Artikel 03/04/2018

Direktes und indirektes Bilirubin im Blut: Wie kommt es zu einem erhöhten Wert?

Team jameda
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Bilirubin ist ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes (= Hämoglobin), den die roten Blutkörperchen enthalten.

Welche Bedeutung hat Bilirubin für die Gesundheit?

Alte rote Blutkörperchen werden vor Allem in der Milz in ihre einzelnen Bausteine zerlegt. Dabei wird der rote Farbstoff frei und im Blut sofort an Eiweiße gebunden. Dieses gebundene Bilirubin wird ‘indirektes Bilirubin’ genannt und vom Blut in die Leber transportiert. Dort wird das Bilirubin so umgebaut, dass es gut wasserlöslich wird und über die Gallenwege ausgeschieden werden kann. Nach dem Umbau bezeichnet man es als ‘direktes Bilirubin’. Von der Galle gelangen die Abbauprodukte des Bilirubins in den Darm und führen zur charakteristischen Färbung des Stuhls.

Das Gesamt-Bilirubin setzt sich zusammen aus der Summe von indirektem und direktem Bilirubin. Zur Bestimmung des indirekten Bilirubins ermittelt man das Gesamtbilirubin und zieht davon den Wert des direkten Bilirubins ab.

Diese Unterscheidung ermöglicht eine Eingrenzung der Ursache, wenn es um Erhöhungen des Wertes geht. Das Verhältnis von direktem und indirektem Bilirubin kann einen Hinweis darauf geben, ob die Probleme beim Abbau des Blutfarbstoffs vor, in oder nach der Leber liegen

Steigt das Bilirubin im Blut deutlich an, so kommt es zu einer Gelbfärbung der Augen und der Haut (= Ikterus, so genannte Gelbsucht).

Diese Werte für Bilirubin sind in Ordnung

Folgende Gesamt-Bilirubin-Werte gelten als normal:

Kinder über 1 Monat

je nach Alter und Reifegrad 0,2 - 10 mg/dl (= 3 - 17 μmol/l)

Erwachsene

0,1 – 1,2 mg/dl (= 2 - 21 μmol/l)

Folgende Direkt-Bilirubin-Werte gelten als normal:

Kinder über 1 Monat und Erwachsene

0-0,2 mg/dl (= ❤️,4 μmol/l)

Werte von Säuglingen und Neugeborenen können erheblich abweichen.

Für einzelne Messgeräte geben deren Hersteller abweichende Normalwerte. So wird zum Beispiel für das Reflotron-Gerät, das in Apotheken und Arztpraxen verbreitet ist, als Grenzwert 1,0 mg/dl (= 17 μmol/l) aufgeführt. Fragen Sie daher im Zweifelsfall noch einmal dort nach, wo Ihr Wert ermittelt wurde, welche Normalwerte berücksichtigt wurden und wie Ihr persönliches Ergebnis zu interpretieren ist.

So rechnen Sie die Werte um: md/DL x 17,104 = µmol/L

Wie kann es zu erniedrigten direkten Bilirubinwerten kommen?

Zu niedrige direkte Bilirubin-Werte bedeuten gleichzeitig zu hohe indirekte Bilirubinwerte. Dazu kommt es, wenn entweder vermehrt rote Blutkörperchen absterben (= Hämolyse), die die Leber nicht mehr verarbeiten kann, oder die chemische Umwandlung von Bilirubin gestört ist.

Wie kann es zu erhöhten Bilirubinwerten kommen?

Die Werte für Bilirubin im Blut können ansteigen, wenn entweder vermehrt rote Blutkörperchen absterben (= Hämolyse), die chemische Umwandlung von Bilirubin gestört ist oder der Abtransport in der Leber bzw. den Gallenwegen behindert ist. Für jeden der genannten Punkte gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, so dass im Folgenden nur eine Auswahl genannt werden kann.

Ursachen für Hämolyse können z.B. sein: eine angeborene Störung der roten Blutkörperchen wie z.B. Kugel- oder Sichelzellanämie, Antikörper gegen rote Blutkörperchen oder eine Vergrößerung der Milz.

Der Umbau von Bilirubin in der Leber kann bei Schwäche oder Ausfall des zuständigen Enzyms verzögert oder aufgehoben sein. Die relativ häufige Gelbsucht bei Neugeborenen ist auf eine vorübergehende Anpassungsstörung des für den Umbau von Bilirubin wichtigen Enzyms zurückzuführen.

Zu Störungen des Abtransportes von Bilirubin kann es kommen bei: Hepatitis (= Leberentzündung), Leberzirrhose oder Verschluss der Gallenwege z.B. durch Gallensteine oder Tumoren.

Moderat erhöhte Bilirubinwerte können vorkommen bei Morbus Gilbert, Appetitlosigkeit, Fasten über 36 Stunden und Blutergüssen. Weiterhin können erhöhte Bilirubinwerte verursachen: Fruktoseintoleranz und die Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Diphenylhydantoin, Azathioprin, Phenothiazine, Erythromycin, Penicillin, Sulfonamide, männliche Hormone, Halothan, Aminosalizylsäure, Isoniazid, Methyldopa, Indometacin, Pyrazinamid). Die Einnahme der ‘Pille’ kann den Bilirubinwert senken.

Wenn Ihr Bilirubinwert erhöht ist?

Eine Erhöhung des Bilirubinwertes ist ein Symptom (steht also nicht für eine definitive Krankheit) und sollte auf jeden Fall Anlass für eine weiterführende Untersuchung sein. Je nach Ursache, die zur Erhöhung des Wertes geführt hat, können verschiedenste Behandlungen notwendig werden. Als alleiniger Wert hat der Bilirubinwert, außer zur Kontrolle des Verlaufs einer Gelbsucht, keine Aussagekraft.

Literaturquellen
Weitere Quellen

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