Artikel 30/07/2012

Gebärmutterentfernungen - in vielen Fällen vermeidbar

Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk Frauenarzt (Gynäkologe), Ernährungsmediziner
Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk
Frauenarzt (Gynäkologe), Ernährungsmediziner
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In Deutschland werden jedes Jahr etwa 100.000 Gebärmutterentfernungen vorgenommen. Etwa zehn bis 15 Prozent dieser Eingriffe erfolgen aufgrund bösartiger Tumore (Gebärmutterhals- oder Gebärmutterkörperkrebs). In diesen Fällen gibt es zur Operation in der Tat keine Alternative und der Eingriff sollte so schnell wie möglich vorgenommen werden, um die Prognose nicht zu verschlechtern.

Etwa 85 Prozent aller Gebärmutterentfernungen erfolgen allerdings aufgrund gutartiger Erkrankungen und sind damit zumindest prinzipiell vermeidbar. Hier lohnt es sich durchaus, auch einmal eine ‘Zweitmeinung’ einzuholen. Inzwischen gibt es nämlich viele Möglichkeiten, eine Gebärmutterentfernung zu vermeiden.

Häufigster Grund für die sogenannte Totaloperation sind Myome, die zu Blutungsstörungen führen können oder gelegentlich auch durch ihre schiere Größe Beschwerden verursachen.
Allerdings muss in diesen Fällen durchaus nicht immer die gesamte Gebärmutter entfernt werden, sondern es besteht auch die Möglichkeit, die einzelnen Myome auszuschälen (Enukleation). Dies kann per Bauchschnitt, in vielen Fällen auch per Bauchspiegelung (Laparoskopie) beziehungsweise per Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) erfolgen. Der Eingriff bietet sich immer dann an, wenn nicht mehr als drei Myome vorliegen. Natürlich ist er auch immer dann zwingend, wenn noch Kinderwunsch besteht.

Eine nicht medikamentöse Therapie stellt die Myomembolisation dar. Auch mittels fokussiertem Ultraschall lassen sich einige Myome zum Schrumpfen bringen.

In vielen Fällen werden Gebärmutterentfernungen auch wegen starker Blutungen vorgenommen, die sich medikamentös nicht beherrschen lassen. Hier bietet sich eine sehr elegante Methode an, die allerdings in Deutschland bisher nur wenig Verbreitung gefunden hat. Bei der sogenannten Endometriumablation wird die Gebärmutterschleimhaut im Rahmen einer Gebärmutterspiegelung abgetragen. Dies kann mit einer elektrischen Schlinge oder einem sogenannten Rollerball erfolgen. Technisch noch einfacher und sicherer ist die Anwendung von Netz- oder Ballonsystemen. In allen Fällen wird die Gebärmutterschleimhaut, die für die Blutung verantwortlich ist, bis in die tiefen Schichten verödet. Die Gebärmutter selbst bleibt erhalten und die Hormonproduktion wird nicht beeinflusst. Die Langzeitergebnisse dieser Methode sind hervorragend.

Seit Anfang 2012 steht auch eine neue medikamentöse Therapie zur Behandlung von Myomen zur Verfügung. Mit sogenannten selektiven Progesteronenrezeptormodulatoren (SRPN´s) lassen sich Myome gezielt verkleinern. Übermäßig starke Blutungen werden schnell unter Kontrolle gebracht. Zur Zeit ist das Medikament nur zur Vorbereitung auf einen chirurgischen Eingriff zugelassen. Da die Verminderung des Myomvolumens jedoch auch nach Absetzen der Medikamente anhält, zeichnet sich bereits jetzt ab, dass viele Frauen damit eine Gebärmutterentfernung eventuell auch ganz vermeiden können. Siehe hierzu auch den Artikel ‘Myome - neue medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten’.

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