Als Aneurysmen werden Aussackungen der arteriellen Gefäße bezeichnet, die überwiegend die Hauptschlagader betreffen. Es handelt sich um Erweiterungen angeborener oder erworbener Veränderungen der Gefäßwand. Ursächlich für die Gefäßwandschädigung ist dabei die Arteriosklerose. Ein erhöhter Blutdruck stellt deshalb ein besonders hohes Risiko dar - sowohl für die Entstehung als auch für die Ausdehnung eines Aneurysmas.
Welche weiteren Risikofaktoren gibt es?
Weitere Risikofaktoren sind Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen. Bei Ultraschalluntersuchungen von Patienten über 65 Jahre konnte bei Männern in bis zu 13 % und bei Frauen in 6 % ein Bauchaortenaneurysma festgestellt werden. Bestehen entsprechende Risikofaktoren wie Zuckerkrankheit, Fettstoffwechselstörungen oder Übergewicht, sollte eine Vorsorgeuntersuchung zum Ausschluss eines Aneurysmas ab dem 50. Lebensjahr indiziert werden.
Schätzungen haben ergeben, dass in Deutschland nur etwa 15% der Patienten mit einem Aneurysma operiert werden. Nur die frühzeitige Behandlung - egal ob herkömmlich oder endovaskulär - verhindert die Ruptur. Die Überlebenschancen betragen jedoch maximal 20%.
Therapiemöglichkeiten und Symptome
Die rechtzeitige, geplante Therapie ist unproblematisch - sowohl in der Durchführung als auch im Verlauf nach der Operation. Ein typisches Beschwerdebild für das Aneurysma gibt es nicht, jedoch können verschiedene klinische Zeichen darauf hinweisen. So kommt es bei Aneurysmen in der Brusthöhle zur zunehmenden Heiserkeit, Atemnot oder Schluckbeschwerden. Das Bauchaortenaneurysma zeichnet sich vorwiegend durch Bauch- und Rückenschmerzen, Blähungen oder auch Stuhlunregelmäßigkeiten aus. In vielen Fällen ist eine Pulsation im Bauchraum tastbar.
Prävention
Angesichts der Tatsache, dass das durchschnittliche Lebensalter kontinuierlich zunimmt und da 20% aller Aneurysmen schnell wachsen, kann mit einem Anstieg von Aortenaneurysmen gerechnet werden. Daher ist es wichtig, Patienten über 60 Jahre - insbesondere bei Vorliegen von Risikofaktoren wie arterielle Verschlusskrankheit und Bluthochdruck - mit Hilfe einer Sonografie abzuklären und sie gegebenenfalls zeitnah gefäßchirurgisch zu versorgen.
Diagnostik
Die Diagnose des Aortenaneurysmas wird durch die Ultraschalluntersuchung des Bauchraums bzw. durch Echokardiographie gestellt. 98% aller Aortenaneurysmen werden so gefunden. Bei entsprechendem Hinweis schließt sich die
Bauchschmerzen können ein Anzeichen für ein bestehendes Aneurysma sein. (©fotolia-74453191-underdogstudios)
Computertomographie mit Kontrastmittel an. Sie gibt derzeitig die ausführlichste Information über Ausdehnung im Längs- und Querdurchmesser, Art der Thrombosierung, Größenzunahme des Aneurysmas in der Verlaufskontrolle sowie anatomische Besonderheiten und räumliche Beziehungen zu Nachbarorganen.
Die Variante des Angio-CTs kann zusätzlich eine dreidimensionale Projektion der Gefäßsituation generieren, was für die Planung endovaskulärer Therapieverfahren relevant ist.
Die Kernspintomographie kommt bei Kontrastmittelunverträglichkeit und bei speziellen zusätzlichen Fragestellungen (Dissektionsmembran, Entry/Reentry, Abgrenzung von Tumoren) zum Einsatz. Ab einem kritischen Durchmesser von etwa 5 cm besteht ein erhebliches Risiko, dass das Aneurysma platzt und eine lebensbedrohliche Blutung auftritt. Dies ist auch der Fall, wenn das Aneurysma, kleiner als 5 cm ist, aber ein jährliches Wachstum von 5 mm oder mehr aufweist.
Operationsverfahren
Da ein Notfalleingriff selten erfolgreich verläuft, hat der Arzt die Aufgabe, durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen die Aneurysmaentwicklung abzuschätzen, den richtigen Zeitpunkt für die Operation zu finden und das geeignete Operationsverfahren auszuwählen.
Die Laparotomie
Die herkömmliche Therapie des Bauchaortenaneurysmas wird mit einer Laparotomie (Bauchschnitt) durchgeführt. Hier wird die erkrankte Gefäßstrecke durch ein Kunststoffrohr (beschichtete Kunststoff-Prothese) ersetzt.
Erstreckt sich das Aneurysma auch in die Beckenarterien, werden Y-förmige Prothesen eingesetzt. War in früheren Zeiten die offene Resektion eines Aortenaneurysmas eine aufwändige, mehrstündige und risikoreiche Operation, stellt diese heute durch verbesserte Operationstechniken, Naht- und Prothesenmaterialien in unkomplizierten Fällen einen problemlosen Standardeingriff dar.
Die endovaskuläre Aneurysmaausschaltung
Seit mehr als 10 Jahren wird die endovaskuläre Aneurysmaausschaltung mittels Stentprothese über einen Zugang über die Leiste praktiziert. Dabei wird eine mit Kunststoff ummantelte blutdichte Gefässstütze in das Gefässsystem eingebracht und damit der Bereich des Aneurysmas von innen ausgekleidet und stabilisiert.
Dieses Verfahren zeichnet sich durch eine weitaus geringere Belastung für den Patienten aus. Selbst komplexe Aneurysmen können so problemlos endovaskulär versorgt werden.
Aneurysma können heutzutage operativ ausgeschaltet werden. (© fotolia-22969668-GordonGrand)
Jedoch hat auch diese Therapieform Grenzen, die nur der Gefäßchirurg erkennt. Nachteile wie regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen und deutlich häufiger erforderliche Nachbehandlungen sowie die noch geringen Erfahrungen hinsichtlich der Langzeitergebnisse stehen hier den Vorteilen wie einer kürzeren stationären Behandlungsdauer, dem geringeren OP-
Trauma und dem hohen Patientenkomfort gegenüber.
Da beim endovaskulär versorgten Aneurysma postoperativ kein Druck mehr auf die Aneurysmawand ausgeübt wird, kann das Aneurysma sowohl im Durchmesser wie auch in der Länge schrumpfen («Remodeling»). Dies kann zur Lageveränderung der Prothese mit Gefahr der Reperfusion und Ruptur des Aneurysmas oder zum Abknicken und somit zum Bruch eines Prothesenschenkels mit nachfolgender Thrombose führen.
Wichtig
Regelmäßige jährliche Kontrollen sind unerlässlich, insbesondere bei Patienten mit einer Restperfusion (Endoleak, d.h. Undichtigkeit) oder bei Aneurysmata, die trotz nachgewiesener Ausschaltung noch immer pulsieren.
Nach der erfolgreichen Ausschaltung des Aneurysmas mit einer der oben genannten Methoden kann ein normales uneingeschränktes Leben geführt werden.