Nach einer Nasenoperation rechnet kaum ein Patient damit, dass die lang ersehnte neue Nase nicht seinen Vorstellungen entsprechen könnte. Umso frustrierender, wenn eine Nachkorrektur notwendig ist. Wie dieser Eingriff aussieht und wie ihn Patienten von vornherein vermeiden, wollte jameda vom Nasen-Spezialisten Dr. Rupprecht wissen.
Alle Fragen im Überblick:
jameda: Laut dem „Journal für ästhetische Chirurgie“ sind 30 Prozent der Patienten nach einer Nasenkorrektur unzufrieden mit dem Ergebnis. Manchmal ist die Atmung beeinträchtigt, Narben bleiben zurück oder die Nasenform gefällt nicht. Warum ist der Prozentsatz der unzufriedenen Patienten so hoch?
Herr Dr. Rupprecht: 30 Prozent erscheint mir sehr viel, andere Untersuchungen nennen niedrigere Zahlen. Aber natürlich gibt es Patienten, die nach einer Nasenkorrektur unzufrieden sind. Erfahrene Nasenchirurgen haben eine Rate an Nachoperationen zwischen fünf und acht Prozent.
Wenn die Nasenatmung nach der Operation dauerhaft schlechter ist als vorher, kann es sein, dass der Arzt Nasenscheidewand und Nasenmuscheln nicht korrigiert hat. Nicht jeder Arzt beherrscht beide Aspekte einer Nasenoperation – Formgebung und Funktion – wirklich gut. Form und Funktion lassen sich aber bei der Nasenoperation nie ganz voneinander trennen.
Die Nasenkorrektur ist ein chirurgisch sehr anspruchsvoller Eingriff. Dabei werden Knochen, Knorpel, Muskeln, Haut und Schleimhaut verändert. Diese Strukturen werden durch die Wundheilung und Narbenbildung, die nie ganz vorhersehbar sind, beeinflusst. Es kommt immer wieder vor, dass die Form der Nase nach der Operation nicht so aussieht wie geplant.
jameda: Gibt es noch andere Gründe, warum Patienten nach einer Nasen-OP unzufrieden sind?
Herr Dr. Rupprecht: Die Phase der Wundheilung ist für die Paatienten meistens schwierig, weil die Schwellungen zum Teil sehr lange anhalten und schwanken - und die Nase ständig sichtbar mitten im Gesicht liegt. Dies erfordert vom Patienten Geduld und Vertrauen. Hier ist aber nicht nur der Patient, sondern auch der Arzt gefragt: Ein ausführliches Aufklärungsgespräch vor der Operation unterstützt den Patienten, eine realistische Erwartungshaltung zu entwickeln. Eine gute Patientenbetreuung nach der Operation hilft ihm wiederum durch die Phase der starken Schwellungen.
Ein weiterer, wenn auch seltenerer Grund für Unzufriedenheit kann sein, dass ein Patient sich von der Nasenoperation viel mehr verspricht als „nur“ die Korrektur der Form. Natürlich lässt sich ein Nasenhöcker entfernen oder eine lange Nase verkürzen, aber die operierte Nase ist danach immer noch die eigene. Manche Patienten verbinden mit einer Nasenoperation die Erwartung, dass sich ihr komplettes Leben ändert, was natürlich nicht der Fall ist.
jameda: Nimmt sich nicht jeder Arzt die Zeit, um auf Möglichkeiten und Risiken einer Nasenkorrektur einzugehen?
Herr Dr. Rupprecht: Vor jeder Nasenoperation muss natürlich eine Beratung erfolgen. Manche Nasenkorrekturen werden allerdings sehr günstig angeboten. Sollen die Kosten möglichst niedrig sein, muss der Arzt in Folge dessen sparen: Das Beratungsgespräch fällt kürzer aus, der Arzt operiert schneller. Bei der Nasenkorrektur kann man beispielsweise Zeit sparen, indem man Gewebe eher wegschneidet als es zeitaufwendig umzuformen. Als Folge einer solchen Operation kann die Nase allerdings instabil werden und hat ein viel höheres Risiko, an bestimmten Stellen zu kollabieren. Eine Nasenkorrektur muss sehr sorgfältig geplant, besprochen, vorbereitet, ausgeführt und nachbetreut werden.
jameda: Was können Patienten denn tun, damit so etwas nicht passiert und die Operation nach ihren Vorstellungen verläuft?
Herr Dr. Rupprecht: Das wichtigste ist, einen auf Nasenkorrekturen spezialisierten Arzt zu wählen, der sich viel Zeit für ein oder besser mehrere präoperative Gespräche nimmt und auch die Operation selbst ohne jeglichen Zeitdruck durchführen kann. Ich würde zu Vorsicht raten, wenn ein Arzt die Kosten sehr niedrig hält und möglichst schnell einen Operationstermin vereinbaren will. Besser sollte der Patient mehr Geld in die Hand nehmen, schließlich geht es um eine Operation mitten im Gesicht. Für sorgfältige Arbeit benötigt der Arzt Zeit, und Zeit ist nun einmal Geld. Dies gilt auch für die präoperative Planung. Anhand einer – natürlich zeitaufwendigen - Fotosimulation am Computer beispielsweise kann der Arzt dem Patienten vermitteln, welche Korrekturen realistisch und ästhetisch sinnvoll sind. Hiermit kann der Nasenchirurg aber auch zeigen, welche Korrekturen nicht möglich sind und wann eine Nase zum Beispiel „zu klein“ für das Gesicht des Patienten wird.
jameda: Welche Rolle spielt die Qualifikation des Arztes dabei? Nicht jeder Arzt, der sich „Schönheitschirurg“ nennt, hat eine Ausbildung in der Plastisch-Ästhetischen Chirurgie absolviert oder sich auf Nasenoperationen spezialisiert. Können Patienten bei gut ausgebildeten Ärzten mit besseren Ergebnissen rechnen?
