Artikel 31/07/2012

Unfruchtbarkeit – Wenn der Nachwuchs auf sich warten lässt

Team jameda
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unfruchtbarkeit

Etwa jedes siebte Paar in Deutschland ist ungewollt kinderlos. Was der Begriff „Unfruchtbarkeit“ bedeutet und welche Möglichkeiten der Behandlung zur Verfügung stehen, erklärt die jameda Gesundheitsredaktion in diesem Gesundheitsspecial.

Wann gilt ein Paar als „unfruchtbar“?
Unter Unfruchtbarkeit versteht man im weitesten Sinn die Unfähigkeit, Nachkommen zu zeugen, also Samen zu spenden, zu empfangen und eine Schwangerschaft auszutragen. Gleichbedeutend werden auch die Begriffe Infertilität, Sterilität und Zeugungsunfähigkeit benutzt. Ein Paar gilt als unfruchtbar, wenn sich trotz regelmäßigen, ungeschützten Geschlechtsverkehrs innerhalb eines Jahres keine Schwangerschaft einstellt.

Die Chance, schwanger zu werden, liegt generell nur bei 25-30 %
In Deutschland ist etwa jedes siebte Paar der Definition nach unfruchtbar. Dabei liegen die Ursachen zu je 40 % bei Mann und Frau, zu 20 % liegen die Gründe für die Unfruchtbarkeit bei beiden. Frauen sind im Alter von 20 bis 25 am fruchtbarsten, da dann die Eizellen regelmäßig heranreifen. Ab 30, sehr deutlich ab 35 und 40 Jahren, nimmt die Fruchtbarkeit der Frau ab. Im Vergleich dazu bleibt der Mann länger zeugungsfähig. Erst ab 40 kann die Qualität der Spermien langsam abnehmen. Da das Eintreten einer Schwangerschaft von vielen Faktoren wie dem Zyklus der Frau und der Qualität der Spermien abhängt, liegt die Chance schwanger zu werden generell nur bei etwa 25-30 %.

Ursachen für Unfruchtbarkeit bei der Frau
Die Ursachen für eine Unfruchtbarkeit der Frau sind zahlreich. Sind die Hormone aus dem Gleichgewicht geraten, können die Eizellen nicht regelmäßig wachsen. Verschlossene Eileiter lassen weder die Spermien zur Eizelle noch die befruchtete Eizelle in die Gebärmutter wandern. Angeborene oder erworbene Veränderungen von Gebärmutter, Gebärmutterhals, Eileitern und Eierstöcken können ebenfalls Gründe für Unfruchtbarkeit sein. Bei Endometriose beispielweise sind Bereiche von gutartigem Gebärmuttergewebe überwuchert, beim polyzystischen Ovarialsyndrom sind es flüssigkeitsgefüllte Bläschen, die in den Organen des Unterleibs wachsen. Ist das Immunsystem gestört, wenden sich körpereigene Abwehrstoffe gegen Samen- und Eizelle. Auch ein unausgewogener Lebenswandel mit zu viel Stress, Alkohol und Nikotin sowie starkes Über- oder Untergewicht können zu ungewollter Kinderlosigkeit führen.

Zeugungsunfähigkeit beim Mann
Die Ursachen beim Mann liegen vielfach in einer herabgesetzten Qualität der Spermien. Oft werden zu wenige Spermien gebildet, oft sind sie nicht beweglich genug. Gründe dafür können anatomische Veränderungen wie Hodenhochstand oder Krampfadern im Hoden sein, Infektionen z. B. Mumps, Malaria oder Geschlechtskrankheiten, Hormonstörungen, Diabetes, Umweltbelastungen und Stress, erbliche Faktoren oder übermäßiger Nikotin- und Alkoholkonsum. Seltener ist der Transport der Spermien gestört. Dies kann z. B. bei verklebten Samenleitern oder geschädigten Nebenhodengängen der Fall sein.

