Artikel 08/08/2015

Einlagen, Physiotherapie oder OP: Hallux rigidus optimal behandeln

Dr. med. Andre Morawe Orthopäde & Unfallchirurg, Fußchirurg, Sportmediziner
Dr. med. Andre Morawe
Orthopäde & Unfallchirurg, Fußchirurg, Sportmediziner
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Wenn das Zehengelenk verschleißt, steif wird und schmerzt, ist ein sogenannter ‘Hallux rigidus’ entstanden. Was Patienten tun können, um wieder beweglicher zu werden, wollte jameda vom Fuß-Spezialisten Dr. Morawe wissen. Er verrät, wann Einlagen, Physiotherapie und OPs sinnvoll sind, um einen schmerzenden Hallux rigidus bestmöglich zu behandeln.

jameda: Im Handel gibt es orthopädische Hilfsmittel, die Patienten das Laufen trotz Arthrose erleichtern sollen. Wann machen Einlagen Sinn?
Dr. Morawe: Die Arthrose des Großzehengrundgelenks lässt sich in frühen Stadien mit Korrektureinlagen behandeln, die eine sogenannte Rigidusfeder enthalten. Der Nachteil dieser Einlagern ist allerdings, dass es zu einer eingeschränkten Beweglichkeit der Großzehe kommt. Andere sinnvolle Hilfsmittel oder Nachtschienen gibt es nicht.

jameda: Was sollten Hallux-rigidus-Patienten beim Schuhkauf beachten?
Dr. Morawe: Die Schuhe sollten zum einen ausreichend Platz bieten, insbesondere im Oberleder, damit die störenden Knochenverbildungen nicht reiben können. Zum anderen profitieren die Patienten von einer steifen Schuhsohle, da das Gelenk auf diese Weise weniger belastet wird. Flexible Sohlen wie Flipflops oder Mokassins sind in der Regel ungünstig. Auch mit High-Heels kommen die Patienten wegen der häufig eingeschränkten Streckfähigkeit nicht klar.

jameda: Spezielle Übungen aus der Physiotherapie können helfen, die Versteifung zu lockern. Wie sehen diese Übungen aus? Beheben sie die Ursache des Hallux rigidus?
Dr. Morawe: Die Übungen beinhalten manualtherapeutische Behandlungsansätze: Der Fuß gleitet und streckt sich, um die Beweglichkeit zu erhalten und damit den Einsteifungsprozess zu stoppen. Ein einmal eingesteiftes Gelenk wird in aller Regel mit Physiotherapie nicht wieder beweglich.

jameda: Eine Operation erfolgt in der Regel, wenn die Erkrankung weiter fortgeschritten ist und starke Beschwerden verursacht. Welche Methoden stehen zur Verfügung? Welche ist die erfolgversprechendste Behandlung?
Dr. Morawe: Das kommt immer auf das Stadium, die individuelle Lebenssituation, den Leidensdruck und den Patientenwunsch an. Im Frühstadium werden lediglich die Knochenverbildungen entfernt und das Gelenk mobilisiert, im mittleren Stadium lässt sich das Problem mit einer gelenkerhaltenden Umstellungsoperation lösen. Lediglich in sehr weit fortgeschrittenen Stadien wird heutzutage entweder ein künstliches Gelenk eingesetzt oder eine Stabilisierungsoperation durchgeführt. Die individuelle Empfehlung lässt sich nur nach exakter Untersuchung und Beratung des Patienten vornehmen.

Allerdings sollte, wann immer es zu vertreten ist, ein gelenkerhaltendes Verfahren bevorzugt werden, da dies der natürlichen Biomechanik am nächsten kommt. Aus diesem Grund lässt sich auch der Rat, solange mit einer Operation zu warten, bis es nicht mehr auszuhaltend ist, nicht uneingeschränkt aufrechterhalten.

jameda: Nach der Operation muss der Patient einige Tage im Krankenhaus bleiben. Wie sieht die Nachbehandlung aus?
Dr. Morawe: In der Regel braucht der Patient für drei bis sechs Wochen einen Verbandschuh, Lymphdrainagen gegen die Schwellungen sowie Physiotherapie, um wieder beweglicher zu werden. Unterarmgehstützen sind fast immer unnötig.

jameda: Wann kann sich der Patient wieder normal fortbewegen? Treten nach der OP häufig Schmerzen auf?
Dr. Morawe: Der Patient kann direkt nach der Operation aufstehen und ohne fremde Hilfe laufen. Aufgrund der anfänglichen Schwellneigung sollte der Fuß in den ersten Tagen noch hochgelegt und mit Eis behandelt werden. Schmerzen treten aufgrund der schonenden Operationstechnik und der differenzierten Schmerztherapie so gut wie gar nicht auf.

jameda: Wie lange sind die Patienten krankgeschrieben?
Dr. Morawe: Das hängt natürlich vom Beruf ab. Krankschreibungen von ein bis sechs Wochen sind je nach Tätigkeit und angewendetem Verfahren üblich.

jameda: Nach drei Monaten dürfen Patienten wieder Sport treiben. Ist das Zehengelenk wieder so gut beweglich wie vor der Entstehung des Hallux rigidus?
Dr. Morawe: Bei den gelenkerhaltenden Verfahren und mit einem Kunstgelenk ist das der Fall. Wenn der Arzt eine Stabilisierungsoperation vorgenommen hat, entfällt die schmerzhafte Restbeweglichkeit, dafür wird die Mobilität über die Nachbargelenke kompensiert.

jameda: Vielen Dank für das Interview!

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