Herr Dr. Rupprecht: Die Nasenkorrektur gilt als die anspruchsvollste Operation in der Plastisch-Ästhetischen Chirurgie. Deshalb muss man jedem an einer Nasenoperation interessierten Patienten empfehlen, sich an einen Spezialisten für Nasenkorrekturen zu wenden. Informationen auf der Homepage des Arztes oder im Internet können hier hilfreich sein, aber ein Patient sollte auch nicht zögern, den Arzt direkt zu fragen, wie viele Nasenoperationen er schon durchgeführt hat und ob er sich selbst als Spezialist für diesen Eingriff bezeichnen würde. Echte Nasenspezialisten haben viele hundert bis tausend Nasen operiert. Langjährige Erfahrung ist sicher die beste Möglichkeit, wenn nicht gar die einzige, Expertise zu erlangen. Es gibt keine spezielle Weiterbildung für ästhetische Nasenkorrekturen. Und in keiner Facharztprüfung müssen Ärzte nachweisen, dass sie auch ästhetische Korrekturen der Nase durchgeführt haben.
jameda: Es ist ganz normal, dass es mehrere Monate dauert, bis die Schwellung verschwindet. Ab wann gibt es keine Hoffnung mehr, dass die Nase ihre Form noch verändert? Wann sollten unzufriedene Patienten einen zweiten Eingriff in Erwägung ziehen?Herr Dr. Rupprecht: Nach einer Nasenkorrektur gibt es zwei Phasen mit Schwellungen. In der ersten Phase entsteht eine kräftige, direkt nach der Operation beginnende Schwellung, die vor allem die Unterlider betrifft, ihren Höhepunkt am zweiten Tag nach der Operation hat und nach zwei bis drei Wochen abgeklungen ist. Die zweite Phase betrifft die mittel- bis langfristige, d.h. über viele Monate in schwankender Ausprägung anhaltende Schwellung an der Nase selbst, welche durch die Wundheilung und Ausreifung der unter der Haut liegenden Narben entsteht. Diese Schwellung ist frühestens nach einem Jahr komplett abgeklungen – bei Nachkorrekturen dauert es bis zu zwei Jahre. Am längsten Zeit benötigt die Nasenspitze.
Weil die endgültige Nasenform erst nach dem Abschwellen beurteilt werden kann, ist es in den allermeisten Fällen notwendig, zunächst abzuwarten. Wenn die Nase aber z. B. schief ist oder deutliche Kanten hat, kann der Arzt schon früher eingreifen. Das kommt immer dann in Frage, wenn durch Abwarten keine Veränderung mehr zu erwarten ist. Prinzipiell gilt: Wenn der Patient unzufrieden mit dem Ergebnis der Operation ist oder sich Sorgen macht, sollte er seinen Arzt aufsuchen. Der Arzt entscheidet dann in jedem Einzelfall, ob es besser ist, abzuwarten oder einzugreifen. Bei den allermeisten Patienten wird die Frage nach einer Revisionsoperation erst nach vollständig abgeklungener Schwellung, also mindestens ein Jahr nach der Operation, fundiert zu beantworten sein.
jameda: Manchmal reicht es aus, Kleinigkeiten zu korrigieren, manchmal ist die Revision aber auch sehr umfangreich. Wie läuft eine Nachkorrektur ab?
Herr Dr. Rupprecht: Dellen und Kanten beispielsweise lassen sich oftmals mit einem eher kleinen Eingriff beheben. Ist die Nase allerdings zu klein geraten, schief oder instabil, hilft nur ein großer, aufwendiger und oftmals auch komplexer Eingriff. Dabei dient in vielen Fällen Knorpel aus der Nasenscheidewand, der Ohrmuschel oder der Rippe dazu, die Nase an bestimmten Stellen zu stabilisieren und neu zu formen. Die durch die Erstoperation entstandenen Vernarbungen machen den Eingriff aufwendiger und die Beurteilung schwieriger. Sie sind auch der Grund dafür, dass die Schwellung nach einer Revisionsoperation länger anhält als nach dem Ersteingriff. Gerade Revisions-Nasenkorrekturen sind eine Aufgabe für den Nasenspezialisten.
jameda: Das klingt nach einer großen Belastung für den Patienten …
Herr Dr. Rupprecht: Die rein körperliche Belastung durch die Operation selbst ist meistens nicht größer als beim ersten Eingriff, es sei denn, man muss Ohrk- oder Rippenknorpel gewinnen. Allerdings hoffen die Patienten bei Nachkorrekturen oft noch mehr auf ein gutes Ergebnis, weil sie schon einmal eine Enttäuschung erlebt haben. Deshalb ist es hier besonders wichtig – gerade bei komplexen Fragestellungen - eine realistische Vorstellung zu vermitteln, welche Korrekturen möglich sind und welche nicht. Ein gut informierter und aufgeklärter Patient wird auch zufriedener mit dem Ergebnis sein.
jameda: Vielen Dank für das Gespräch!
Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.
Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.