Artikel 12/11/2014

Was ist wichtig bei Schilddrüsenoperationen?

Dr. med. Franz Huber Facharzt für Allgemeinchirurgie, Notfallmediziner
Dr. med. Franz Huber
Facharzt für Allgemeinchirurgie, Notfallmediziner
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Operationen der Schilddrüse sind heute hoch standardisierte Eingriffe mit einer geringen Komplikationsrate und sehr guten Ergebnissen. Neben einer Operation können heute eine Reihe von Schilddrüsenerkrankungen auch medikamentös oder mit einer Strahlentherapie (Radiojodtherapie) behandelt werden.

Wann wird also heute eine Operation an der Schilddrüse durchgeführt?

Kalte Knoten in der Schilddrüse
„Kalt“ bedeutet, dass in dem Knoten weniger (oder gar kein) Schilddrüsenhormon produziert wird als im gesunden Schilddrüsengewebe. Wenn kalte Knoten eine bestimmte Größe überschreiten (mehr als 1 cm), rasch an Größe zunehmen und/oder im Ultraschall eine ungleichmäßige Struktur aufweisen, besteht ein erhöhtes Risiko der Entartung zum Schilddrüsenkrebs. Wenn diese Kriterien erfüllt sind, sollte eine Entfernung des Knotens/der Knoten angestrebt werden.

Wie steht es mit einer Punktion des Knoten?
Ich persönlich halte überhaupt nichts von der Punktion dieser Knoten, um eine mögliche Entartung festzustellen. Da die eigentlichen Krebsherde in diesen Knoten oft noch sehr klein sind, gibt es eine sehr hohe Rate falsch negativer Punktionsergebnisse, die zu einer falschen Sicherheit und deutlich verspäteten Operation führen.

Wie wird operiert?
Der Knoten muss immer komplett entfernt werden, um eine saubere Beurteilung durch den Pathologen unter dem Mikroskop zu ermöglichen. Liegen mehrere Knoten vor, müssen alle entfernt werden. Dabei wird man aber immer versuchen, gesundes Schilddrüsengewebe zu erhalten. Wegen der hohen Ungenauigkeit sollte in den meisten Fällen auf eine Schnellschnitt-Untersuchung während der Operation verzichtet werden. Dafür muss der Pathologe aber spätestens nach 24 Stunden sein endgültiges Untersuchungsergebnis vorlegen. Bei Vorliegen eines Schilddrüsenkrebses (Karzinom) müssen meist weitere Maßnahmen erfolgen.

Warme Knoten in der Schilddrüse
„Warm“ bedeutet, dass in dem Knoten mehr Schilddrüsenhormon produziert wird als im gesunden Gewebe und dass der Regulierungsmechanismus der Hormonproduktion außer Kraft gesetzt ist. Bei diesen Knoten handelt es sich in der Regel um sogenannte „autonome Adenome“. Beim Patienten liegt dann eine latente (schleichende) oder ganz offensichtliche Überfunktion der Schilddrüse vor (Hyperthyreose). Ausmaß und Verteilung dieser „warmen“ Areale werden in der Szintigraphie festgestellt. Danach richtet sich auch das Ausmaß der Operation. In der Regel wird aber bei warmen Knoten und Schilddrüsenüberfunktion sehr viel weniger Schilddrüsen-sparend operiert. Schließlich will man ja keine warmen Areale zurücklassen.

Schilddrüsenkrebs
Beim Schilddrüsenkrebs unterscheiden wir vier Typen. Bei den meisten Patienten handelt es sich aber entweder um ein papilläres oder um ein follikuläres Schilddrüsenkarzinom.

Die Behandlung ist immer primär operativ. Meist wird der befallene Schilddrüsenlappen komplett entfernt. Ob auch die Gegenseite entfernt werden muss, hängt von der Größe des Karzinoms und einer Reihe anderer pathologischer Kriterien ab. Diese Faktoren bestimmen auch, ob die Lymphknoten der Halsregion mit entfernt werden müssen.

Je nach Art, Größe und Beschaffenheit des Tumors wird im Anschluss an die Operation eine Radiojodtherapie (Strahlentherapie) durchgeführt.

Die Heilungschancen bei den oben genannten beiden Schilddrüsenkrebsarten sind heute als sehr gut einzustufen, insbesondere wenn der Krebs durch Einhaltung der oben geschilderten Kriterien bei „Knoten“ relativ früh erkannt wird.

Mit welchen Risiken und Komplikationen muss man bei einer Schilddrüsenoperation rechnen?
Die Verletzung des sogenannten „Stimmbandnervs“ wird heute durch das „Neuromonitoring“ weitgehend verhindert. Dabei wird der Stimmbandnerv während der gesamten Operation immer wieder elektrisch stimuliert und kann damit leichter erkannt und geschont werden.

Wie bei allen anderen Operationen auch besteht bei einer Schilddrüsenoperation das Risiko einer Nachblutung, insbesondere während der ersten 6-12 Stunden. Daher werden Patienten in dieser Phase ganz besonders intensiv überwacht. Bei einer sorgfältigen Operationstechnik ist diese Komplikation sehr selten geworden.

Gerade bei ausgedehnteren Eingriffen an der Schilddrüse muss besonders auf die Erhaltung der Nebenschilddrüsen geachtet werden. Diese sind für den Kalziummetabolismus verantwortlich. Durch eine spezielle Operationstechnik werden diese etwa erbsengroßen Drüsen präpariert und geschont.

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