Artikel 14/11/2016

Unterbauchschmerzen: Ist es eine Eierstockentzündung?

Team jameda
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Sie stehen mitten im Leben und gehen wegen ,Wehwehchen‘‘ im Unterbauch nicht zum Arzt? Das könnte gefährlich werden. Lesen Sie, wieso.

1. Unterbauchschmerzen können viele Ursachen haben

Unterbauchschmerzen haben unterschiedliche Ursachen. Weil einige dieser Ursachen lebensbedrohlich sind, sollten Sie bei Unterbauchschmerzen immer einen Arzt aufsuchen. Verlieren Sie keine Zeit, wenn die Schmerzen plötzlich auftauchen, sehr stark sind und von Fieber, Übelkeit, Erbrechen oder Blutungen begleitet werden.

Akute Unterbauchschmerzen sind meistens heftig und treten plötzlich auf, chronische Unterbauchschmerzen dagegen dauern mindestens sechs Monate an.

Ursachen sind hauptsächlich Darmkrankheiten, Störungen der Harnorgane und Erkrankungen des männlichen oder des weiblichen Genitalsystems.

Darmkrankheiten

Darmkrankheiten, die Unterbauchschmerzen verursachen, reichen von der harmlosen Verstopfung bis zur gefährlichen Blinddarmentzündung. Letztere äußert sich meistens mit akuten Schmerzen rechts. Bricht der entzündete Blinddarm auf, gelangen Bakterien und Darminhalt in den Bauchraum, eine lebensbedrohliche Situation. Eine Notoperation ist nun dringend erforderlich.

Darminfektionen sind meistens auf infizierte Lebensmittel zurückzuführen und werden von Durchfall begleitet. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen, wie der Morbus Crohn oder die Colitis Ulcerosa betreffen meistens 20- bis 40-Jährige mit einer genetischen Veranlagung. Ursachen sind Autoimmunerkrankungen oder Infektionen.

Magen- und Gallenerkrankungen äußern sich zwar meistens mit Schmerzen im oberen Bereich des Bauches, strahlen aber gelegentlich auch in den Unterbauch. Bei Dickdarmdivertikel beispielsweise handelt es sich um Ausstülpungen der Darmschleimhaut des Dickdarmes, die auf ungünstige Ernährung, Verstopfung und altersbedingte Schwäche des Bindegewebes zurückzuführen sind.

Weitere Darmkrankheiten, die Unterbauchschmerzen verursachen, sind das Reizdarmsyndrom, Darmverschlingungen, Darmdurchbrüche, Leistenbrüche und Tumoren. Das Reizdarmsyndrom ist eine Funktionsstörung des Darms. Es betrifft meistens Frauen zwischen 30 und 50 Jahren und verursacht wiederkehrende Schmerzen, Verdauungsbeschwerden und Blähungen.

Bei Darmverschlingungen verdrehen sich Teile des Darms und führen zu einem Darmverschluss. Das kann zu einem Darmdurchbruch führen, das heißt zum Einreißen der Darmwand, wobei Darminhalt in die Bauchhöhle gelangt. Eine lebensbedrohliche Situation!

Bei einem Leistenbruch bildet sich eine Lücke in der Bauchwand, innere Anteile quellen nach außen und bilden einen Bruchsack in der Leiste. Davon sind meistens Männer betroffen. Unterbauchschmerzen wegen Tumoren im Darm werden von Müdigkeit und Gewichtsverlust begleitet.

Störungen des weiblichen Genitalsystems

Störungen oder Erkrankungen des weiblichen Genitalsystems, die sich mit Unterbauchschmerzen äußern, beinhalten Regelschmerzen vor und während der Periode sowie Mittelschmerzen zwischen den Monatsblutungen, die den Eisprung markieren.

Auch Entzündungen der weiblichen inneren Organe, der Gebärmutter, der Eierstöcke und der Eileiter verursachen Unterbauchschmerzen und werden von Ausfluss und Blutungen außerhalb der Regel begleitet, bei Eierstock- und Eileiterentzündung auch von Fieber.

Weitere Ursachen für Unterbauchschmerzen sind Stieldrehungen der Eileiter, Zysten am Eierstock sowie Eileiterschwangerschaften. Letztere werden von Schmierblutungen begleitet, nachdem die Regel ausgeblieben war. Bei Schwangeren sind Unterbauchschmerzen meistens auf Fehlbildungen oder Fehlgeburten zurückzuführen.

Tumoren und Polypen in der Gebärmutter sowie Endometriose äußern sich auch mit Unterbauchschmerzen. Bei der Endometriose handelt es sich um gutartige Gewebewucherungen der Gebärmutterschleimhaut, die sich außerhalb der Gebärmutter in benachbarten Organen ansiedelt. Die ,ausgewanderte‘‘ Gebärmutterschleimhaut blutet mit und führt zu krampfartigen Unterbauch- und Rückenschmerzen während der Periode. Gebärmutterhalskrebs, Gebärmutterkrebs und Eierstockkrebs sind weitere Ursachen für Unterbauchschmerz.

