Was ist die systemische Therapie?

Systemische Therapie hat immer das ‘System’ im Blick, in dem sich der Klient befindet. Betrachtet werden also die Abläufe zwischen dem Klienten und Anderen, z.B. Konfliktpartnern. Anders als bei herkömmlichen Therapien gehen wir davon aus, die Problemursache weniger bei einer Person zu finden ist sondern vielmehr im mehr oder weniger guten Zusammenspiel von mehreren. Niemand ist also per-se ‘mad or bad’. In einer Interaktion hat natürlich jeder seinen Beitrag zu verantworten. Dieser Beitrag kann in der Regel auch optimiert werden.

Der Patient ist Teil eines Systems

Vielmehr haben sich die Art der Begegnung, die Interaktionen und die Kommunikation in einer destruktiven Weise entwickelt. Der Klient steckt im sogenannte ‘Systemischen Teufelskreis’ fest, der z.B. aus Missverständnissen besteht.

Treffen Personen nun mehrfach in negativer Weise aufeinander, entstehet zwischen Ihnen ein ‘Muster’ aus negativen Erwartungen und destruktiven Interaktionen (z.B. verbale Angriffe). Wie bei einer ‘sich selbst erfüllenden Prophezeiung’ bestätigen sich nun in der Folge die Vorurteile und die negativen Erfahrungen mehren sich.

Aus systemischer Sicht ist es also wenig sinnvoll zu untersuchen, wer einen Konflikt angefangen hat, wer daran schuld ist, oder wer Recht hat. Diese Fragen sind nie wirklich zu klären, da die Konfliktpartner wahrscheinlich hierzu unterschiedliche Auffassungen haben. Außerdem führen Schuldzuweisungen auch zu nichts bzw. nicht zu einer Besserung der Situation.

Das Ziel der Therapie: eine Lösung finden

Systemische Therapie ist zudem ‘lösungsorientiert’. Nicht das Problem/ die Probleme stehen im Mittelpunkt der Bemühungen von Klient und Therapeut, sondern die Suche und Entwicklung von Lösungen. Systemische Therapie ist also zukunftsorientiert und nicht vergangenheitsfixiert (wie andere Therapieformen). Die Problemursachen werden nur soweit wie nötig und nicht so weit wie möglich analysiert.

Lösungsorientierung hat zwei entscheidende Vorteile:

• Die Therapie ist deutlich kürzer.
• Die Verlauf der Therapie ist für den Klienten weniger schmervoll und belastend.

Die Aufgabe des Therapeuten liegt darin, Ausnahmen von der Problemsituation zu ermitteln und die Umstände sowie Beiträge des Klienten zu erfassen, die zu dieser Ausnahme, also besseren Situation führten. Die erkannten Faktoren setzt der Klient nun bewusst in schwierigen Situationen verstärkt ein. Mit zunehmender (Selbst-)erkenntnis wird dem Klienten klarer, welche seiner Beiträge zur Problemlösung führen und wie er diese verstärkt umsetzen kann.

Die Fähigkeiten des Patienten stehen im Vordergrund

In der Systemischen Therapie liegt außerdem der Fokus auf den bereits vorhandenen Fähigkeiten und Kompetenzen des Klienten, dies nennt man ‘Ressourcenorientierung’. Dahinter steht die Annahme, dass der Klient in der Lage ist, seine Probleme weitgehend selber zu lösen. Natürlich unterstützt und angeleitet durch den Therapeuten, z.B. durch Fragen, durch das fokussieren auf bereits vom Klienten gemeisterte Situationen oder angeregt durch professionelles Feedback.

Jeder Mensch hat andere Fähigkeiten und Stärken und somit kann die Problemlösung auf unterschiedliche Weise erfolgen. Gemäß: Viele Wege führen zum Ziel. Bei Problemen halten Menschen aber oft an einer einzigen Lösungsidee fest, trotz der Erfahrung, dass sich das Problem so bisher nicht lösen ließ. Der Klient erlebt sich in der systemischen Therapie also als kompetent und Teil der Lösung und nicht defizitär, wie in Therapien üblich.

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