Artikel 02/08/2010

Was sind Hämorrhoiden oder was tun, wenn es am After juckt?

Dr. med. Ulrich Tappe Internist, Gastroenterologe, Proktologe
Dr. med. Ulrich Tappe
Internist, Gastroenterologe, Proktologe
haemorrhoiden-behandlung

Der sogenannte Plexus hämorrhoidalis ist ein Teil des natürlichen Verschlussmechanismus des Darms. Drei gut durchblutete Gefäßkonvolute bilden zusammen ein Kissen, dass sich von Innen in die Analöffnung legt und so den Analkanal abdichtet ohne dass der Schließmuskel sich zusammen ziehen muss. Damit wird verhindert, dass ungewollt Flüssigkeiten aus dem After tropfen.

Das, was gemeinhin als ‘Hämorrhoiden’ bezeichnet wird, ist medizinisch korrekt ausgedrückt ein Hämorrhoidalleiden.

Das Hämorrhoidalleiden
Unter Hämorrhoidenbeschwerden leiden viele Menschen. Man vermutet, dass in Deutschland mindestens jeder Zweite über 30 Jahren mit Hämorrhoidalbeschwerden zu tun gehabt hat oder noch darunter leidet. Typisch sind hellrote Blutungen beim Stuhlgang (Hämatochezie = hellrotes Blut beim Stuhlgang), Blut in der Unterwäsche oder am Toilettenpapier, aber auch Brennen, Nässen und unstillbarer Juckreiz (Pruritus) im Afterbereich gefolgt von einem Hautausschlag (Ekzem) können Symptome des Hämorrhoidalleidens sein. Gelegentlich kann auch ein Stuhlschmieren oder das Gefühl der unvollständigen Stuhlentleerung (Inkontinenz) ein Hämorrhoidalleiden charakterisieren.

Sind die Hämorrhoiden nur gering ausgeprägt so kommt es häufig nur zu vorübergehenden, geringen Blutungen, insbesondere bei hartem Stuhlgang. In fortgeschritteneren Stadien sind aber Schmerzen und Blutabgänge häufig. Und nicht selten kommt neben Nässen dann auch ein quälender Juckreiz am After hinzu. Je größer die Hämorrhoidalpolster sind, umso mehr Beschwerden sind zu erwarten.

Bewährt hat sich folgende Schweregradeinteilungen der Hämorrhoidenvergrößerungen :

  • Stadium I Innen liegende Hämorrhoiden, sie überschreiten die Schleimhautgrenze auch bei starkem Pressen nicht und können nicht getastet werden. Hier kann nur eine proktologische Untersuchung die Diagnose stellen.

  • Stadium II Die Hämorrhoiden-Knoten fallen beim Pressen in den Analkanal vor, ziehen sich aber nach kurzer Zeit von selbst wieder zurück.

  • Stadium III: Die Hämorrhoiden sind nach dem Pressen außenliegend und müssen aktiv mit dem Finger in den After zurückgeschoben werden.

  • Stadium IV: Die Hämorrhoiden lassen sich nicht mehr zurückschieben und verbleiben dauerhaft außerhalb des Afters.

Behandlung von Hämorrhoiden
Da das Hämorrhoidalleiden mit anderen Erkrankungen verwechselt werden kann ist eine Selbstbehandlung mit Salben (insbesondere Kortison haltigen Salben, die im Dauereinsatz oft mehr Schaden als Nutzen) nur bei sporadischen und kurzanhaltenden Beschwerden anzuraten. Bei dauerhaften, sich wiederholenden Problemen ist eine Untersuchung durch einen in diesem Gebiet erfahrenen Arzt (z.B. einem Proktologen) unbedingt zu empfehlen.

Allgemeine Verhaltensregeln
In jedem Fall sollten Betroffene in allen Hämorrhoiden-Stadien darauf achten, dass der Stuhl weich ist und ohne übermäßiges Pressen entleert werden kann. Verstopfung oder Durchfall verstärken Probleme am After. Dabei kann eine Ernährungsumstellung auf eine ballaststoffreiche Kost eine Besserung erzielen. Vorübergehend kann dabei auch der Einsatz von additiven Ballaststoffen (z.B. der indische Flohsamen – Plantago ovalis) zur Stuhlregulierung hilfreich sein.

Bei der Toilettenhygiene sollten Duftstoffe und eine zu starke mechanische Beanspruchung des Anus durch Reiben vermieden werden. Wasser (Bidet oder Dusche) und ein weiches Handtuch sollten für die Toilettenhygiene ausreichen. Gelegentlich hilft auch dünn aufgetragene Zinkpaste, um die empfindliche Haut um den Anus gegen äußere Einflüsse zu schützen.

Operative Maßnahmen
Alle Verfahren zielen darauf den Plexus hämorrhoidalis zu verkleinern.

Das einfachste Verfahren ist die Verödung (Sklerosierung nach Blond oder Blanchard) bei der eine Gewebe zerstörende Flüssigkeit in die Schleimhaut eingespritzt wird und so die Hämorrhoiden schrumpfen lässt.

Die Infrarotbehandlung (Infrarotkoagulation) kommt heute nur noch selten zum Einsatz. Hier wird mit Wärme an mehreren Stellen das Gewebe stark erhitzt und verschorft.

Sehr häufig wird die Gummibandligatur (auch Gummiligatur nach Barron) durchgeführt, bei welcher der vergrößerte Hämorrhoidal-Knoten durch ein darüber gestülptes Gummiband abgeklemmt (Ligatur) wird. Nach einigen Tagen fällt das nicht mehr durchblutete Gewebe ab.

Die Verödung, die Infrarotbehandlung und die Gummibandligatur werden häufig mehrmals im Abstand von 2-6 Wochen wiederholt bis sich ein hinreichender Erfolg einstellt. Der Vorteil liegt in der ambulanten Durchführbarkeit und in dem geringen Aufwand.

Können diese minimal invasiven Verfahren nicht mehr zur Anwendung kommen sind chirurgische Maßnahmen erforderlich z.B. in der klassischen Operation von Hämorrhoiden nach Milligan-Morgan.

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