Artikel 12/03/2015

So können Sie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall vermeiden

Dr. med. Volker Weidinger Internist, Sportmediziner
Dr. med. Volker Weidinger
Internist, Sportmediziner
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Herzinfarkte und Schlaganfälle sind kein ursprüngliches Problem des Herzens oder Gehirns, sondern ein Problem der Gefäße, welche diese Organe versorgen. Daher kann auch der plötzliche Verschluss eines dieser Gefäße mit einem Schlag das Organ zerstören, das am Tag zuvor noch tadellos funktioniert hat.

Der „normale“ Verschleiß der Arterien

Wie in einem Heizungsrohr kommt es auch in unseren Arterien durch ca. 100.000 Schläge pro Tag mit Druckwerten von über 80 mmHg über die Jahre zu einem „normalen“ Verschleiß mit Ablagerungen (Plaques) in der Gefäßwand. Gefährliche Plaques können dann auch einreißen, was zur Bildung von kleinen Blutgerinnseln an Ort und Stelle führen kann. Diese können im Ernstfall das Gefäß eines 30-Jährigen innerhalb weniger Minuten oder Stunden zum Verstopfen bringen. Derartige Gerinnsel können durch den Blutstrom wiederum abgerissen oder weitergeschwemmt werden und an anderen Stellen des Körpers als sogenannte „Embolien“ Probleme bereiten.

Im Vordergrund stehen dabei natürlich Gehirn und Herz, da auch kleinere Embolien hier bereits zum Tod oder zu schwerwiegenden, bleibenden Schäden mit verheerender Auswirkung auf die Lebensqualität führen können.

Herzinfarkt und Schlaganfall: unsichtbares Risiko

Das gefährliche an Herzinfarkten und Schlaganfällen ist, dass Patienten bis zum Ereignis selbst häufig noch gar keine Anzeichen oder Beschwerden haben und sich auch beim EKG, Belastungs-EKG und Herzultraschall im Vorfeld keine Auffälligkeiten ergeben müssen! Fast eine halbe Million Herzinfarkte treten pro Jahr in Deutschland auf und für ca. 1/3 der Patienten (ca. 160.000/Jahr) endet dieser tödlich. Dabei trifft es nicht nur die Alten, die Dicken oder die Raucher, sondern auch durchaus jüngere und sportliche Menschen. In der Zeitung steht dann häufig ‘viel zu früh und unerwartet’.

Wie können wir also bei einem gesunden Menschen mit hoher Sicherheit feststellen, ob er/sie gefährdet ist, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden? Und können wir diesen dann auch vermeiden?

Ja! Dazu sollten Sie auf zwei Dinge besonders achten: auf Ihre individuellen Risikofaktoren und auf den tatsächlichen Zustand Ihrer Gefäße!

Risikofaktoren kennen und optimieren

Die (Risiko-)Faktoren, die zum Verschleiß unserer Gefäße führen, sind insbesondere Bewegungsmangel, Übergewicht (bei schlechter Fett-/Muskel-Relation und hier vor allem bei hohem Anteil des inneren viszeralen Bauchfettes), Bluthochdruck, schlechte Blutfette, Nikotin, zu viel Insulin, Diabetes mellitus, chronische Entzündungen (auch z.B. Zahnfleischentzündungen), Vitamin-D-Mangel etc. Allerdings gibt es auch ein paar Faktoren, die wir nicht vermeiden oder ändern können, wie unsere genetische Abstammung, Geschlecht und das Alter selbst. Hier ist es wichtig, die entsprechenden Faktoren zu erkennen, sie richtig zu bewerten und anschließend so weit wie möglich zu optimieren.

Hierzu gibt es neue Risikoscores, mit welchen die individuellen Gefäßrisiken gut eingeschätzt werden können. Dabei sollten für Sie bei den Risikomarkern „Normalwerte“ uninteressant sein, wenn „Optimalwerte“ möglich sind. Mit regelmäßigem Sport und kohlenhydratarmer Ernährung haben Sie bereits die halbe Miete! Wer den Wert seiner Gefäße erkennt, sie richtig schätzt und ‘präventiv’ pflegt, wird auch im Alter richtig Spaß haben! Gleichzeitig können Sie so auch einer Demenz vorbeugen!

Zustand der Gefäße untersuchen lassen

Um den Zustand Ihrer Gefäße zu kennen und nicht nur zu glauben, dass sie gut sind, sollten Sie diese von Zeit zu Zeit durch Fachleute überprüfen lassen, so wie sie es beim Kundendienst Ihres Autos auch machen!

Wir können uns heute die Gefäße mit hochauflösendem Ultraschall direkt ansehen und bereits kleinste Veränderungen in der Gefäßinnenhaut entdecken. Mit dem Herz-CT können wir bei einer entsprechenden Risikokonstellation, die im Vorfeld abgeklärt wird, sogar ohne Herz-Katheter in die Herzkranzgefäße hineinsehen und entsprechende Ablagerungen oder Verengungen feststellen, lange bevor Beschwerden entstehen oder entsprechende Zeichen im EKG oder Ultraschall erkennbar wären.

Wenn wir diese frühesten Veränderungen, die ja dann auch noch keiner Erkrankung entsprechen müssen, dennoch bereits ernst nehmen und uns darum kümmern, dass diese nicht weiter zunehmen oder fortschreiten, wird auch der Zustand Ihrer Gefäße nach Jahren und Jahrzehnten deutlich besser sein, als bei Personen, die sich nie um ihre Gefäße gekümmert haben.

Letztlich können Sie sich auch eine Menge Ärger, Beschwerden und Medikamente sparen, wenn Sie früh genug die richtige Präventionsstrategie für Ihre Gefäße einschlagen. Wenn Sie bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatten, hängt davon Ihr Leben ab. ‘Je früher, desto besser und je später, desto wichtiger!’

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