Artikel 21/08/2012

Morbus Hashimoto – eine Frauenkrankheit durch Progesteronmangel? (Teil 1)

Prof. Dr. med. Claus Schulte-Uebbing Frauenarzt (Gynäkologe), Onkologe, Akupunkteur
Prof. Dr. med. Claus Schulte-Uebbing
Frauenarzt (Gynäkologe), Onkologe, Akupunkteur
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In Deutschland leiden Millionen an Morbus Hashimoto, vor allem Frauen. Es handelt sich dabei um eine sogenannte Autoimmunkrankheit. Daher wird sie auch als „Autoimmunthyreoiditis“ oder als chronisch „lymphozytäre Thyreoiditis’ bezeichnet. Diese Erkrankung nimmt in Deutschland zu.
Sie hat oft Auswirkungen auf das gesamte Hormonsystem und den gesamten Organismus. Der Verlauf kann individuell sehr stark variieren. Zu den Schilddrüsen-Autoimmunkrankheiten, den sogenannten „Autoimmunthyreopathien“, gehört neben der Hashimoto-Thyreoiditis auch der Morbus Basedow, wobei es zwischen beiden Krankheiten auch diverse Übergänge gibt.

Warum betrifft die Hashimoto-Thyreoiditis vor allem Frauen?

Die Eierstockhormone spielen eine Rolle, vor allem das Gelbkörperhormon „Progesteron“. Viele haben eine Dysregulation der Eierstockhormone: eine ausgeprägte Östrogendominanz und einen Progesteronmangel. Häufig müssen wir auch einen Vitamin-, D3-, Zink- und Selenmangel behandeln.

Viele gynäkologische Erkrankungen gehen mit Östrogendominanz und Progesteronmangel einher, zum Beispiel Endometriose, Prämenstruelles Syndrom, Myome, viele Zyklusstörungen, vor allem stärkere und / oder längere Blutungen, schmerzhafte Regel, aber auch eine Reihe hormonabhängiger gynäkologischer Tumore (Brustkrebs, Eierstockkrebs, Gebärmutterkrebs).

Wann muss ein M. Hashimoto behandelt werden?

Ein M. Hashimoto sollte behandelt werden, wenn entsprechende Symptome und / oder auffällige Hormonwerte vorliegen. Auch bei normalen Schilddrüsenhormonwerten (fT3 und fT4) kann unter Umständen ein erhöhter TSH-Wert (als möglicher Hinweis auf eine bereits latente Unterfunktion) eine Indikation zur Behandlung darstellen.

Wenn bei M. Hashimoto ein Progesteronmangel behandelt wird, wird die Erkrankung günstig beeinflusst. Bei vielen Patientinnen sinken die Anti-TPO bereits innerhalb weniger Monate deutlich.

Eine Schwangerschaft, bei der viel mehr Progesteron produziert wird, wirkt sich günstig aus. Tatsächlich geht es unseren Patientinnen mit M. Hashimoto in der Schwangerschaft oft deutlich besser. Stoffwechselwege, die M. Hashimoto direkt oder indirekt fördern können, werden bei Schwangeren vor allem durch das natürliche Progesteron geblockt. Auch eine vormals bestehende übermäßige Östrogenproduktion. Mit kontinuierlicher Zunahme des Serum-Progesteronspiegels in der Schwangerschaft erhöht sich auch die Sensibilität der Schilddrüsenzellen gegenüber TSH.

Welche Progesteronersatztherapie ist empfehlenswert?

Bei nachgewiesenem Progesteronmangel therapieren wir, falls keine Gegenanzeigen bestehen, erfolgreich mit einer naturidentischen Progesteronsalbe (z. B. aus der Yamswurzel, je nach Serum-Laborwerten 3 Prozent, 5 Prozent oder 10 Prozent). Diese kann zum Beispiel abends (ein bis zwei Hübe) auf die Oberarminnenseite aufgetragen werden. Bei Hashimoto-Threoiditis kann sie auch direkt auf die Halsregion über der Schilddrüse aufgetragen werden. Das ist eine sehr einfache und oft sehr effektive Therapie. Symptome einer Hashimoto-Thyreoiditis bessern sich oft. Liegt eine SD- Unterfunktion vor, finden wir oft, dass eine L-Thyroxin-Therapie durch die gleichzeitige Progesteron- Substitution mit naturidentischem Progesteron (z. B. als 3-, 5- oder 10-prozentige Creme aus der Yamswurzel) effektiver werden kann.

Hat die Therapie mit naturidentischem Progesteron irgendwelche Nebenwirkungen?

Wenn die Therapie vernünftig angewandt wird, das heißt bei richtiger Indikation und richtiger Dosierung gibt es keine nennenswerten Nebenwirkungen. Die L-Thyroxin- plus Progesteron-Substitutionstherapie sollte aber immer laborkontrolliert erfolgen: Kontrolle von fT3, fT4, TSH, Anti TPO, TAK zunächst im Abstand von vier Wochen. Bestehen keine Symptome mehr beziehungsweise liegen dann alle Werte im Zielbereich, können die Kontrollabstände verlängert werden. Eine halbjährliche oder jährliche Kontrolle kann dann bei guter Einstellung ausreichend sein.

Was muss außer dem Progesteronersatz noch gemacht werden?

Es gibt außer dem Progesteronmangel noch andere wichtige (Teil-)Ursachen. Beispielsweise können Infektionen hormonelle Störungen bewirken oder verstärken. Giftstoffe können M. Hashimoto, Progesteronmangel und Östrogendominanz bewirken oder verstärken. Wichtig ist auch die richtige Ernährung und ein gutes Immunsystem.

Auch die Psyche spielt eine große Rolle. Wir sehen immer wieder, wie wichtig es sein kann, bei der Therapie des M. Hashimoto seelische, psychische und psychosomatische Faktoren mit einzubeziehen.

Im zweiten Teil erfahren Sie mehr über die Behandlungsmöglichkeiten von M. Hashimoto.

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