Artikel 21/12/2013

Hüftkopfnekrose – Früherkennung, Diagnose und Therapie

Dr. med. Martin Rinio Fußchirurg, Orthopäde & Unfallchirurg, Spezieller Unfallchirurg
Dr. med. Martin Rinio
Fußchirurg, Orthopäde & Unfallchirurg, Spezieller Unfallchirurg
hueftkopfnekrose

Was ist eine Hüftkopfnekrose?
Hüftkopfnekrose ist eine schwere Erkrankung des Hüftknochens. Bei der Hüftkopfnekrose wird der Hüftkopfknochen nicht mehr durchblutet. Das Knochengewebe stirbt in einem nicht mehr durchbluteten – avaskulären – Bereich ab. Die Folge ist eine schmerzhafte Hüftarthrose und Versteifung des Hüftgelenks – bis zur Invalidität.

Wer ist von Hüftkopfnekrose betroffen?
Am häufigsten betroffen sind relativ junge aktive, meist männliche Patienten zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr (Durchschnittsalter 36 Jahre). Die Folge ist eine beträchtliche Invalidität durch Hüftarthrose. Im weiteren Verlauf sehr häufig ist der Einsatz einer Hüfttotalendoprothese im jungen Alter.

Was ist die Ursache einer Hüftkopfnekrose?
Bei einer unfallbedingten Hüftkopfnekrose kommt es zur Verletzung der Gefäße im Rahmen einer Verletzung: Schenkelhalsbruch, Bruch des Oberschenkelknochens, Verletzung im Gelenk oder auch im Rahmen einer Hüftluxation.

Auch Corticoid-Einnahme, sei es durch Steroid-Doping oder Medikamentöse Behandlung, Alkoholkonsum, Nikotin, Bluterkrankungen und Tauchunfälle mit Dekompressionserkrankung sind mögliche Ursachen der Hüftkopfnekrose.

Symptome: Wie macht sich die Hüftkopfnekrose bemerkbar?
Der Behandlungserfolg ist umso besser, je früher die Hüftkopfnekrose erkannt wird. Daher sollte beim geringsten Verdacht die Abklärung durch den Hüftspezialisten gesucht werden. Die Patienten verspüren plötzlich einsetzende Schmerzen tief in der Leiste, oft ohne jeglichen Auslöser, wie z.B. sportliche Überlastung. Oft hinkt der Patient und das Bein ist nicht mehr belastbar.
Später kann sich die Hüftkopfnekrose auch durch ein Klicken bemerkbar machen. Manche Patienten berichten, dass das Hüftgelenk sich „wie eingemauert“ anfühlt. Die Hüfte wird also steif und unbeweglich.

Diagnose der Hüftkopfnekrose: Was untersucht ihr Arzt?
Der Arzt wird sich nach dem Beginn der Beschwerden erkundigen. Wie war der Verlauf der Hüftschmerzen? Bei der klinischen Untersuchung testet er die Beweglichkeit des Hüftgelenkes und führt eine Ultraschalluntersuchung durch. Diese Untersuchung wird durch Röntgenbilder im Stehen bestätigt. Allerdings kann Röntgen nur die fortgeschrittene Hüftkopfnekrose darstellen.
Eine frühe Diagnose erlaubt uns nur die kernspintomographische Untersuchung (MRT). Auch eine operative Spiegelung des Hüftgelenkes (Hüftarthroskopie) kann helfen, das Stadium der Erkrankung und die Knorpelverhältnisse im Hüftgelenk richtig einzuschätzen.

Wie ist der Krankheitsverlauf der Hüftkopfnekrose?
Im Rahmen der Hüftkopfnekrose stirbt ein Teil des Hüftknochens ab. Der Knochen wird durch Abbau weich und brüchig, was den über dem toten Knochen liegenden Knorpel im Hüftgelenk als Konsequenz ebenfalls zerstört. Der Verlauf der Hüftkopfnekrose, also die Prognose, ist besonders wegen des jungen Alters bei Krankheitsbeginn oft sehr schlecht. Der Patient muss mit einer starken Einschränkung der Lebensqualität rechnen. Viele Patienten werden durch Hüftkopfnekrose invalide.

Wie therapiert der Arzt eine Hüftkopfnekrose konservativ?
Dem Hüftspezialisten stehen mehrere Therapien der Hüftkopfnekrose zur Auswahl. Hier ist eine Analyse des Krankheitsstadiums durch genaue Untersuchung unabdingbar. Der Verlauf der Hüftkopfnekrose kann an der Form des Hüftkopfes, der Größe des abgestorbenen Bereiches sowie dem Ausmaß der Kopfveränderung und später an der Beteiligung der Hüftpfanne abgelesen werden.

Der Arzt empfiehlt sofort allgemeine Maßnahmen wie Schonung und Bewegungstherapie. Er rät ihnen, knochenaufbauende Mittel (z.B. Bisphosponate) einzunehmen. Eine hyperbare Sauerstofftherapie und eine Stoßwellenbehandlung können im Frühstadium der Hüftnekrose erfolgreich sein.

Behandlung des frühen Stadiums der Hüftkopfnekrose durch Hüftarthroskopie
Der Hüftspezialist kann im frühen Krankheitsstadium der Hüftnekrose im Rahmen einer Hüftarthroskopie eine durchblutungsfördernde „Markraum-Dekompression“ durchführen: Man bohrt den erkrankten Hüftkopfknochen an. Das fördert das Einwachsen neuer Blutgefässe und kann die Nekrose heilen.
Bei stabilen Knorpelverhältnissen kann zum Beispiel eine Auffüllung mit Knochenersatz von der nicht knorpelbedeckten Seite durchgeführt werden. Diese Verfahren nennt man retrograde Spongiosatransplantation.

Behandlung des späten Stadiums der Hüftkopfnekrose
Ist der Hüftkopf eingebrochen und der Knorpel damit geschädigt, helfen oft nur noch Hüftprothesen, um die Lebensqualität zu verbessern. Wegen des jungen Alters vieler Patienten sind Standardprothesen nicht unbedingt die beste Lösung. Man richtet sich hier bei der Prothesenempfehlungen nach dem Ausmaß der Nekrose. Ein Hüftkopf-Oberflächenersatz, das heißt, eine knopfförmige Prothese zum Ersatz des Defektes, kann ebenso wie eine Oberflächenersatzprothese oder Hüfttotalendoprothese notwendig werden.

Wie sind die Aussichten des Patienten mit Hüftkopfnekrose?
Bei frühzeitiger Diagnose kennt der Hüftspezialist zahlreiche Therapiemöglichkeiten bei der Hüftkopfnekrose. Die Verläufe sind sehr individuell. Die Veränderungen im Hüftkopf führen häufig zu einer Verformung der Knorpeloberfläche im Hüftgelenk und einer Schädigung, bei der Hälfte der Patienten sogar beidseitig.

Ist diese schwere Schädigung des Gelenks durch die Hüftkopfnekrose eingetreten, sind häufig auch schon in jüngerem Lebensalter Prothesen notwendig. Bei fortgeschrittener Schädigung bleibt aber oft nur noch die Prothese. Diese Hüftprothese bei Hüftkopfnekrose sollte gerade bei jüngeren aber möglichst „knochensparend“ durchgeführt werden. Manche Ärzte bevorzugen hier die Oberflächenersatzprothese (McMinn-Prothese).

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