Artikel 13/09/2011

Neues zur Therapie von Nieren- und Harnleitersteinen

Dr. med. Ralf Thiel Urologe, Androloge
Dr. med. Ralf Thiel
Urologe, Androloge
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Harnsteinerkrankungen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. In den 80er Jahren wurde mit der in Deutschland entwickelten Stoßwellenbehandlung (ESWL - extrakorporale Stoßwellenlithotripsie) als nicht invasive Behandlungsmethode die Therapie von Nierensteinen erstmals revolutioniert. Bis dahin konnten Nierensteine nur durch Schnittoperationen oder stark kalibrige Endoskope (über die Flanke) behandelt werden. Nicht selten wurden an Kliniken mehr als 1000 ESWL-Behandlungen pro Jahr durchgeführt, was nicht zuletzt durch Mehrfachbehandlung wegen geringer Steinfreiheitsraten (Steinreste verblieben in der Niere) bedingt war.

Die endoskopische Behandlung von Harnleitersteinen war in den 90er Jahren lange nur im unteren Harnleiterabschnitt möglich, da durch die Größe der Instrumente mit zunehmender Entfernung von der Harnblase die Komplikationsrate deutlich anstieg. Auch hier wurden nach vorausgegangener vorübergehender innerer Harnableitung über kleine Röhrchen – sog. Doppel-J-Katheter – die Steine vornehmlich mit ESWL behandelt. Die Weiterentwicklung minimal-invasiver Behandlungsmethoden führte zur Entwicklung dünner Instrumente zur Einführung in den Harnleiter durch die Blase (Ureteroskope), die hier zunehmend die ESWL als primäre Behandlungsmethode ablösten. Mit der Einführung flexibler Ureteroskope war der Zugang auch zu Nierensteinen erstmals auch durch die Harnröhre möglich.

Hier hat die Entwicklung in den letzten zehn Jahren einen rasanten Sprung zu schwach kalibrigen, hoch auflösenden Instrumenten gemacht, deren Bewegungsspielraum durch mögliche Abwicklungen von 270° an der Spitze nahezu uneingeschränkt ist. Die Technik der ESWL-Behandlungen wird an vielen Kliniken zunehmend nur noch in Ausnahmefällen und oft nur auf Wunsch der Patienten durchgeführt. Der Grund: Dank der modernen Instrumente (flexible Ureteroskopie) und schonenden Anästhesieverfahren können die Patienten in der Regel in nur einer Behandlungssitzung steinfrei gemacht werden.

Alle nicht spontan abgangsfähigen Steine im Harnleiter und Nierensteine bis zu einem Volumen von ca. 1cm³ werden in Narkose mit oder ohne Zertrümmerung durch einen Holmiumlaser durch die Harnröhre entfernt. Zur sicheren Harnableitung erhalten die Patienten eine innere Schiene (Doppel-J-Katheter), die der niedergelassene Urologe nach einer Woche ambulant in örtlicher Betäubung entfernt.

Größere Nierensteine werden durch ein bleistiftdickes Instrument, welches über die Flanke zur Niere vorgeführt wird, entfernt. Der anschließend über den gleichen Zugang eingelegte dünne Nierenkatheter wird in der Regel am übernächsten Tag entfernt und dann geht es stein- und schlauchfrei nach Hause. Was bleibt, ist eine 1 cm große Narbe an der Flanke. Das gesamte Repertoire der modernen Steinbehandlung von Medikamenten über die Zertrümmerung und die Laserbehandlung sollte vorgehalten werden und für jeden Patienten eine individuelle Therapie gewählt werden. Ab besten ist aber weiterhin die Verhütung von Nierensteinen. Das geschieht am einfachsten durch regelmäßiges Trinken: Es reicht aus, alle 1-2 Stunden 1 Glas zu trinken, um die Steinbildung zu verhindern!

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