Sie haben plötzlich eine harte und gespannte Bauchdecke mit Druckschmerz und Fieber? Gehen Sie sofort ins Krankenhaus! Das könnte eine Bauchfellentzündung sein, die lebensbedrohlich ist. Lesen Sie hier, was die Erkrankung verursacht, wie sie sich äußert und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Definition und Häufigkeit
Bei der Bauchfellentzündung, auch Peritonitis genannt, haben Bakterien das Bauchfell befallen, eine doppelschichtige Haut aus Bindegewebe, die den Bauchraum auskleidet. Es umgibt die meisten Organe unterhalb des Zwerchfells bis zum Eingang des kleinen Beckens und produziert eine Flüssigkeit, die wie ein Gleitmittel die Bewegungen der Bauchorgane erleichtert.
Es gibt die primäre und sekundäre Form der Erkrankung, die unterschiedliche Ursachen haben. Die sekundäre Bauchfellentzündung ist die Folge von Erkrankungen anderer Organe im Bauch. Eine lokale Peritonitis ist auf einen Teil des Bauchfells begrenzt, wobei eine diffuse Peritonitis das ganze Bauchfell betrifft.
Darüber hinaus gibt es die Pseudoperitonitis, eine scheinbare Bauchfellentzündung.
Dann gibt es noch die ansteckende Bauchfellentzündung, auch ,,feline infektiöse Peritonitis‘‘ oder „FIP“ genannt. Sie wird durch ein Coronavirus von Katze zu Katze übertragen. Es handelt sich um eine rätselhafte und tödliche Krankheit, die Menschen nicht betrifft.
In Deutschland erkranken pro Jahr ungefähr 10.000 Menschen an einer Bauchfellentzündung, wovon ungefähr 5 Prozent daran sterben. Betroffen sind alle Altersgruppen und beide Geschlechter.
Die Ursachen für eine Bauchfellentzündung können in einer vorangegangenen Darmerkrankung liegen (© milazvereva - fotolia)
Baucherkrankungen als mögliche Ursachen
Die primäre Peritonitis wird von einer bakteriellen Infektion verursacht: Der häufigste Erreger ist das Darmbakterium Escherichia coli.
Ursachen einer sekundären Bauchfellentzündung:
- akute Blinddarmentzündung, die häufig auch Kinder betrifft
- Entzündungen von Divertikel, von Ausstülpungen der Darmwand
- Entzündung der Gallenblase
- Entzündungen des Magens oder der Bauchspeicheldrüse
- Durchbruch von Bauchorganen in Folge von Blinddarm- oder Gallenblasenentzündungen
- Verletzungen oder Operationen im Bauch, insbesondere nach einer Darm-OP
- Aufbruch eines Ulkus, eines entzündlichen Schleimhautdefekts der Darmwand
- Leck von Magensaft, Galle oder Bauchspeicheldrüsenflüssigkeit
- Lebererkrankungen
- Wasseransammlungen im Bauch, auch Aszites genannt
- Darmverschluss
- Bauchfellkrebs
- schwere Entzündungen der inneren Geschlechtsorgane der Frau, wie zum Beispiel die eitrige Eileiterentzündung
Menschen, die unter Nierenversagen leiden, müssen ihr Blut mit Hilfe der Dialyse reinigen lassen. Eine Möglichkeit ist die Bauchfelldialyse, bei der der Körper über die Bachhöhle entgiftet wird, was zur Bauchfellentzündung führen kann.
Die Pseudoperitonitis tritt bei der Blutzuckerkrankheit auf oder bei einer schweren Unterfunktion der Nebennierenrinde, die Morbus Addison genannt wird. Betroffene leiden unter starken Bauchschmerzen, wie bei einer echten Bauchfellentzündung, aber ohne Entzündung. Wieso das passiert, ist unklar.
Neben einem stark angespanntem Bauch und Fieber gehören Magen-Darm-Probleme zu den Symptomen einer Bauchfellentzündung (©fotolia-Igor Mojzes)
Symptome: brettharter Bauch und Fieber
Die primäre Peritonitis verursacht untypische Symptome, wie Fieber und Bauchschmerzen, und ist schwer zu erkennen. Bei einer sekundären Peritonitis dominieren die Symptome der Grunderkrankung. Die Bauchmuskulatur wird reflektorisch angespannt und die Muskeln der Bauchdecke krampfen sich automatisch zusammen, so dass die Bauchdecke bretthart wird.
Die Betroffenen haben Fieber und ziehen ihre Beinen an, wenn sie liegen. Der Bauch ist aufgebläht und schmerzt, wobei sich die Schmerzen bei Bewegungen und Erschütterungen, wie zum Beispiel beim Husten und Niesen, verschlechtern.
Dazu kommen:
- ein schlechtes Allgemeinbefinden
- Übelkeit, Appetitlosigkeit
- Schmerzen im Oberbauch, der oft geschwollen ist
- blutiges Erbrechen, manchmal sogar Koterbrechen
- Verstopfung
Oft können die Betroffenen den Schmerzpunkt mit dem Finger genau lokalisieren. Dann führt der Arzt den sogenannten ,,Carnett-Test‘‘ durch. Er verlangt vom Patienten, die Bauchdecke durch das Anheben der Beine oder des Oberkörpers anzuspannen. Der Arzt drückt dann mit dem Finger auf den Schmerzpunkt. Wird der Schmerz dadurch intensiver, ist der Test positiv und die Ursache liegt unter diesem Punkt.
