Artikel 11/10/2018

Blutzucker: So funktioniert die Bestimmung erhöhter Glukose-Werte

Team jameda
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Unter den Stoffwechselkrankheiten ist die Zuckerkrankheit (griechisch Diabetes) von großer Bedeutung. Immer mehr Menschen leiden daran. Zurückzuführen ist die gestiegene Erkrankungshäufigkeit nicht zuletzt auf unsere heutige, äußerst üppige Lebensweise.

Welchen Einfluss hat der Blutzucker auf Ihre Gesundheit?

Zur Zuckerkrankheit kommt es, wenn die Kohlenhydrate, insbesondere Zucker, im Körper nicht mehr ordnungsgemäß abgebaut werden können.

Für die Regulation des Zuckerhaushaltes ist das körpereigene Insulin zuständig, das von der Bauchspeicheldrüse (griechisch Pankreas) produziert wird. Ist zu wenig oder kein Insulin vorhanden, kann der im Blut gelöste Traubenzucker (= Blutzucker) nicht in ausreichendem Maße an die Körperzellen abgegeben werden: Der Blutzuckerspiegel steigt. Überschreitet der Blutzuckerspiegel einen bestimmten Grenzwert, beginnt der Körper, den Zucker mit dem Urin auszuscheiden. Erst jetzt könnten Sie bei einem Urintest Zucker im Urin vorfinden. Kontrolluntersuchungen Ihres Blutes weisen Sie aber schon wesentlich zeitiger auf eine Entgleisung Ihres Zuckerhaushaltes hin. Sie ermöglichen Ihnen damit viel früher, gegenzusteuern und Folgeschäden vorzubeugen.

Wann sollten Gesunde Ihren Blutzuckerspiegel kontrollieren lassen?

Wenn Sie gesund sind, aber in Ihrer unmittelbaren Verwandtschaft Diabetiker haben, sollten Sie Ihren Blutzuckerspiegel ein- bis zweimal jährlich kontrollieren lassen. Wenn Ihre Werte dabei im Grenzbereich liegen, ist eine vierteljährliche Kontrolle ratsam. Mehr Aussagekraft hat in beiden Fällen ein Test, der zwei Stunden nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit (mit Zucker und Weißmehlprodukten) durchgeführt wird.

Welche Faktoren können Ihr Messergebnis beeinflussen?

Wie Sie vielleicht wissen, steigt der Blutzucker mit dem Verzehr von Kohlenhydraten an. Bei einem gesunden Menschen sorgt dann der Körper mit Hilfe des Insulins dafür, dass der Blutzuckerspiegel bestimmte Grenzwerte nicht überschreitet. Wenn jedoch Ihre Blutzucker- und Insulinregulation nicht mehr 100%ig stimmt, wird gerade in Belastungssituationen der Grenzwert schnell überschritten. Es macht daher Sinn, den Blutzucker gerade nicht im nüchternen Zustand zu prüfen. Je mehr Kohlenhydrate und Süßes Sie zuvor bzw. am Vortag verzehrt haben, umso mehr hat Ihr Körper zu tun und desto eher zeigen sich Defizite.

Da der Blutzuckerspiegel jedoch extrem ernährungsabhängig ist, muss bei seiner Bewertung natürlich die Ernährungslage berücksichtigt werden. Weisen Sie daher bei der Blutabnahme darauf hin, dass Sie nüchtern sind bzw. wann Sie die letzte Mahlzeit/das letzte gesüßte Getränk zu sich genommen haben.

Einen größeren Einfluss, als man oft denkt, hat das verwendete Blutzuckermeßgerät. Um die Toleranzen der Geräte anzugleichen, dürfen diese ab 2013 nur noch Schwankungen von +/- 11% aufweisen (dies bedeutet aber immer noch, dass bei einem Wert von 135 mg/dl angezeigte Werte von 120-150 mg/dl als korrekt gelten!)