Reproduktionsmedizin - Kinderwunschbehandlung
Die Reproduktionsmedizin ist auf dem Gebiet der Fortpflanzung und Fertilitätsstörungen beschäftigt. Hier arbeiten Mediziner verschiedener Fachrichtungen zusammen, wie Gynäkologen, Andrologen, Urologen und Genetiker. Oft reicht eine hormonelle Behandlung der Frau aus, um eine Schwangerschaft auf dem natürlichen Wege des Geschlechtsverkehrs zu ermöglichen. Eine Künstliche Befruchtung (Assistierte Befruchtung) findet statt, wenn der Arzt den Samen und die Eizelle zusammenbringt, sei es im Mutterleib oder im Reagenzglas.

Hormone regen die Reifung der Eizellen an
Wachsen in den Eierstöcken keine Eizellen heran, bleibt eine Schwangerschaft aus. Tabletten mit dem Wirkstoff Clomifen und das Hormon FSH (Follikel stimulierendes Hormon) als Injektion fördern das Eizellwachstum. Um den Eisprung, also das Schlüpfen der Eizelle in den Eileiter, auszulösen, wird das Hormon HCG (Humanes Chorion-Gonadotropin) als Injektion gegeben. Geschlechtsverkehr um den Tag des Eisprungs herum kann so in 10-30% zu einer Schwangerschaft führen.

Intrauterine Insemination (IUI)
Bei dieser In-vivo-Fertilisation wird der Samen mit einem feinen Katheter in die Gebärmutterhöhle der Frau eingebracht, wo er die Eizelle im Eileiter befruchten kann.

In-vitro-Fertilisation (IvF)
Die In-vitro-Fertilisation findet außerhalb des Mutterleibes statt. Hier werden Samen- und Eizelle in einem Reagenzglas zusammengeführt, wo die Befruchtung unter der natürlichen Auslese des schnellsten und wendigsten Spermiums erfolgt.

Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Hat die klassische In-vitro-Fertilisation keinen Erfolg gebracht, kann die Befruchtung einer Eizelle mit einem speziell ausgewählten Spermium unter dem Mikroskop erfolgen. Dazu wird das Spermium mit einer Pipette in die Eizelle eingesetzt.

Einsetzung des Embryos in die Gebärmutter
Zwei bis drei Tage nach der Befruchtung außerhalb des Körpers werden die aus wenigen Zellen bestehenden Embryos in die Gebärmutter eingesetzt. In Deutschland dürfen maximal drei Embryonen gleichzeitig eingepflanzt werden, um Mehrlingsschwangerschaften zu vermeiden, die Mutter und Kinder gefährden könnten.

Was können Mann und Frau selbst tun, wenn es nicht gleich klappt?
• Stress kann die Fruchtbarkeit einschränken. Sport ohne Überanstrengung und Entspannungstechniken helfen Stress abzubauen.
• Frauen mit Kinderwunsch sollten sich ausgewogen ernähren. Vor allem Jod und Folsäure sind für eine Schwangerschaft wichtig.
• Kaffee sollte moderat, Alkohol selten getrunken werden.
• Nicht Rauchen! Nikotinkonsum stört den Zyklus der Frau und mindert die Spermienqualität.
• Da sowohl Untergewicht als auch Übergewicht die Chance für eine Schwangerschaft senken, sollten Frauen ihr Normalgewicht anstreben.
• Zeit für die Partnerschaft: Offenheit, Vertrauen und gemeinsame Erlebnisse sind gerade beim sehnsuchtsvollen Warten auf ein Baby wichtig.
• Zwar ist die Eizelle am Tag des Eisprungs nur etwa 24 Stunden lang zur Befruchtung bereit, doch können Spermien in der Vaginalschleimhaut mehrere Tage überleben. Deshalb: Sex nicht nur am Stichtag, sondern auch und vor allem dann, wenn man Lust dazu hat.

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