Komplikationen der Bauchfellentzündung:
- Bildung von Eiter im Bauchraum, auch Peritonealabszess genannt
- Kreislaufschock mit Absturz des Blutdrucks und erhöhter Herzfrequenz
- Blutvergiftung
Durch eine Blutuntersuchung kann festgestellt werden, worin die Ursache der Symptome liegt (©fotolia-Schonertagen)
So stellt der Arzt die Diagnose
Für die Diagnose der Bauchfellentzündung ist ein Blutbild wichtig, in dem Werte überprüft werden, die sich bei der Erkrankung bestimmter Bauchorgane verändern. Darüber hinaus sind die Entzündungsparameter im Blut erhöht.
Wichtig für die Diagnostik ist, die Ursache zu finden. Folgende Untersuchungen werden zu diesem Zweck gemacht:
- Röntgenuntersuchungen mit oder ohne Kontrastmittel
- Ultraschalluntersuchungen der Bauchorgane
- Computertomografie
- Bauchspiegelung
- Bauch-Punktion
Behandlung mit Antibiotika
Die Bauchfellentzündung wird mit Antibiotika behandelt, die entweder in die Vene gespritzt oder als Tabletten verabreicht werden. Ist ein Kreislaufschock eingetreten, muss der Kreislauf zuerst unter intensivmedizinischer Überwachung stabilisiert werden.
Die meisten Ursachen einer sekundären Bauchfellentzündung erfordern eine Operation. Ist zum Beispiel der (Blind-)Darm durchgebrochen, wird der Schaden operativ behoben. Der Arzt entfernt auch Eiter und abgestorbenes Gewebe bei dem Eingriff.
Während der OP spült der Arzt das erkrankte Bauchfell mit einer Kochsalzlösung und Antibiotika aus. Darauf folgt oft für einige Tage eine Drainage des Bauchraums. In diesem Zeitraum ist Bettruhe angesagt, der Patient erhält Medikamente zur Schmerzlinderung und wird oftmals künstlich ernährt, weil die meisten noch nicht essen können. Hausmittel gibt es leider keine, die helfen könnten.
Die Prognose und der Krankheitsverlauf werden von folgenden Faktoren erschwert:
- hohes Alter
- Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung
- im Krankenhaus erworbene primäre Bauchfellentzündung
- schlechte Nierenwerte
- Gallenblasenentzündung mit hohen Werten des Blutabbauprodukts Bilirubin
- Gehirn-Funktionsstörung wegen mangelhafter Entgiftung des Blutes durch die erkrankte Leber
- Blutvergiftung
- Bauchfellentzündung wegen einer Leberzirrhose mit schlechtem Child-Pugh-Score
Der Child-Pugh-Score dient der Stadieneinteilung einer Leberzirrhose. Er basiert auf 5 Kriterien, 3 Laborwerten und 2 klinischen Befunden, die zusammen eine Punktzahl ergeben. Je höher der Score, desto schlechter ist die Prognose.
Kriterium
|
Einheit
|
1 Punkt
|
2 Punkte
|
3 Punkte
|
Bilirubin-Wert
|
mg/dl
µmol/l
|
< 2,0
< 34,208
|
2,0 - 3,0
34,208 – 51,312
|
> 3,0
> 51,312
|
Albumin-Wert
|
g/dl
|
> 3,5
|
2,8 – 3,5
|
< 2,8
|
Quick-Wert
|
%
|
> 70
|
40 - 70
|
< 40
|
Wasseransammlung im Bauch
|
-
|
keine
|
leicht
|
mittelgradig
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leberbedingte Gehirnerkrankung
|
-
|
keine
|
Stadium I - II
|
Stadium III - IV
|
Darüber hinaus gibt es den Mannheimer Peritonitis-Index (MPI), der hilft abzuschätzen, wie die Prognose eines Patienten mit einer Bauchfellentzündung ist. Er basiert auf bestimmten Risikofaktoren, für die Punkte vergeben werden:
Risikofaktor
|
Punkte
|
Alter > 50 Jahre
|
5
|
weibliches Geschlecht
|
5
|
Organversagen
|
7
|
bösartiger Tumor
|
4
|
Dauer der Peritonitis vor der OP > 24 Stunden
|
4
|
Ausgangspunkt ist nicht der Dickdarm
|
4
|
diffuse Ausbreitung
|
6
|
klare Entzündungsflüssigkeit
|
0
|
trübe eitrige Entzündungsflüssigkeit
|
6
|
Kotig-faulig riechende Entzündungsflüssigkeit
|
12
|
Ergibt sich eine Summe über 20, ist davon auszugehen, dass der Betroffene die Erkrankung überlebt, bei über 29 sterben mehr als 50 Prozent der Patienten.
Fazit
Eine Bauchfellentzündung ist lebensgefährlich und muss so schnell wie möglich behandelt werden. Da fast jede Baucherkrankung dazu führen kann, ist die Diagnosestellung oft einfacher, als die Ursache zu finden. Sie ist jedoch wichtig, denn nach ihr richtet sich die Therapie.
Links
Deutscher Hausärzteverband
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin
Berufsverband Deutscher Internisten
Deutsche Gesellschaft für Internistische Notfallmedizin
Quellen
Ihre Infos sind wirklich gut nachvollziehbar. Treffen sie auch auf Kinder zu ? Kann ein Kinderarzt diese Symptome definieren oder sollte man gleich zu einem Internisten gehen ?