Sinkende Stressresistenz in Zusammenhang mit den Wechseljahren

Stress vermeiden und Wechseljahrbeschwerden lindern. (© lite - iStock)

Von hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren hat bestimmt jeder schon gehört. Doch von dem komplexen Zusammenspiel in unserem Körper wissen eher wenige. Auch die Forschung hat dazu noch viel Interessantes zu entdecken.

Ich möchte Ihnen hierzu eine vereinfachte Kurzfassung in Bezug auf Stressresistenz und Belastbarkeit mitgeben.

Was wird in den Wechseljahren im Körper ausgelöst?

In den Wechseljahren nimmt die Produktion der Hormone Östrogen und Progesteron durch die Eierstöcke ab. Die Nebennieren übernehmen nun einen Teil der Produktion. Jedoch arbeiten diese "hierarchisch".

Dies bedeutet, wenn es Stress gibt, werden mit Priorität Stresshormone produziert, denn das ist schon immer die Aufgabe der Nebennieren und die Geschlechtshormone müssen "warten".

Dadurch kann der Hormonhaushalt, bei häufigem und vor allem anhaltendem Stress, durcheinanderkommen und Wechseljahrsbeschwerden können zunehmen.

Denn je länger Stressphasen dauern, ohne ausgeglichen zu werden, desto häufiger kommt die Produktion von Östrogen und Progesteron zu kurz. So kann eine Mangel bzw. ein Ungleichgewicht entstehen, häufig entwickelt sich daraus eine Östrogendominanz.

Welche Anzeichen gibt es dafür im Alltag?

Sicher haben sie bereits davon gehört oder selbst gespürt, dass die Stresstoleranz in den "50ern" abnimmt und die Belastbarkeit nicht in allen Lebenslagen so hoch ist, wie sie dies aus jüngeren Jahren kennen.

Das "Multitasking" geht  nicht mehr so leicht von der Hand, man fühlt sich häufiger uneffektiv, anstrengende Tätigkeiten dauern länger und es passieren Fehler. Vor allem, wenn es keine Routineaufgaben sind und zudem kann die Vergesslichkeit zunehmen.

Es zeigt sich Gereiztheit und das Bedürfnis nach Ruhe nimmt deutlich zu. Man möchte aus Situationen, Gesprächsrunden oder Meetings nur noch raus. Oder man ist froh, wenn die geliebten Kinder und Enkel endlich wieder gehen und Ruhe und Ordnung einkehrt.

Vielleicht nehmen sie dies auch bei Angehörigen, Freundinnen oder Arbeitskolleginnen wahr.

Den Hormonhaushalt sowie das Stresslevel ausgeglichen halten. (© sean - iStock)
Was hilft?

Verständnis und Akzeptanz! Es ist weder "Altersstarrsinn", noch Böswilligkeit, noch Desinteresse, wenn eine bisherige "Powerfrau" nun mehr auf eine kleinere "To-do-Liste" achtet. Es ist klug und gesund.

Denn mit zunehmenden Alter macht es Sinn, dass eigene Stresslevel noch einmal unter einem ganz anderen Aspekt unter die Lupe zu nehmen.

Die Balance zwischen Anspannung und Entspannung ist wichtig. Wirkliche Erholungsphasen sind unerlässlich und das in einer Regelmäßigkeit.

Ausreichend Schlaf, Bewegung an der frischen Luft - dies sind die Gewohnheiten, von deren hilfreichen Wirkung wir hinreichend wissen, und doch nicht immer ausreichend in unserem Alltag integrieren.

Checken sie ihren Hormonstatus (Östradiol, Östriol, Östron, Progesteron, Testosteron, DHEA) - vor allem auch das Cortisol im Tagesverlauf. Dafür sind Speicheltests sehr gut geeignet. Lassen Sie sich von erfahrenem Fachpersonal beraten und begleiten.

Es ist nie zu spät, sich etwas Gutes zu tun!

Bleiben Sie in Balance!

Ihre Heike Michl 

Dieser Artikel dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose, und ersetzt den Arztbesuch nicht. Er spiegelt die Meinung des Autors und nicht zwangsläufig die der jameda GmbH wider.

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Kommentare (14)

