Artikel 18/07/2022

Schulterluxation: OP-Dauer, Indikation und Nachbehandlung

Dr. med. Florian Drumm Orthopäde & Unfallchirurg, Chirotherapeut
Dr. med. Florian Drumm
Orthopäde & Unfallchirurg, Chirotherapeut
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In diesem Ratgeber geht es um die Schulterluxation, die Operation einer ausgekugelten Schulter, und die Fragen: Welche Indikation zeigt eine frühzeitige operative Intervention an und wie läuft sie ab?

Indikation der Schulterluxation

Kommt es bei der erstmaligen Schulterluxation zu erheblichen knöchernen Verletzungen oder ausgedehnten Defekten der Rotatorenmanschette bei älteren Patienten, besteht die Indikation zur frühzeitigen operativen Intervention.

Hier geht es darum, wenn möglich in arthroskopisch-minimalinvasiver Technik, die ursprüngliche Anatomie wieder bestmöglich herzustellen.

Darüber hinaus besteht die Notwendigkeit einer chirurgischen Gelenkstabilisation bei Patienten, bei denen das Schultergelenk nach dem ersten Ereignis wiederholt auskugelt, also instabil bleibt.

In dieser Situation ist die Auswahl des richtigen operativen Verfahrens entscheidend für den langfristigem Erfolg.

Schulterluxation: Die verschiedenen OP-Verfahren

  1. Bei Patienten mit nicht zu vielen Luxationsereignissen, allenfalls moderatem Knochenverlust an der Gelenkpfanne und nach Möglichkeit eher straffer allgemeiner Bandbeschaffenheit und Sportlern mit geringem oder moderaten Verletzungsrisiko der Schulter stellt die arthroskopische Bankart-Operation eine sehr gute Methode dar. Hierbei ist das Ziel, die überdehnten und nach Ausriss fehlinserierten Kapsel-Band-Strukturen wieder möglichst anatomisch zu rekonstruieren.
  2. Ist es jedoch über längere Zeit bereits zu sehr vielen Schulterluxationen mit bereits signifikantem Knochenverlust an der Gelenkpfanne gekommen, liegt eine so genannte „Hyperlaxizität“ vor oder betreibt ein Sportler Hochrisiko-Sportarten, wird in der Regel ein „extra anatomisches“ Operationsverfahren bevorzugt. Bei dieser Methode wird an die vordere, untere Gelenkpfanne der Schulter Knochen angelagert. Der Knochen wird entweder aus dem Beckenkamm gewonnen oder durch Verpflanzung des so genannten Rabenschnabelfortsatzes mit den hieran anhängenden Sehnen realisiert.
    Diese Technik (OP nach Latarjet) bietet neben der reinen Vergrößerung der Gelenkpfanne einen zusätzlichen dynamischen Stabilisierungseffekt für das operierte Schultergelenk. Beide Verfahren können entweder in offen chirurgischer oder arthroskopischer Technik bewerkstelligt werden.

OP-Dauer

Die arthroskopische Bankart-OP dauert 45-80 Minuten, je nach Ausdehnung der Schädigung und Erfahrung des Operateurs. Die Knochen-Transfer-Operationen sind in arthroskopischer Technik in der Regel deutlich zeitaufwändiger. Offen chirurgisch lassen sie sich je nach Erfahrung des Operateurs in 60-120 Minuten bewerkstelligen.

Nachbehandlung

Nach arthroskopischer Bankart-OP ist es für die Dauer von sechs Wochen zwingend notwendig, in der Nacht eine Bandage zu tragen, um eine zu weite Außendrehung des Schultergelenkes sicher zu vermeiden. Tagsüber darf das Schultergelenk in bestimmten Grenzen auch aktiv belastet werden. Je nach Ausdehnung der Rekonstruktion sollte freies Arm-Pendeln vermieden werden.

Wird der Knochentransfer vom Becken im arthroskopischen Verfahren bewerkstelligt, kann auf eine Rückstellung in der Nacht verzichtet werden. Nach offenem Zugang macht die notwendige sichere Heilung des Zugangsweges eine sechswöchige Protektion in der Nacht notwendig.

Wird der Korakoid-Transfer mit einem schonenden „Muskel-Split“-Verfahren unter Verwendung von zwei stabilen Schrauben durchgeführt, kann ebenfalls auf die Verwendung einer 6-wöchigen Orthesen-Behandlung in der Nacht verzichtet werden.

Wichtig für die Nachbehandlung bei allen Verfahren ist die frühzeitige unterstützende Physiotherapie zur Wiedererlangung der möglichen beziehungsweise erlaubten Beweglichkeit und zum möglichst suffizienten Erhalt der Muskulatur.

Nach sechs Wochen tritt ein systematisches Muskelaufbautraining in den Vordergrund. Sportart spezifisches Training ist je nach Sportart in der Regel ab dem vierten Monat nach OP wieder möglich, bei manchen Sportarten früher. Kontaktsportarten und Risikosportarten sollten nicht vor dem siebten Monat nach der OP wieder aufgenommen werden.

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