Störungen des männlichen Genitalsystems

Störungen oder Erkrankungen des männlichen Genitalsystems, die sich mit Unterbauchschmerzen äußern, sind die Hodentorsion, mit Schmerzen im Hoden und in der Leistengegend, sowie Prostataentzündungen oder Samenblasenentzündungen, die mit Störungen beim Wasserlassen einhergehen.

Erkrankungen der Harnorgane

Die Harnorgane verursachen Unterbauchschmerzen meistens durch Entzündungen oder Steine. Dazu gehören:

  • Blasenentzündungen mit Schmerzen und Störungen beim Wasserlassen
  • Blasen-, Harnleiter- oder Nierensteine mit heftigen, krampfartigen Schmerzen und blutigem Urin
  • Nierenbeckenentzündungen mit Flankenschmerzen, Fieber und Schüttelfrost

Die Reizblase ist mit Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen verbunden.

Sonstige Unterbauchschmerzursachen

  • Unterbauchschmerzen bei langem Sitzen oder Stehen, Schweregefühl und Beschwerden in den Beinen, deuten auf Krampfadern im Becken
  • Thrombosen der Bein- oder Beckenvenen
  • Wirbelsäulenschäden und Bandscheibenvorfälle äußern sich mit Rückenschmerzen, die in das Bein ausstrahlen.
  • Fibromyalgie mit Schmerzen in Muskeln und Gelenken.
  • Psychische Störungen wie zum Beispiel Stress, Depressionen oder Ängste.

Zusammenfassung möglicher Ursachen von Unterbauchschmerzen

Darmkrankheiten

Erkrankungen des weiblichen Genitalsystems

Erkrankungen des männlichen Genitalsystems

- Verstopfung

- Blinddarmentzündung

- Darminfektionen

- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

- Magen- und Gallenerkrankungen

- Dickdarmdivertikel

- Reizdarmsyndrom

- Darmverschlingungen und Darmdurchbrüche

- Leistenbrüche

- Darmtumoren

- Regel- und Mittelschmerzen

- Entzündungen der Gebärmutter, der Eierstöcke und der Eileiter

- Stieldrehungen und Zysten am Eierstock

- Eileiterschwangerschaft

- Bei Schwangeren: Fehlbildungen, Fehlgeburten

- Endometriose

- Gebärmutter- und Gebärmutterhalskrebs

- Eierstockkrebs

- Hodentorsion

- Prostata- und Samenblasenentzündungen

Störungen der Harnorgane

- Blasenentzündungen

- Blasen- und Harnleitersteine

- Nierensteine

- Nierenbeckenentzündung

- Reizblase

Sonstiges

Diagnostik: Auf Ursachenforschung

Sie fragen sich, wie sich der Arzt in diesem Diagnoselabyrinth orientiert?

Wichtig für die Diagnose sind die genaue Beschreibung der Schmerzen, die Begleitsymptome und die Krankengeschichte.

Eine klinische Untersuchung ist notwendig. Dabei wird der Bauch abgetastet und abgehört. Je nach individuellem Fall sind zusätzlich frauenärztliche, urologische, orthopädische, neurologische oder psychiatrische Untersuchungen erforderlich.

Ultraschall- und Laboruntersuchungen sind wegweisend für die Diagnose und in einigen Fällen ist eine laparoskopische Bauchspiegelung nötig.

2. Eierstockentzündung

Eine Eierstockentzündung ist eine ansteckende, bakterielle Infektion des Eierstocks. In der Regel betrifft eine Infektion in diesem Bereich nicht nur den Eierstock, sondern auch den nahegelegenen Eileiter. Eine Entzündung des Eierstocks und der Eileiter zugleich wird Adnexitis genannt.

Ursachen: Wie es zur Eierstockentzündung kommt und wie Sie vorbeugen

Die häufigsten bakteriellen Erreger einer Eierstockentzündung sind Chlamydien und Gonokokken. Die Übertragung der Bakterien erfolgt während des ungeschützten Geschlechtsverkehrs. Daher erkranken meistens junge und sexuell aktive Frauen an einer Eierstockentzündung.

Ihr Ansteckungsrisiko vermindern Sie, indem Sie Ihre Partner nicht oft wechseln, Kondome benutzen und unnötige Scheidenspülungen vermeiden. Diese Maßnahmen sind besonders wichtig, wenn Ihre Immunabwehr geschwächt ist oder wenn Sie an Zuckerkrankheit oder Östrogenmangel leiden.

Darüber hinaus erhöhen bestimmte frauenärztliche Eingriffe wie das Einsetzen der Spirale zur Verhütung das Risiko einer Eierstockentzündung.

Welche Symptome verursachen eine Eierstockentzündung?

Das Hauptsymptom einer Eierstockentzündung sind Unterbauchschmerzen rechts oder links oder auf beiden Seiten, die in den gesamten Unterleib ausstrahlen können. Sie treten insbesondere nach der letzten Monatsblutung auf. Die Schmerzen können leicht, aber auch sehr stark sein. Sie werden als Stiche oder als starke Krämpfe wahrgenommen.

