Das jameda-Interview: 9 Fragen an Herrn Prof. Dr. med. Sacha P. Salzberg

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Prof. Dr. med. Sacha P. Salzberg interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Herzchirurg.

jameda: Herr Prof. Dr. Salzberg, was hat Sie motiviert, Herzchirurg zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?

Herr Prof. Dr. Salzberg: Meine Großmutter ist bei einer Bypass-Operation gestorben, als ich 8 Jahre alt war. Da habe ich entschieden, Herzchirurg zu werden. Das habe ich dann durchgezogen und bereue es nicht. Als ich in New York bei meinem Forschungsaufenthalt die berühmten Spezialisten der Vorhofflimmern-Behandlung kennenlernen durfte, habe ich mich für diese super Spezialisierung entschieden.

jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht ihn so besonders?

Herr Prof. Dr. Salzberg: Meine Kernkompetenz ist die chirurgische Behandlung von Vorhofflimmern. Die Herzchirurgen haben Vorhofflimmern schon lange vor den Kardiologen behandelt. James Cox (MD) hat in den 80er Jahren die Maze-Operation erfunden und dann auch etabliert. Danach kamen noch viele andere Variationen dieser Operation hinzu.

Erst als in den 2000er Jahren die kardiologische Prozedur der Lungenvenen-Isolation mit dem Katheter propagiert wurde, haben die Kardiologen im Bereich Vorhofflimmern den ersten Rang eingenommen. Aktuell werden weltweit 95 % der Patienten mit Vorhofflimmern mit dem Katheter behandelt. Als Spezialist für die chirurgische Behandlung des Vorhofflimmerns bin ich in einer kleinen Nische tätig.

jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Herr Prof. Dr. Salzberg: James Cox, der Erfinder der Maze-Operation bei Vorhofflimmern. Er hat eine Operationsmethode für ein Gebiet erfunden, wofür die Patienten noch nicht zum Herzchirurgen geschickt wurden. In der Herzchirurgie ist James Cox ein Pionier. Sein innovatives Denken und die Umsetzung dieser Gedanken stützt sich auf einen soliden akademischen Grundbau und dieser hat mich schon immer inspiriert.

jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?

Herr Prof. Dr. Salzberg: Die Digitalisierung ist voll im Kommen. Durch die Covid-19-Pandemie haben wir gelernt, mit neuen Methoden zu arbeiten. Video-Sprechstunden sind ein gutes Beispiel und die Akzeptanz bei den Patienten und Kollegen hierfür nimmt stetig zu. Bei den Operationen ist es die Robotisierung der Abläufe, die zu sehr sicheren Eingriffen führt.

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Herr Prof. Dr. Salzberg: Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachgebieten ist die große Herausforderung. Die Eigeninteressen der einzelnen Spezialisten stehen in krasser Opposition zum Patientenwohl. Vor 10 Jahren haben wir schon vom HeartTeam-Gedanken gesprochen – er sollte die Zusammenarbeit zwischen Kardiologen und Herzchirurgen abbilden. Leider sind diese Ideen und Visionen in der Realität oft nur Luftschlösser – nicht aber in meinem Praxisalltag.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Herr Prof. Dr. Salzberg: Meine Patienten schätzen meine freundliche und kompetente Art sehr. Sie schätzen meine Zuverlässigkeit und vor allem das Ehrliche an meinen Aussagen. Ich bin ein großer Verfechter der offenen Kommunikation und schätze den mündigen Patienten sehr.

jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?

Herr Prof. Dr. Salzberg: Eben das Mündige, Patienten, die sich mit ihrer Diagnose auseinandersetzen und mit konstruktiven Ideen kommen. Der Austausch ist ein wichtiger Teil der Behandlung – auch für einen Chirurgen.

jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Prof. Dr. Salzberg: Ja das ist über 20 Jahre her, als ich noch Student war und ein Praktikum in der Station für Kinderonkologie absolvierte. Über zwei Monate habe ich mich mit einem 8-jährigen Jungen angefreundet. Er hatte eine sehr aggressive Form von Leukämie und war in einem Zelt isoliert. Jeden Tag rief er um 8:20 Uhr 'SACHA!”, als ich zum Dienst kam, und dann eines Tages war kein Rufen. Da war ich sehr traurig, aber auch sehr stolz, dass ich Kevin in seinen letzten Wochen etwas Besonderes geben durfte. Das hat meine Entscheidung für diesen Beruf gefestigt. Es ist ein unglaubliches Privileg, Arzt zu sein und Menschen zu helfen.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Prof. Dr. Salzberg: Das ist schwierig, aber schonen Sie Ihren Körper! Die Gesundheit ist unser einziges wahre Kapital.

Zur Person

Sacha Salzberg ist Facharzt für herz- und thorakale Gefäßchirurgie. Spezialisiert hat er sich auf die minimalinvasive Herz- und Rhythmuschirurgie. Seine Ausbildung hat er an der Universität Zürich gemacht. Für 3 Jahre war er am Mount Sinai Medical Center (USA) für einen Forschungsaufenthalt und 2 Jahre in Amsterdam am AMC zu weiteren Ausbildung in thoraxchirurgischen Ablationsmethoden.

Sacha Salzberg ist Belegarzt an den folgenden herzchirurgischen Abteilungen: StadtSpital Triemli (Zürich), Centre Cardiothoracique de Monaco (Monaco) und an der Schön Klinik in Vogtareuth. Sacha Salzberg ist verheiratet und stolzer Vater von drei Kindern.

Zur Praxis

Unsere Praxis befindet sich im Herzen von München an der Theresienhöhe. Sprechstunden werden auch in der Schönen Klinik in Vogtareuth angeboten oder ganz modern: digital.

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