Artikel 09/10/2020

Das jameda-Interview: 9 Fragen an Dr. med. Christos Petridis, FEBVS, FICS

Dr. med. Christos Petridis, FEBVS, FICS Gefäßchirurg
Dr. med. Christos Petridis, FEBVS, FICS
Gefäßchirurg
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Dr. med. Christos Petridis interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Gefäßchirurg.

jameda: Herr Dr. Petridis was hat Sie motiviert, Gefäßchirurg zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?

Herr Dr. Petridis: ‘Der Mensch wird nur so alt wie seine Gefäße’. Schon als kleiner Junge war ich fasziniert davon, komplexe Operationen durchzuführen und damit Menschen das Leben zu retten. Neben der Herzchirurgie (in der ich meine chirurgische Laufbahn ursprünglich begann) hat mir nur noch die Gefäßchirurgie diese Herausforderung geboten. Gefäßerkrankungen sind auf dem Vormarsch, und gerade unsere Gesellschaft wird immer älter und somit steigen auch die Zahlen der Gefäßkranken kontinuierlich.

jameda: Worin besteht Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?

Herr Dr. Petridis: Ich habe als Gefäßchirurg mehrere Schwerpunkte, auf denen mein Fokus liegt. Zum einen die ‘Volkskrankheit’ Krampfadern, die fahrlässigerweise grob unterschätzt wird und von vielen fälschlicherweise ‘nur’ für ein kosmetisches Problem gehalten wird, kann man heutzutage mit einem maximal schonenden Eingriff ohne Vollnarkose, ohne Schnitte und ohne anschließenden Leistungsausfall behandeln. Der Patient braucht anschließend noch nicht einmal Kompressionsstrümpfe zu tragen.

Dies ist im Vergleich zu der bisher immer noch bei den meisten Patienten durchgeführten massiv invasiven OP in Vollnarkose, bei der die Venen über Schnitte ‘gezogen’ werden, ein Quantensprung und eine wirklich fortschrittliche und bedeutsame Entwicklung. Ein weiterer Fokus liegt auf der Früherkennung und Behandlung des gefährlichen Bauchaortenaneurysmas. Dies können wir heutzutage in den allermeisten Fällen minimalinvasiv mittels einer sog. endovaskulären Stentimplantation (EVAR) schonend behandeln.

jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Herr Dr. Petridis: Wir Gefäßchirurgen haben häufig den ‘Über-Vater’ der Herz- und Gefäßchirurgie Michael DeBakey als Vorbild. Er hat durch seine pionierhaften Errungenschaften in den 60er Jahren viele Grundsteine für die Gefäßchirurgie gelegt, wie wir sie heute praktizieren.

Ich muss jedoch auch sagen, dass ich eine Reihe von Vorbildern, sozusagen meinen persönlichen Brain-Trust, in verschiedenen nicht-medizinischen Bereichen habe. Dies sind z. B. Sportler wie Wladimir Klitschko oder Pete Sampras.

jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?

Herr Dr. Petridis: Kommunikation spielt heutzutage eine entscheidende Rolle. Eine global verbreitete Möglichkeit zur Kommunikation ist mit Sicherheit Social Media. Wir sind auf den sozialen Netzwerken durchaus aktiv und können so sehr häufig mit unseren Patienten unkompliziert kommunizieren. Das erleichtert den Praxisalltag in der heutigen Zeit schon sehr.

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Herr Dr. Petridis: Gefäßerkrankungen sind insgesamt, sicherlich auch bedingt durch die immer älter werdende Bevölkerungsstruktur, deutlich auf dem Vormarsch. Das bedeutet, dass wir in Zukunft immer mehr Patienten mit Gefäßerkrankungen sehen werden, die uns allein schon aufgrund ihres höheren Alters medizinisch vor Herausforderungen stellen werden. Hier gilt es, schonende Verfahren wie z. B. für die Behandlung des Aortenaneurysmas oder der Stammvarikosis weiterzuentwickeln, um diesen Patienten gerecht werden zu können.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Herr Dr. Petridis: Viele Patienten mit einer Gefäßerkrankung kommen zu mir mit einer gewissen Angst. Ich denke, dass ich mit meiner ruhigen, behutsamen Art den Patienten zum Einen die Angst nehmen, und ihnen zum Anderen durch eine sehr ausführliche und sachliche Aufklärung über die Gesamtsituation und die Lösungsmöglichkeiten Mut machen und sie beruhigen kann.

jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?

