Artikel 02/05/2016

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Dr. med. Philipp Marcel Buck

Team jameda
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Philipp Marcel Buck interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Dermatologe.

jameda: Herr Dr. Buck, was hat Sie motiviert, Dermatologe zu werden?
Herr Dr. Buck: Die Haut als größtes Organ des Menschen kann von einer Vielfalt an Erkrankungen beeinträchtigt werden. Damit ist die Dermatologie ein sehr visuelles Fach. Täglich mit den eigenen Augen die Erfolge seiner Arbeit zu erleben, ist unheimlich motivierend. Hinzu kommt, dass die Patienten aufgrund der stigmatisierenden Eigenschaften von Hauterkrankungen gut mit mir zusammenarbeiten und sehr dankbar sind. Die Dermatologie ist eines der wenigen Fächer, für welches man nahezu alle Therapien auch ambulant in der eigenen Praxis anbieten kann. Nur sehr selten ist es heute noch erforderlich, seine Patienten an ein Krankenhaus weiter zu verweisen.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Dr. Buck: Mir gefällt es, zu erleben, wie im Laufe der Jahre immer mehr Patienten aufgrund von Empfehlungen den Weg zu mir finden. Häufig reichen dann etwas mehr Zeit zum Zuhören und ausführlichere Erklärungen aus, um lange Leidenswege zu beenden. Die größte Herausforderung für mich ist es, in der Zeit der immer knapperen Ressourcen, weitere Wege zu finden, genug Zeit für den einzelnen Patienten zu haben.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Dr. Buck: Der Klassiker ist, dass wir Dermatologen doch eh alles nur mit Kortison behandeln. Doch gerade in der Dermatologie haben wir zur Zeit die meisten Neuentwicklungen in der Therapie, die gerade kein Kortison enthalten: Antikörper zur gezielten Ausschaltung von Schuppenflechte- oder Neurodermitis-verursachender Moleküle, mehrere Antikörper zur Therapie des schwarzen Hautkrebses, Antikörper und immunaktivierende Cremes zur Heilung des weißen Hautkrebses, modifizierte Vitamin A-Säuren zur Therapie des Handekzems, neue Lasersysteme gegen Falten und Narben sowie zum Transport von Wirkstoffen.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen? 
Herr Dr. Buck: Ich gebe häufig ein Zeitfenster an, in welchem wir den Erfolg voraussichtlich erreichen werden. Auch gebe ich Perspektiven vor, welche Alternativen noch zur Verfügung stehen, falls die erste Therapie nicht gleich anschlägt. Und ich mache klar, dass ich immer einen weiteren Schritt anbieten werde, gegebenenfalls mir bekannte Koryphäen hinzuziehe, und nie aufgebe.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Buck: Ich mag keinen erhobenen Zeigefinger, der hat mir in der Kindheit schon die Zahnarztbesuche zur Qual gemacht. Ich versuche gleich, mich in den Patienten einzufühlen und frage mich, ob er sich auch vorstellen kann, die Therapie wirklich durchzuhalten und biete gegebenenfalls eine einfachere Alternative an. Sollte er die Therapie trotzdem nicht einhalten können, vielleicht aufgrund von Vergesslichkeit, gebe ich ihm Tipps (z.B. die morgendlichen Tabletten auf dem Frühstückstablett oder im Zahnputzbecher zu deponieren) oder spreche über weitere Alternativen.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Dr. Buck: Die sprechende Medizin erheblich stärken. Das würde dabei helfen, sich überflüssige Diagnostiken und Therapien zu sparen. Warum haben wir in Deutschland so viel Zulauf zu den ohne wirksame Medikamente auskommenden Homöopathen? Weil diese sich aufgrund viel besserer Bezahlung des Gesprächs mit dem Patienten, ganz ohne kostentreibende Diagnostik oder invasiver Therapien, empathisch mit dem Patienten beschäftigen können.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Buck: Wir haben uns in das Dilemma manövriert, dass wir aufgrund immer  weiter sinkenden Einnahmen pro Patient, immer mehr Patienten in derselben Zeit behandeln müssen. Anstatt gemeinsam dagegen vorzugehen, lassen wir die Gesprächsqualität leiden und kompensieren das Defizit mit häufig überflüssigen Prozeduren.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr Dr. Buck: Es gibt einen Trend zu gering-invasiven Verfahren und ganzheitlichen Therapien. Wir bieten bei uns CoolSculpting® zur Modellierung von Problemzonen ohne operativem Eingriff mit beeindruckenden Resultaten an. Die „percutane Kollageninduktionstherapie“ mittels Microneedling und plättchenreichem Plasma verbessert die Hautstruktur bei Aknenarben, Grobporigkeit, feinen Falten und Dehnungsstreifen durch Anregung der körpereigenen Kollagenproduktion – ohne Injektion körperfremder Substanzen. Neu ist auch die „Laser assited drug delivery“, ein Verfahren, um Wirkstoffe mittels Laser in tiefere Hautschichten zu bringen.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Buck: Eine Patientin mit schwerster Schuppenflechte am ganzen Körper, eine alleinerziehende Mutter. Ihr kleiner Sohn liebte es, schwimmen zu gehen, nur konnte er das nie mit seiner Mutter, da sie sich für ihre Haut schämte. Nach nur vier Wochen mit einem neuen Antiköper kam sie in kurzer Hose und T-Shirt in die Praxis, die Haut komplett abgeheilt, und sie berichtete mir überglücklich, dass sie mit ihrem Sohn im Schwimmbad war. Das war vor sieben Jahren und ich sehe sie seitdem alle drei Monate.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Buck: Sonne macht Hautalterung und Hautkrebs. Genießen Sie sie trotzdem, aber bitte mit einem guten Sonnenschutz, am besten jeden Tag, und im Winter ziehen Sie die Einnahme von Vitamin D (500 IE pro Tag) in Erwägung. Fragen Sie außerdem immer Ihren Arzt, wenn er Ihnen seine Therapie erläutert, ob er diese seiner eigenen Tochter oder seiner Mutter genauso verordnen würde.

Zur Person

Herr Dr. Buck ist Hautarzt in zweiter Generation. Seit über 10 Jahren praktiziert er als Facharzt mit folgenden Schwerpunkten: ambulante Dermatochirurgie mit ästhetischen Techniken, Lasertherapie, Schuppenflechte/Neurodermitis. Außerdem ist er Mitglied in Expertengremien für Akne und Rosacea.

Zur Praxis

Goldbek Medical ist eine hochmoderne Praxis für Dermatologie, Plastische Chirurgie, Lasertherapie, ambulante Operationen, medizinische Kosmetik und CoolSculpting® in einem alten Fabrikloft direkt am Wasser in Hamburg-Winterhude.

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