Artikel 20/12/2012

Welche Linse ist die richtige für mich? (Teil 2)

Team jameda
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Optische Voraussetzungen der multifokalen Systeme

Wird die natürliche Linse gegen eine künstliche Linse getauscht, entfällt die Naheinstellung. Dies wird von Patienten, die bereits eine Lesebrille benötigen, nicht unbedingt als störend empfunden, ist für junge Patienten allerdings ein erheblicher Verlust. Zum Zeitpunkt der Operation muss also über dieses Thema gesprochen werden.

Die einfachste Lösung ist die Verwendung einer Lesebrille, die jedoch oft von jüngeren Patienten unerwünscht ist. Nicht alle Fehlrefraktionen sind jedoch gleich gut für Multifokallinsen geeignet. So ist ein lebenslang weitsichtiger Patient, der ohne Brille weder in Ferne noch in der Nähe scharf sieht, geeigneter für ein multifokales System als ein kurzsichtiger, der zwar nur in der Nähe, dafür aber perfekt scharf gesehen hat.

Da bei einem multifokalen System mindestens zwei Brennpunkte zur gleichen Zeit in einem Auge erzeugt werden, besteht immer gleichzeitig ein scharfes und ein unscharfes Bild auf der Netzhaut. Hier muss jeweils das unscharfe Bild neurologisch unterdrückt werden, damit dies nicht störend empfunden wird. Diese adaptiven Prozesse sind nicht bei jedem gleich ausgeprägt. Dies führt dazu, dass nicht alle Patienten solche Korrekturen vertragen. In Einigen Fällen müssen solche Linsensysteme wieder aus dem Auge entfernt und gegen ein monofokales System getauscht werden.

Da die Linse unterschiedliche Brennpunkte enthält, ist die Pupillenweite ein wichtiger Faktor. Ist die Pupille so weit, dass mehrere optische Zonen freigegeben werden, so entstehen Lichtbrechungen an diesen Zonen, die vom Patienten als Halo (Lichtkreise um Lichtquellen) wahrgenommen werden. Besonders ausgeprägt ist die bei nächtlicher Verkehrsteilnahme, da jedes Gegenlicht einen Heiligenschein aufweist. Physikalisch sehen alle Patienten diese Effekte, sie werden allerdings unterschiedlich effektiv unterdrückt. Auf Befragen berichten nahezu alle Patienten diese Dinge, werden jedoch nicht von allen als störend empfunden, da die Kompensationsmechanismen individuell sehr unterschiedlich sind.

Als letztes aber nicht zuletzt werden die 100 % des einfallenden Lichts auf zwei Brennpunkte verteilt. Das Verhältnis ist nicht selten 70 % für die Ferne 30 % für die Nähe. Es kann jedoch auf 50:50 verteilt sein. Dies bedeutet, dass man die bestmögliche Sehkraft (im Vergleich zur monofokalen Linse, hier stehen 100 % für den Fokus zu Verfügung) zu Gunsten des Verzichts auf die Brille reduziert. Salopp könnte man sagen ‘Bequemlichkeit vor maximaler Qualität’.

Individuelle Gewohnheiten …

… entscheiden über die Art der optischen Korrektur. Ein klassisches Beispiel dafür ist der anisometrope Patient, der lebenslang ein kurz und ein weitsichtiges Auge aufweist. Er ist es gewohnt, mit einem Auge zu lesen, mit dem anderen Auge in die Ferne zu sehen. Obwohl er meist kein hochwertiges plastische Sehen besitzt, hat er diese Situation für sich zu eigen gemacht.
Natürlich kann  diese Situation einem solchen Patienten auch postoperativ erhalten werden. Diese sogenannte Monovision wird auch vom Normalsichtigen zu 60 % vertragen und stellt eine mögliche Korrektur dar.

Ein weiteres Beispiel ist der kurzsichtige Patient, der lebenslang gewohnt ist, in der Nähe auch ohne Brille scharf zu sehen, und in der Ferne im Wesentlichen nichts vermisst, sich nur darüber ärgert, dass er zum Führen eines Fahrzeugs eine Brille tragen muss. Dieser Patient kann auch postoperativ gut mit einer solchen Situation leben. Macht man diesen Patienten dagegen durch die Operation normalsichtig, so klagt er darüber, sein Spiegelbild ohne Brille nicht genau erkennen zu können.

Zusammenfassung

Die optischen Fehler des Patienten gilt es möglichts komplett durch die Linsenoperation auszugleichen, ohne seine Gewohnheiten allzu sehr ändern zu müssen. 
Für multifokale Systeme ist es sinnvoll, standardisierte Fragebögen zu benutzen, um das Risiko einer vielleicht nötigen Explantation zu minimieren.
Torische Linsen sind immer dann sinnvoll, wenn man damit die Hornhautverkrümmung des Patienten komplett ausgleichen kann. Dies ist ab etwa 1,5 - 2 dpt sinnvoll, darunter zumeist nicht.

Die monofokale Linse ist immer eine Möglichkeit, da man die Nähe mit einer zusätzlichen Brille korrigieren kann. Insbesondere bei schwierigen intraoperativen Verhältnissen oder krankhaften Veränderungen sollte auf dieses Linsensystem zurückgegriffen werden. Je komplexer das korrigierende optische System, desto komplexer die Probleme bei Unverträglichkeiten!

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