Artikel 12/01/2018

OP bei Bandscheibenvorfall: Ja oder nein?

Dr. med. Peter Konrad Sigg Orthopäde & Unfallchirurg
Dr. med. Peter Konrad Sigg
Orthopäde & Unfallchirurg
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Nicht jeder Bandscheibenvorfall erfordert eine OP. Jeder Bandscheibenvorfall sollte aber möglichst eingehend analysiert werden, um drohende Folgeschäden bestmöglich zu vermeiden. Aber auch Folgeschäden durch eine OP sind besonders ernst zu nehmen. Ob ein Bandscheibenvorfall operiert werden sollte, muss deswegen immer sehr sorgfältig abgewogen werden.

Wann ist eine OP unbedingt notwendig?

Nicht die Schmerzen, sondern die Auswirkungen eines Bandscheibenvorfalls oder einer Bandscheibenvorwölbung auf die vorbei ziehenden Nervenwurzeln spielen vor allem bei den so häufig betroffenen Etagen zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbel oder dem fünften Lendenwirbel und dem Kreuzbein die alles entscheidende Rolle. Von ihnen hängt ab, ob und wie operiert werden sollte.

Wenn eine Nervenwurzel durch einen Vorfall oder eine Vorwölbung so stark Druck auf eine vorbeiziehende Nervenwurzel ausübt, dass sie keine Reize mehr weiterleiten kann, kommt es zu schwerwiegenden Gefühlsausfällen. Auch Lähmungen und sogar Blasen-Mastdarm-Störungen können auftreten, bei denen der Betroffene die Kontrolle über die Darm- und Blasenentleerung verliert. Hier ist die Situation klar: Eine möglichst schonende OP sollte zügig durchgeführt werden.

Wenn aber nur leichte oder gar keine Gefühlsausfälle oder Muskelschwächen festzustellen sind, sollte man möglichst überhaupt keine OP in Betracht ziehen. Hier sollte gezielt konservativ dem natürlichen Heilverlauf nachgeholfen werden.

Was tun bei zunehmenden Nervenausfällen?

Bei zunehmenden Nervenausfällen sollte eine Magnetresonanztomografie durchgeführt und sehr genau analysiert werden:

  • Wo genau liegt der Vorfall oder die Vorwölbung?
  • Welche weiteren Veränderungen wie Erb- und Anlage-Erkrankungen liegen vor?

Viele Kribbelmissempfindungen in den Beinen werden zum Beispiel auf ein Piriformis-Syndrom zurückgeführt, das durch eine Störung im Iliosakral- oder Kreuzdarmbeingelenk verursacht wird.

Wie läuft die OP bei Nervenausfällen ab?

Wenn die Nervenausfälle ernsthaft sind und sich sogar ständig verschlimmern, sollte möglichst schonend vorgegangen werden. Oft verursacht der Vorfall oder die Vorwölbung Gewebsentzündungen und Schwellungen im Rückenmarkskanalgewebe. Diese Entzündung kann zu Nervenschmerzen und Störungen der Nervenfunktionen führen.

Eine konventionelle Bandscheiben-OP in einem entzündeten Gewebe führt oft zu besonders starken Narbenbildungen und einem so genannten ‘Postnukleotomiesyndrom’. Nachdem das vorgefallene Bandscheibenkerngewebe durch eine OP herausgelöst wurde, bilden sich ständig narbige Reizerscheinungen.

Deshalb werden immer häufiger minimalinvasive Therapien unter Realtime-Bildkontrolle wie eine PRT angewendet. Damit kann die Nervenwurzel oder eine Epiduraltherapie mit speziellen Substanzen gezielt in der Umgebung des Bandscheibenvorfalls eingesetzt werden.

Selbstverständlich muss bei jedem Bandscheibenvorfall unbedingt schnellstmöglich auch die Tiefenmuskulatur durch spezielle kontrollierte Übungen trainiert werden, um später wieder sportlich aktiv werden zu können.

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