Diese Werte sind in Ordnung

Für die Beurteilung, ob die gemessenen Werte in Ordnung sind, ist die Art des untersuchten Blutes von entscheidender Bedeutung. Wenn der Wert im so genannten Kapillarblut bestimmt wurde (so arbeiten zum Beispiel die meisten Apotheken und Selbstmessgeräte), gelten für gesunde Erwachsene im Nüchternzustand laut Amerikanischer Diabetes Gesellschaft und der WHO Werte unter 110 mg/dl als in Ordnung, zwei Stunden nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit dürfen sie dagegen bis 135 mg/dl reichen. Wenn der Blutzucker-Wert allerdings im Plasma oder Serum ermittelt wird (wie in Krankhäusern und den meisten Arztpraxen üblich), gelten für gesunde Erwachsene im Nüchternzustand meist Werte unter 126 mg/dl als in Ordnung und im nicht nüchternen Zustand bis 200 mg/dl. Denn die dortige Blutzuckerkonzentration liegt um 10 bis 15% höher, weil die Glukose nur im wässrigen Anteil des Blutes gelöst ist und der nicht wässrige, die roten Blutkörperchen, bei diesem Verfahren abgetrennt werden.

Wenn Sie an einer chronischen Krankheit leiden oder schwanger sind, wird Ihnen Ihr Arzt möglicherweise sogar vollkommen andere, persönliche Grenzwerte zuweisen.

Sicherheitshalber sollten Sie deshalb dort nachfragen, wo Ihre Werte ermittelt wurden, welche Normalwerte gelten und wie Ihre persönlichen Werte zu interpretieren sind.

Für die Umrechnung in die internationale Standardeinheit gilt: mg/dL x 0,0555 =mmol/L

Wenn Ihr Blutzucker-Wert erhöht ist…

dann scheint Ihr Zuckerhaushalt nicht mehr im Lot zu sein und Sie sollten das Ergebnis sowie die zu ergreifenden Maßnahmen unverzüglich mit Ihrem Arzt besprechen. Erhöhte Werte können insbesondere verursacht werden durch:

  • Diabetes mellitus und Erkrankungen, die eine entsprechende Stoffwechsellage hervorrufen können, wie z.B. Morbus Cushing, Überfunktion der Schilddrüse, Phäochromozytom u.a.
  • Lebererkrankungen, z.B. Leberzirrhose
  • Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, z.B. akute und chronische Pankreatitis
  • Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
  • Cortison-Therapie
  • Einnahme von Medikamenten wie z.B.: Antipsychotika, Phenytoin, Thiazid-Diuretika, Tacrolimus, Terbutalin, Cyclosporin

Abnorme Blutzuckerwerte im Nüchternzustand oder eine gestörte Glukosetoleranz deuten auf ein sehr hohes persönliches Risiko hin, bereits innerhalb kurzer Zeit einen manifesten Diabestes zu entwickeln. Betroffene sollten unverzüglich mit ihrem Arzt Gegenmaßnahmen diskutieren, wie beispielsweise die Umstellung von Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten.

Für alle, die an Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) leiden, ist es besonders wichtig, laufend den Blutzuckerspiegel und den HbA1c-Wert zu kontrollieren. Während der Blutzuckerwert den momentan aktuellen Zustand zeigt, spiegelt der HbA1c-Wert die Blutzucker-Einstellung der letzten 8 bis 12 Wochen wider. So stellt man Entgleisungen frühzeitig fest und kann schwerwiegenden Spätschäden vorbeugen.

Wenn Ihr Blutzucker-Wert erniedrigt ist…

dann kann dies u.a. folgende Ursachen haben

  • Unterzuckerzustand, z.B. infolge eines schlecht eingestellten Diabetes mellitus oder Mangelernährung
  • bestimmte, insulinproduzierende Tumore
  • chronischer Alkoholismus
  • Bestimmte Medikamente wie Betablocker oder Chinolone erniedrigen die Blutzuckerwerte

Blutzucker-Selbstbestimmungen sind Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Diabetes-Therapie

Denn es hat sich gezeigt, dass der Blutzucker bei Diabetikern, die ihren Blutzuckerspiegel selbst messen, besser eingestellt ist. Selbstmessungen ersetzen allerdings nicht die ärztliche Kontrolle.