Darüber hinaus kommen folgende Begleitsymptome vor:

  • Fieber und Abgeschlagenheit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • übel riechender Scheidenausfluss
  • Zwischenblutungen
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und bei der Blasen- und Darmentleerung

Gelegentlich verläuft eine Eierstockentzündung ohne Symptome.

Wurde die Gebärmutter entfernt, können die Erreger von außen nicht mehr in den Eierstock gelangen. Deswegen deuten oben genannte Symptome ohne Gebärmutter eher auf andere Erkrankungen hin, es sein denn, die Entzündung ist durch einen frauenärztlichen Eingriff entstanden.

Komplikationen: Eine Eierstockentzündung kann lebensbedrohlich werden!

Die bakterielle Infektion des Eierstocks kann sich auf das kleine Becken ausdehnen und eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung verursachen. Darüber hinaus kann eine Blutvergiftung entstehen, die ebenfalls lebensbedrohlich ist. Auch Eiteransammlungen sind möglich, besonders wenn eine Eierstockentzündung über längere Zeit nicht behandelt wird.

Die dramatischte Spätfolge einer Eierstockentzündung ist Unfruchtbarkeit, die durch das entzündungsbedingte Verkleben der naheliegenden Eileiter entsteht.  Solche Verklebungen führen auch zu Eileiterschwangerschaften.

Diagnose: Abstrich, Ultraschall und Bluttests

Nach der Anamnese und während der gynäkologischen Untersuchung entnimmt der Frauenarzt einen Abstrich aus dem Gebärmutterhals. So erkennt er die Krankheitserreger und seine Antibiotikaempfindlichkeit. Zur Erkennung der entzündeten Region ist eine Ultraschalluntersuchung sinnvoll. Mit einer Blutuntersuchung werden die Zahl der weißen Blutkörperchen und die Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit festgestellt.

Selten ist ein kleiner Eingriff für die Diagnose nötig, die Beckenspiegelung. Dabei wird über einen sehr kleinen Schnitt in der Bauchdecke ein Endoskop in die Bauchhöhle eingebracht. Das Endoskop ist ein optisches Instrument, durch das der Arzt die Organe im schmerzenden Bereich sieht.

Therapie: Antibiotika und Hausmittel

Eine Eierstockentzündung wird grundsätzlich mit Antibiotika behandelt. Das richtige Antibiotikum für Ihren speziellen Fall basiert auf dem Antibiogramm des Gebärmutterabstrichs. Ein Antibiogramm ist ein Labortest, mit dem die Empfindlichkeit der Bakterien gegenüber Antibiotika bestimmt wird.

Dabei verteilt der Arzt eine geringe Menge des Gebärmutterabstrichs auf der Oberfläche eines Gelnährbodens. Der Nährboden führt dazu, dass sich die Bakterien sichtlich ausbreiten. Fügt der Arzt nun verschiedene Antibiotika in bestimmten Mengen dazu, kann er beobachten, welches Antibiotikum zum Schrumpfen und Absterben der Bakterienkolonie führt.

Wie Hausmittel helfen

Mit einigen seltenen Ausnahmen ist eine Behandlung ohne Antibiotika nicht empfehlenswert. Natürliche Behandlungsmethoden bekämpfen die bakteriellen Ursachen nicht radikal genug und ersetzen die Antibiotikatherapie nicht. Sie lindern aber die Symptome und beschleunigen die Heilung.

Tees aus Pflanzen mit entkrampfender und entzündungshemmender Wirkung sind hilfreich. Solche Pflanzen sind die Kamille, die Raute und die Schafgarbe.

Vorsicht mit warmen Umschlägen am Unterbauch! Sie helfen eventuell nur nach der akuten Phase, wenn Fieber und starke Unterbauchschmerzen vorbei sind und nur unter strenger Temperaturkontrolle. Fragen Sie am besten Ihren Arzt, ob und wie Sie mit warmen Umschlägen am Unterbauch umgehen sollten.

Zusätzlich verschreibt Ihnen der Arzt eventuell entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente zur Linderung der Symptome.

Die Behandlung einer Eierstockentzündung fordert Bettruhe, leicht verdauliche Kost und milde Abführmittel, Kühlung des Unterbauchs mit Eisbeuteln sowie sexuelle Enthaltsamkeit. Fremdkörper wie die Spirale müssen entfernt werden.

Die Dauer der Therapie beträgt meistens bis zu drei Wochen. Die Behandlung des Partners ist ebenfalls ratsam.

Quellen:

  • Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Chronischer Unterbauchschmerz der Frau. http://www.awmf.org/leitlinien/ accessed 08.09.2016
  • Robert C, et al. Pelvic Inflammatory Disease. N Engl J Med 2015; 372:2039-2048
  • Mitchell C, et al. Pelvic inflammatory disease — Current concepts in pathogenesis, diagnosis and treatment. Infectious Disease Clinics of North America. 2013;27:793

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