Angela, 13.10.2022 - 02:52 Uhr

Ich bin kürzlich 56 geworden und leide an einem mäßig differenzierten Adenokarzinom, das mittels Ausschabung im September 2021 diagnostiziert wurde. Obwohl es sich um einen sog. hormonrezeptorpositiven Tumor handelt, kam bis jetzt kein einziger Frauenarzt auf die Idee, einen Hormonstatus zu erheben --- und das nach einem Jahr (!!!!) der Diagnosestellung! Inzwischen bin ich bei der 4. Frauenärzt*in gelandet, die ich förmlich anflehen musste wegen eines Hormonstatus. Es wurde Estradiol, Estriol und Progesteron mittels Blutabnahme angefordert ---- nach 2 Wochen immer noch kein Ergebnis! Testosteron und DHEA wurden überhaupt nicht angesprochen.....ich muss beim Hausarzt quasi betteln um ein großes Blutbild und Retentionsparameter.....diesen Stress mit den Ärzten plus Beruf und Haushalt macht mich komplett fertig ---- sodass ich kaum noch schlafen kann ---- Quetiapin 25mg zur Nacht beruhigt zumindest insofern, dass ich ein paar Stunden zur Ruhe komme. Hinzu kommt, dass ein Frauenarzt noch nicht einmal eine richtige Diagnose bei bakterieller Vaginose gestellt hat und mir auch noch ein Medikament mit 200mg Progesteron verschrieben hat ---- sodass die vaginale Blutung samt Ausfluss zu einem schier unerträglichen Problem wurde und immer noch ist! Was können Sie mir raten? Liebe Grüße, Angela

Antwort von Heike Michl, verfasst am 15.10.2022

Liebe Angela, danke für Ihre Zeilen und den kleinen Einblick in Ihre "Geschichte". Bleiben Sie grundsätzlich am Ball und vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl. Leider ist der Weg zum passenden Arzt/Ärztin manchmal sehr lang und es braucht eine glückliche Fügung und Empfehlung... Hormonbestimmungen machen auch Endokrinologen oder Hautärzte (z.B. bei Haarausfall), vielleicht kommen Sie darüber weiter. Einen Hormonspeicheltest können Sie auch ohne Arzt machen lassen. Googeln Sie danach und finden Sie Ihr passendes Labor. Es gibt auch Labore, da wertet im Anschluss ein(e) ArztIn oder HeilpraktikerIn Ihr Ergebnis mit Ihnen aus. Reduzieren Sie Ihren Stress, werden Sie im Zweifel etwas "egoistischer"/achtsamer mit sich selbst. Achten Sie dauerhaft auf Ihre gesunde Belastungsgrenze. Ernähren Sie sich ausgewogen, eher basisch, weniger sauer, nutzen Sie Meditation, Yoga, Spaziergänge (vor allem im Wald) ... täglich 15 min bringen mehr, wie 2x die Woche 45min, ... Eine Entgiftung/professionelle Darmsanierung, z.B. mit Hilfe eines Mayrarztes/Mayerärztin kann auch zu einer deutlichen Besserung von div. "Frauenleiden" beitragen. Ich wünsche Ihnen alles Gute und baldige Balance! Ihre Heike Michl

Nancy, 20.09.2022 - 08:50 Uhr

Liebe Frau Michel. Mit (erst kürzlich) 44 Jahren befinde ich mich nun, laut Bluttest, seit 6 Monaten in den Wechseljahren. Dem Voraus liegen eine Endometriose Erkrankung vor, 4 Eileiterschwangerschaften, 1 Geburt. Meine erste Regel bekam ich mit 12 Jahren und mit 18 Jahren mehrere Hormontherapien, um die Endometriose Beschwerden einzudämmen. Im letzten Jahr war ich extremen Dauerstress ausgesetzt. Vor allem beruflich. Dann blieb die Menstruation aus. Nun die Bestätigung laut Hormontest. Empfohlen wird mir nun die Zugabe von Östrogen. Nun 2 Fragen hierzu. Ist die Hormoneinnahme von Östrogen sinnvoll? Kann sich durch Stressminimierung die Menstruation wieder auf natürliche Weise regeln und die Östrogenproduktion wieder selbstständig einstellen? Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung. Liebe Grüße Nancy

Antwort von Heike Michl, verfasst am 20.09.2022

Liebe Nancy, danke für Ihre offenen Worte. Ungern möchte ich hier eine "offene" Sprechstunde führen, um Ihre Privatsphäre auch zu schützen. Melden Sie sich gern per Mail persönlich. Nur soviel: Wieder in Balance zu kommen (weniger Stress) ist absolut wichtig, vor allem wenn Sie wirklich dauerhaft in den Wechseljahren bleiben. Was in Ihrem Alter nicht ausgeschlossen ist. Um so jünger, um so hilfreicher ist ein "Ausgleich" der Hormone, um das Risiko von "Folgeerkrankungen", wie z.B. Osteoporose, Herz-Kreislauf, ..., nicht zu erhöhen. Wege gibt es natürlich verschiedene. Ich wünsche Ihnen alles Gute! Ihre Heike Michl

Beatrix, 26.07.2022 - 18:38 Uhr

Liebe Frau Michl, kann der Hausarzt die Nebennieren testen, da er ja auch die Schilddrüse testet? Würde mich gerne auch persönlich mit Ihnen austauschen. Herliche Grüße Beatrix

Antwort von Heike Michl, verfasst am 09.08.2022

Liebe Beatrix, Nebenniere ist nicht mit Schilddrüse zu vergleichen. Gern können Sie Ihren Hausarzt danach fragen, doch ich denke er wird Sie an einen Endokrinologen verweisen. Die Frage ist, was genau wollen Sie prüfen lassen? Cortisol z.B. können Sie über einen Speicheltest von Zuhause aus angehen. Beste Grüße Heike Michl

