Artikel 11/04/2010

Das Immunsystem zähmen durch Hyposensibilisierung

Team jameda
Team jameda
das-immunsystem-zaehmen-durch-hyposensibilisierung

Allergien sind Überreaktionen des Immunsystems: Die Allergie-Auslöser, etwa bestimmte Stoffe aus Nahrungsmitteln oder Gräserpollen, werden vom Körper als Fremdstoffe erkannt. Und entsprechend startet das Immunsystem seine Abwehrreaktion. Die bekannten Folgen: tränende Augen, laufende Nase, Hautausschläge, in schwereren Fällen sogar allergisches Asthma und Atemnot. Dabei sind die Allergene eigentlich keine Gefahr für den Körper - aber das Immunsystem hält sie für eine.

Um die Allergie zu bekämpfen, müssen häufig Medikamente eingesetzt werden, nicht immer mit ausreichendem Erfolg. Gerade Heuschnupfengeplagte können ein Lied davon singen, wie Pollen den schönsten Frühling vermiesen können. Für sie ist deshalb ein Behandlungskonzept interessant, das an der Überempfindlichkeit des Immunsystems ansetzt: der Hyposensibilisierung, die auch als ‘spezifische Immuntherapie’ bezeichnet wird.

Das Prinzip ist eigentlich ganz einfach: Dem Betroffenen wird das Allergen in verdünnter und gereinigter Form zugeführt. Dabei werden die Mengen in regelmäßigen Abständen gesteigert, so dass sich das Immunsystem langsam daran gewöhnen kann. Eine hundertprozentige Allergiefreiheit lässt sich mit dieser Therapie allerdings nicht erreichen. Deshalb wird in Fachkreisen auch der lange geläufige Begriff „Desensibilisierung’ nicht mehr gebraucht. Allerdings kann die Empfindlichkeit deutlich gesenkt und damit der Leidensdruck für die Allergie-Patienten spürbar verringert werden. Eine Hyposensibilisierung führt bei den meisten Betroffenen dazu, dass sie deutlich weniger Medikamente benötigen.

Für die Hyposensibilisierung werden im Wesentlichen zwei Verfahren eingesetzt. Bei der klassischen subkutanen Immuntherapie (SCIT) wird das Allergen von einem erfahrenen Facharzt unter die Haut des Oberarms gespritzt. Die Konzentration wird über einen Zeitraum von etwa vier Monaten wöchentlich bis zu einer Erhaltungsdosis gesteigert, die dann in etwas längeren Abständen verabreicht werden kann. Je nach Allergietyp kann eine komplette Hyposensibilisierungsbehandlung drei bis fünf Jahre dauern, in Einzelfällen auch noch darüber hinaus. Nach der Injektion muss der Patient noch etwa 30 Minuten in der Praxis warten, damit bei einem eventuell auftretenden allergischen Schock schnell ärztliche Hilfe bereit steht.

Für einige Allergene gibt es auch eine alternative Behandlung in Form von Tropfen oder Schmelztabletten, bei der die allergieauslösenden Substanzen über die Mundschleimhaut aufgenommen werden. Diese Therapieform ist auch unter dem Namen sublinguale Immuntherapie (SLIT) bekannt. Für die Patienten ist die Einnahme von Tabletten oder Tropfen angenehmer als häufige Spritzen, allerdings müssen die meisten Präparate nahezu täglich eingenommen werden. Außerdem wird die SLIT von Fachleuten nur für Patienten mit Pollenallergie empfohlen, bei denen die Beschwerden noch nicht auf die unteren Atemwege übergegriffen haben. Bei stärkeren Beschwerden bzw. Ganzjahresallergien wie auf Hausstaubmilben, Insektengifte oder Tierhaare sollte dagegen die klassische SCIT eingesetzt werden.

Bei saisonalen Allergien wie Heuschnupfen liegt der beste Behandlungsbeginn für die Hyposensibilisierung direkt nach dem Ende der betreffenden Jahreszeit (Spätsommer bis Herbst). Bei anderen Allergien ist der Start der Therapie frei wählbar. Leider gibt es noch keine Hyposensibilisierungsmethoden für Nahrungsmittelallergien - hier besteht noch großer Forschungsbedarf.

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.