Artikel 08/03/2016

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Dr. med. Weiß

Team jameda
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Martin Weiß interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Chirotherapeut.

jameda: Herr Dr. Weiß, was hat Sie motiviert, Chirotherapeut zu werden?

Herr Dr. Weiß: Vor allem wollte ich die differenzierte Untersuchung der Gelenke, der Muskeln und der Wirbelsäule erlernen. Chirotherapie als wertvolle Therapiemethode lag für mich damals noch „in den Sternen“.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Herr Dr. Weiß: Bei chronischen Schmerzpatienten nach jahrelangen Misserfolgen mit einfachen Mitteln Lösungen finden – das macht Freude.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Herr Dr. Weiß: Dass Chirotherapie eine „Hau-Ruck-Methode“ ist. Patientinnen und Patienten sind sehr dankbar, wenn sie erfahren, dass man blockierte Gelenke auch schonend lösen kann – vor allem an der Halswirbelsäule.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Herr Dr. Weiß: Ich verteile keine Ratschläge. Jeder Rückenpatient bekommt einen Therapieplan mit gezielten Übungen zur Rückfallprophylaxe von Blockaden. Ich schule diese Übungen sehr sorgfältig und erwarte, dass diese Hausaufgaben gemacht werden. Genauso läuft das mit der oft nötigen Kräftigungstherapie. Unregelmäßiges oder schlampiges Training kostet Zeit und Geld, bringt aber nichts. Regelmäßiges, korrekt durchgeführtes Training kann Berge versetzen. Am Anfang braucht das viel Motivation – mit der Zeit kommt bei vielen die Motivation aber von innen.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Herr Dr. Weiß: Dieses Problem habe ich selten. Ich nehme mir am Anfang viel Zeit, um das Wesen der Krankheit und die Besonderheit meiner Behandlung zu erklären. Und die Hausaufgaben kontrolliere ich regelmäßig. Aus diesem Vorgehen ergibt sich meist eine gute und produktive Zusammenarbeit.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Herr Dr. Weiß: Bei Rücken- und Gelenkleiden hat sich in der Diagnostik eine grobe Schieflage entwickelt: viele Ärzte sehen ihre Patienten nur noch mit dem „technischen Auge“, also mit Röntgen, Computer- und Kernspintomografie etc. Nach meiner 25-jährigen Erfahrung erfasst man damit maximal 15% der Krankheitsursachen richtig. Den Löwenanteil - die 85% - wird man nur mit den klassischen ärztlichen „Tugenden“ richtig erkennen: genau zuhören, wenn der Patient von seinem Leiden berichtet und eine kompetente körperliche Untersuchung durchführen. Diese Schieflage würde ich abschaffen.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Herr Dr. Weiß: Die manuelle Untersuchung bei Rücken- und Gelenkleiden ist ein Stiefkind der „modernen“ Medizin. Für eine differenzierte Untersuchung der Wirbelsäule braucht es gute Schulung sowie viel Übung. Aber es lohnt sich.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Herr Dr. Weiß: In der Chirotherapie hat die Entwicklung sanfter Behandlungstechniken großen Fortschritt gebracht: keine Angst vor der Behandlung, kaum unerwünschte Nebenwirkungen und kein Stress für den Therapeuten. Bei meinem zweiten Schwerpunkt – der Medizinischen Kräftigungstherapie - liegt der Fortschritt auf der technischen Seite und in der kontinuierlichen Entwicklung einer wissenschaftlich fundierten Trainingslehre. Selbst schwerste Wirbelsäulenleiden kann man heute in der Kombination von manueller Therapie und Kräftigungstherapie mit guten Erfolgsaussichten behandeln – und vielen Patienten eine Operation ersparen.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Dr. Weiß: Ein 22-jähriger Mann mit starken Kreuz-, Hüft- und Leistenschmerzen kam nach einer zweijährigen Odyssee in meine Praxis. Er war verzweifelt, nicht nur wegen seiner Beschwerden, sondern weil er sich wegen einer Fehlstellung seiner Hüftgelenke einer „Triple-Osteotomie“ unterziehen sollte. Das ist eine große Operation, bei der das Becken an drei Stellen durchgesägt und neu zusammengesetzt wird. Die Lösung war einfach: Ursache seiner Beschwerden war eine Blockierung der Kreuz—Darmbein-Gelenke (Iliosakralgelenke). Nach zwei Behandlungen war der junge Mann schmerzfrei.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Dr. Weiß: Vergessen Sie Ihre Muskeln nicht! Der „zivilisierte“ Mensch verliert vom 20. bis zum 50. Geburtstag im Durchschnitt 10 kg Muskelmasse und bekommt dafür rund 20 kg Fett. Ein schlechter Deal. Ihre Muskeln erhalten Sie nicht durch „Bewegung“. Nur mit Krafttraining erhalten Sie sich Ihr größtes Stoffwechsel-Organ bis ins hohe Alter und damit Sicherheit auf Schritt und Tritt, Leichtigkeit und Lebensqualität.

Zur Person

  • Dr. Martin Weiß, Jahrgang 1951
  • Studium der Medizin an der LMU-München
  • Ausbildung zum Allgemeinarzt im Klinikum Rosenheim und im Kreiskrankenhaus Prien
  • parallel zur klinische Ausbildung erfolgte ab dem letzten Studienabschnitt die Weiterbildung in Chirotherapie (Deutsche Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM) Akademie Boppard)
  • 1990 Niederlassung als Allgemeinarzt in Gstadt am Chiemsee
  • seit 2002 Privatpraxis für Chirotherapie in Rosenheim

Zur Praxis

  • Privatpraxis mit folgenden Schwerpunkten: Akute und chronische Rücken- und Gelenkleiden, Prävention und Therapie von Alterskraftverlust (Sarkopenie) und Osteoporose, Unterstützung bei Gewichtsabnahme, Sportvorbereitung und Trainingsbegleitung für Sportler durch Gesundheitsorientiertes Krafttraining.
  • Neben schonender Manueller Therapie (Chirotherapie) kommen die Medizinische Kräftigungstherapie (MKT) als Trainingstherapie und Gesundheitsorientiertes Krafttraining vorbeugend zum Einsatz.

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