Wann und wie oft gemessen wird, legt der behandelnde Arzt fest. Wesentliche Unterschiede ergeben sich dabei durch die Art der Therapie. Man unterscheidet

  • insulinpflichtige Diabetiker mit konventioneller Insulintherapie 
    Sie erhalten kombinierte Insuline zu festgelegten Zeiten und messen i.d.R. vor jeder Insulininjektion.
  • insulinpflichtige Diabetiker mit intensivierter Insulintherapie 
    Sie erhalten ein Basisinsulin und zusätzlich variable Insulininjektionen zu den Mahlzeiten. Diese Diabetiker messen i.d.R. mindestens 4- bis 6-mal am Tag, insbesondere morgens nüchtern, vor jeder Hauptmahlzeit, vor dem Schlafengehen sowie vor jeder Insulininjektion.
  • Typ 2-Diabetiker, die kein Insulin benötigen, aber Antidiabetika einnehmen
    Sie sollten ihren Blutzuckerwert laut Empfehlungen der Deutschen Diabetes-Gesellschaft mindestens einmal pro Tag kontrollieren, am besten ein bis zwei Stunden nach dem Frühstück.

Menschen mit Insulinpumpe und schwangere insulinpflichtige Diabetikerinnen messen normalerweise 7- bis 8-mal täglich.

Legen Sie eine Messwert-Dokumentation für den Arzt an

Halten Sie jeden ermittelten Messwert schriftlich fest und notieren Sie Ereignisse, die Einfluss auf den Blutzucker haben können, wie zum Beispiel Unregelmäßigkeiten bei den Mahlzeiten, ungewohnte körperliche Belastung, Änderungen im Tagesablauf usw. Die gesamte Dokumentation benötigt Ihr Arzt, um die Stoffwechseleinstellung beurteilen zu können.

Sorgen Sie für richtige Messergebnisse

Damit Sie richtige Messergebnisse erhalten, empfiehlt es sich zu beachten:

  • Vor der Messung Hände mit warmem Wasser und ggf. Seife waschen. Danach Hände gründlich abtrocknen.
  • Die Hautstelle, an der das Blut abgenommen wird, muss trocken sein und darf nicht stark gequetscht werden. Benutzen Sie kein Desinfektionsmittel! Entnehmen Sie das Blut stets am gleichen Ort, also zum Beispiel immer aus der Fingerbeere oder aus dem Ohrläppchen.
  • Beim Anbruch einer neuen Teststäbchen-Packung Messgerät erneut kalibrieren, sofern dieses das Messgerät nicht selbständig erledigt.
  • Teststreifen grundsätzlich nur im verschlossenen Originalgefäß, trocken (also nicht im Badezimmer) und bei Temperaturen zwischen 10 °C und 40 °C aufbewahren. Verwenden Sie nur Teststreifen, die für Ihr Messgerät zugelassen sind und achten Sie auf deren Verfalldatum. Wechseln Sie bei jeder Messung den Teststreifen.
  • Beachten Sie genau die Pflege- und Kontrollhinweise, die der Gerätehersteller für das Messgerät empfiehlt.

Wenn die Blutentnahme bei Ihnen besonders schmerzhaft ist…

Dann können folgende Maßnahmen helfen:

  • Wechseln Sie die Lanzette konsequent nach jeder Messung.
  • Stechen Sie seitlich ein und nicht in die Mitte der Fingerbeere.

Oder sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker, ob für Sie ein Messgerät in Frage kommt, bei dem man das Blut an weniger empfindlichen Stellen abnehmen kann, z. B. am Handballen, Arm oder Bein.

Wenn Sie fühlen, einen Unterzucker-Zustand aufzuweisen…

dann essen Sie sofort Kohlenhydrate, auch wenn Ihr Messgerät den Unterzucker nicht anzeigt. Verlassen Sie sich im Zweifelsfall lieber auf Ihr Gefühl!

Literaturquellen

© Copyright Redaktionsteam Dr. Martens.

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