Andrea, 04.04.2022 - 13:27 Uhr

Liebe Frau Michl, ein Endokrinologe meinte, Speicheltests sein nicht zuverlässig? Und in der Tat weichen die Ergebnisse meines Speicheltests deutlich von Bluttest ab? Wie sehen Sie das? LG, Andrea

Antwort von Heike Michl, verfasst am 04.04.2022

Liebe Andrea, ja, die Ergebnisse von Blut- und Speicheltests sind nicht vergleichbar. Häufig zeigen Bluttests ein "besseres" Ergebnis an, im Vergleich zum Speicheltest. Und ja, ich kenne auch Mediziner, welche Speicheltests nicht einmal kennen oder diese lächerlich oder ungeeignet finden. Ohne jetzt zu tief einzutauschen, möchte ich Ihnen einen großen Unterschied nennen. Im Blut werden aktive und inaktive (gebundene und ungebundene) Hormone in ihrer Gesamtheit angezeigt. Im Speicheltest werden nur die aktiven/ungebundenen Hormone gemessen, welche dem Körper auch für ihren Job zur Verfügung stehen. Vergleichen Sie es mit einer Theaterbestuhlung. Es hilft Ihnen weniger zu wissen wie viele Sitzplätze das Theater hat sondern wie viele Plätze noch frei sind, wenn sie eine Vorstellung besuchen wollen. Um ein recht genaues Ergebnis zu bekommen, ist es wichtig bei der Speichelentnahme sehr sauber zu arbeiten, mehrere Proben zu entnehmen und den richtigen Zeitpunkt im Zyklus zu wählen. Sexualhormone und Cortisol können genauer im Speichel bestimmt werden, für z.B. Schilddrüse, Prolaktin oder das Anti-Müller-Hormon, bei Kinderwunsch, da sind Bluttests geeigneter. Hören Sie in sich hinein, welche Beschwerden haben Sie, was ist ihr Ziel und welche Befunde geben in dieser Hinsicht Auskünfte, um Ansätze für Optimierung zu finden. Alles Liebe und Gute, Ihre Heike Michl

Birgitt, 20.03.2022 - 16:01 Uhr

Bitte geben Sie mir einen Hinweis, wie ich ( in Berlin wohnend) am besten meinen Hormonhaushalt checken kann. Seit mehreren Jahren mache ich ( 67) eine Hormonersatztherapie mit einem Kombipräparat. Derzeit stehe ich aber unter besonderem Stress und merke auch deutlich, wie wenig resistent ich geworden bin. Da ich zur Zeit aus Altersgründen meiner bisherigen Ärzte, die im Ruhestand sind, keine gynäkologische oder endokrinologische Betreuung habe, möchte ich gerne erst einmal eine Bewertung meines Hormonstatus erlangen ( bin selber Ärztin und kann mir entsprechende Untersuchungen auch selbst verordnen) Bin für Ihren Tipp sehr dankbar. Viele Grüße Birgitt

Antwort von Heike Michl, verfasst am 21.03.2022

Liebe Birgitt, melde Dich bitte per Email bei mir, dann gebe ich Dir gern Hinweise zu Testmöglichkeiten. Öffentlich darf ich hier keine Werbung für einzelne Labore machen. VG Heike Michl

Nina, 08.03.2022 - 11:39 Uhr

Liebe Frau Michl, Wie auch die Kommentatorin Frau Bauernschmidt interessiere ich mich für den Speicheltest und wo man einen solchen kaufen kann. Ich wäre Ihnen daher für einen Hinweis dankbar. Viele Grüße und bereits vielen Dank N.

Antwort von Heike Michl, verfasst am 19.03.2022

Liebe Nina, gern helfe ich Ihnen weiter, jedoch darf ich hier keine Werbung für bestimmte Labore machen. Melden Sie sich per email bei mir und wir tauschen uns zu verschiedenen Möglichkeiten aus. Herzliche Grüße Heike Michl

M. Bauernschmidt, 19.12.2021 - 02:41 Uhr

Was für Speicheltest muß man da nehmen? Kann man die bei amazon kaufen? Was hilft gegen diese schrecklichen Hitzewallungen? Für eine Rückantwort wäre ich sehr dankbar.

Antwort von Heike Michl, verfasst am 20.12.2021

Liebe Frau Bauernschmidt, danke für Ihre Zeilen und Ihr Interesse. Ich darf hier keine "Werbung" für bestimmte Labore machen. Bitte nicht "irgendwas" "irgendwo" bestellen. Schreiben Sie mir eine email oder rufen mich an, dann helfe ich Ihnen gern konkret weiter. Zu Hitzewellen gibt es keine pauschale Ferndiagnose, die Ursachen können vielfältig sein. Gern ein paar Ideen, wenn Sie sich melden. Bis dahin, alles Gute Ihre Heike Michl

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