Herr Dr. Petridis: Meine Patienten sind in aller Regel schon ganz gut vorinformiert, wenn sie mich aufsuchen. Eine Gefäßerkrankung weckt bei den meisten Menschen schon einen gewissen Informationsbedarf, so dass im Internet recherchiert wird. Das Herausarbeiten des individuellen Wissens-Standes und der Aufbau der Arzt-Patienten-Beziehung sind immer wieder aufs Neue spannende Herausforderungen.

jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Dr. Petridis: Ein besonderes Erlebnis hatte ich zu meiner Zeit als Oberarzt. Der in der Notaufnahme Dienst habende Assistenzarzt rief mich um kurz nach Mitternacht zuhause an, da er einen 21-jährigen Patienten nach Messerstich-Verletzung eingeliefert bekommen hatte. Dieser junge Mann hatte mehrere Messerstiche u.a. in die Brust, Hals und den Kopf bekommen und ich musste schnellstens in die Klinik fahren. Als ich eintraf, war der Patient bereits aufgrund seines hohen Blutverlustes über 35 Minuten reanimationspflichtig gewesen, musste also wiederbelebt werden. Die Stichverletzungen deuteten auf eine Herzverletzung hin. Da er sich in einem lebensbedrohlich kritischen Zustand befand, konnte er jedoch nicht in eine herzchirurgische Klinik verlegt werden, sondern ich operierte ihn notfallmäßig am offenen Herzen (zugute kam, dass ich ursprünglich aus der Herzchirurgie komme…).

Er hatte durch die Messerstiche eine Verletzung des Vorhofes sowie der Lunge erlitten, die ich ihm versorgte. Es gelang mir, den jungen Mann zu retten und er überlebte die Operation ohne bleibende Folgeschäden.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Dr. Petridis: Es gibt eine ganze Menge an Gefäßerkrankungen, die man leider nicht wirklich bemerkt. Erst wenn sie Probleme bereiten, wird man darauf aufmerksam und sucht dann den Spezialisten auf.

Mein Bestreben ist es, den Patienten zu einem Zeitpunkt zu sehen, an dem der drohende Schaden noch abwendbar ist, also im Vorsorgestadium. Deshalb propagiere ich immer wieder den Stellenwert von Vorsorgeuntersuchungen, z. B. für das Aorten-Aneurysma oder auch den Schlaganfall. Um das Risiko für Gefäßerkrankungen möglichst zu minimieren, sollte man unbedingt auf das Rauchen verzichten sowie auf eine Cholesterin-arme Ernährung, Normalgewicht sowie normale Blutdruckwerte achten.

Zur Person

Dr. Petridis ist Facharzt für Gefäßchirurgie sowie zertifizierter endovaskulärer Chirurg. Zudem legte der verheiratete Familienvater (2 Kinder) als einer der wenigen Gefäßchirurgen deutschlandweit die äußerst anspruchsvolle internationale Prüfung zum Fellow of the European Board of Vascular Surgery (FEBVS) ab.

Im Alter von 34 Jahren wurde Dr. Petridis, der als Autor von wissenschaftlichen Publikationen sowohl auf nationalen als auch auf internationalen Kongressen Vorträge hält, zu einem der jüngsten gefäßchirurgischen Oberärzte Deutschlands.

Mit 36 Jahren übernahm Dr. Petridis als damals bundesweit jüngster Gefäßchirurg die Leitung der Gefäßchirurgie am Marienkrankenhaus in Hamburg und baute in der Folge das Spektrum der gefäßchirurgischen Versorgung dort maßgeblich aus. Stets auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand führte er unter anderem die Weltpremieren-Operation einer Implantation eines speziellen Device bei Patienten mit Dialyse erfolgreich durch und etablierte diese Methode.

Zur Praxis

Die Praxis von Dr. Petridis befindet sich zentral in der Hamburger Innenstadt, gelegen in bekannter Lage am Neuen Wall. Die ruhige, entschleunigende Atmosphäre in der Praxis sowie die Termine ohne Zeitdruck geben den Patienten stets das Gefühl, gründlich und sorgfältig gefäßmedizinisch versorgt zu werden.

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