Artikel 13/03/2023

Lipödem, Lipohypertrophie, Adipositas: Wie lässt sich das unterscheiden?

Dr. med. Jörg Fuchs Facharzt für Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurg, Phlebologe
Dr. med. Jörg Fuchs
Facharzt für Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurg, Phlebologe
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Lapidar lässt sich diese Frage beantworten, indem man, oder besser gesagt Frau, zum Spezialisten, vornehmlich zu einem Phlebologen geht. Die Adipositas betrifft natürlich auch Männer. Genauer betrachtet sind diese drei Krankheitsbilder jedoch Entitäten, die überwiegend, beim Lipödem sogar ausschließlich, nur Frauen betreffen.

Hilfe gibt es in der Sprechstunde beim Experten

Die phlebologische Sprechstunde ist hier gefordert, Hilfestellung in der Unterscheidung zu geben, denn die Ansätze in der Therapie sind differenziert zu betrachten. Grundsätzlich stellt sich in der modernen Zeit natürlich immer wieder die Frage nach der Präventionsmöglichkeit.

Bei der Adipositas lässt sich noch am einfachsten eine Antwort geben, denn gesunde Ernährung und körperlicher Ausgleich bereits im Kindesalter führen normalerweise nicht zu übergewichtigen Menschen.

Lipohypertrophie und Lipödem hören sich zwar unterschiedlich an, rein von den Äußerlichkeiten finden sich hingegen wenig Unterschiede, oft werden die Begriffe auch synonym verwendet, wobei  Lipödem umgangssprachlich der gängigere Begriff ist.

Wie sieht Lipohypertrophie und Lipödem bei den Patientinnen aus?

Es handelt sich um eine chronische, meist voranschreitende Erkrankung bei Frauen mit gleichseitig angeordneter Vermehrung des Unterhautfettgewebes überwiegend der unteren Körperhälfte, insbesondere der Extremitäten. Der Rumpf ist nicht betroffen.

In 30 Prozent der Betroffenen finden sich gleichzeitig oder später auch Auffälligkeiten an Ober- und Unterarmen. Weithin erkennt man diesen Typus auch daran, dass der Körperstamm und die Extremitäten nicht zusammenpassen, dass es eine Dysproportion vorliegt. Dies führt dann zum Begriff der Lipohypertrophie oder Lipohyperdystrophie oder Lipödem.

Typische Merkmale sind:

  • gleichförmige Fetteinlagerungen an den Beinen
  • Sport und Diäten zeigen keine Wirkung
  • im Lauf des Tages vermehrte Schwellungen und Schmerzen
  • es bilden sich sehr leicht blaue Flecken

Neuere Veröffentlichungen besagen, dass beim Lipödem diese Aspekte vorliegen, bei der Lipohypertrophie auch, aber ohne Schmerzen und Schwere-/Druckgefühl. Die physiognomische Ausbildung der Dysproportion ist bei beiden Bilder gleich, sieht also gleich aus.

So wird die Diagnose gestellt

Die Diagnosestellung erfolgt beim Phlebologen rein klinisch, also durch Erhebung der Krankengeschichte und die körperliche Untersuchung. Laboruntersuchungen sind unspezifisch, wobei immer die Funktion der Schilddrüse, unserem Stoffwechselorgan, zu berücksichtigen ist.

Der Phlebologe ist deshalb in diesem Kontext der geeignete Spezialist, weil er durch seine apparative Untersuchung ein Krampfaderleiden, eine Durchblutungsstörung oder ein Lymphödem ausschließen kann.

Das Lipödem bietet drei Stadien:

  • Stadium I: Hautoberfläche glatt
  • Stadium II: Hautoberfläche uneben, Dellen, Beulen
  • Stadium III: Hautoberfläche derb und hart, Fettgewebswülste, Lappenbildung

So zeigt sich eine Adipositas

Die Adipositas bietet eine Fettgewebsvermehrung des Rumpfes, zeigt aber auch immer wieder eine homogene Vermehrung des gesamten Körperfettgewebes, also nicht die typische Dysproportion zwischen Rumpf und Extremitäten.

Gerne wird immer wieder der Begriff des Body-Mass-Index verwendet. Er ist für die differentialdiagnostische Betrachtung in diesen Fällen völlig ungeeignet. Denn er setzt die Körpermasse in Relation zur Körperoberfläche. Besser geeignet ist der Bauchumfang- Größen-Quotient (BGQ oder Waist to Height-Ratio: WtHR). Der WtHR beschreibt wesentlich genauer die Dysproportion (Normalgewicht: 0,4 – 0,5; Übergewicht: 0,51 – 0,56; Adipositas: 0,57 – 0,68).

So unterscheiden sich Adipositas, Lipödem und Lipohypertrophie

Übergewicht kann durch geeignete Stoffwechselbeeinflussungen, Stoffwechselkuren, verringert werden. Lipödem und Lipohypertrophie sind durch eine Ernährungsumstellung prinzipiell nicht zu beseitigen. Auch durch eine begleitende Lymphdrainage und Kompression lassen sich letztere Krankheitsbilder nicht beeinflussen, da typischerweise kein Lymphödem vorliegt.

Ganz sinnlos sind diese Therapieansätze hingegen jedoch nicht, da subjektive Beschwerden, wie Berührungs- und Druckempfindlichkeit, sowie der Druckschmerz verändert werden können.

Der einzige kurative Ansatz beim Lipödem und der Lipohypertrophie ist jedoch die Liposuktion, da sie das pathologische, disproportional verteilte Fettgewebe nachhaltig beseitigen kann und dieses genetisch verursachten Habitus in die physiologische Form zurückbringt. Über eine Liposuktion sollten sich Betroffene jedoch genau beraten lassen, denn hierzu gehören in der Regel mehrere Eingriffe und eine intensive Nachsorge, so dass erst nach einer Phase von circa zwölf Monaten der Hauptteil der Arbeiten erledigt ist. Kontrollen im Verlauf sind bei dieser chronischen Erkrankungen also vorprogrammiert.

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