclerosis, thrombosis, and vascular biology. 34(11): 2363–71.
  • Pantaleo, G; Luigi, N; Federica, T; Paola, S; Margherita, N; Tahir, M (2014). ‘Amniotic fluid embolism: review.’. Current pharmaceutical biotechnology. 14(14): 1163–7.
  • Stein PD, Sostman HD, Hull RD, Goodman LR, Leeper KV, Gottschalk A, Tapson VF, Woodard PK (March 2009). ‘Diagnosis of Pulmonary Embolism in the Coronary Care Unit’. Am. J. Cardiol. 103(6): 881–6.
  • Jaff MR, McMurtry MS, Archer SL, Cushman M, Goldenberg N, Goldhaber SZ, Jenkins JS, Kline JA, Michaels AD, Thistlethwaite P, Vedantham S, White RJ, Zierler BK (Apr 26, 2011). American Heart Association Council on Cardiopulmonary, Critical Care, Perioperative and Resuscitation, American Heart Association Council on Peripheral Vascular Disease, American Heart Association Council on Arteriosclerosis, Thrombosis and Vascular Biology. ‘Management of massive and submassive pulmonary embolism, iliofemoral deep vein thrombosis, and chronic thromboembolic pulmonary hypertension: a scientific statement from the American Heart Association.’. Circulation. 123(16): 1788–830.
  • Raja, AS; Greenberg, JO; Qaseem, A; Denberg, TD; Fitterman, N; Schuur, JD (29 September 2015). ‘Evaluation of Patients With Suspected Acute Pulmonary Embolism: Best Practice Advice From the Clinical Guidelines Committee of the American College of Physicians.’. Annals of Internal Medicine. 163: 701–11.
  • Stein PD, Woodard PK, Weg JG, Wakefield TW, Tapson VF, Sostman HD, Sos TA, Quinn DA, Leeper KV, Hull RD, Hales CA, Gottschalk A, Goodman LR, Fowler SE, Buckley JD (2007). ‘Diagnostic Pathways in Acute Pulmonary Embolism: Recommendations of the PIOPED II Investigators’. Radiology. 242(1): 15–21.
  • Authors/Task Force, Members; Konstantinides, SV; Torbicki, A; Agnelli, G; Danchin, N; Fitzmaurice, D; Galiè, N; Gibbs, JS; Huisman, MV; Humbert, M; Kucher, N; Lang, I; Lankeit, M; Lekakis, J; Maack, C; Mayer, E; Meneveau, N; Perrier, A; Pruszczyk, P; Rasmussen, LH; Schindler, TH; Svitil, P; Vonk Noordegraaf, A; Zamorano, JL; Zompatori, M; Authors/Task Force, Members (Aug 29, 2014). ‘2014 ESC Guidelines on the diagnosis and management of acute pulmonary embolism: The Task Force for the Diagnosis and Management of Acute Pulmonary Embolism of the European Society of Cardiology (ESC) Endorsed by the European Respiratory Society (ERS).’. European Heart Journal. 35: 3033–3073.
  • Wells PS, Hirsh J, Anderson DR, Lensing AW, Foster G, Kearon C, Weitz J, D’Ovidio R, Cogo A, Prandoni P (1995). ‘Accuracy of clinical assessment of deep-vein thrombosis’. Lancet. 345(8961): 1326–30.
  • Wells PS, Ginsberg JS, Anderson DR, Kearon C, Gent M, Turpie AG, Bormanis J, Weitz J, Chamberlain M, Bowie D, Barnes D, Hirsh J (1998). ‘Use of a clinical model for safe management of patients with suspected pulmonary embolism’. Ann Intern Med. 129(12): 997–1005.
  • Wells PS, Anderson DR, Rodger M, Ginsberg JS, Kearon C, Gent M, Turpie AG, Bormanis J, Weitz J, Chamberlain M, Bowie D, Barnes D, Hirsh J (2000). ‘Derivation of a simple clinical model to categorize patients probability of pulmonary embolism: increasing the models utility with the SimpliRED D-dimer’. Thromb Haemost. 83(3): 416–20.
  • Sanson BJ, Lijmer JG, Mac Gillavry MR, Turkstra F, Prins MH, Büller HR (2000). ‘Comparison of a clinical probability estimate and two clinical models in patients with suspected pulmonary embolism. ANTELOPE-Study Group’. Thromb. Haemost. 83(2): 199–203.

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.