Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Bruno-Harald Lurtz

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Bruno-Harald Lurtz interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Orthopäde.

jameda: Herr Lurtz, was hat Sie motiviert, Orthopäde zu werden?
Herr Lurtz: Die Medizin an sich ist ein sehr interessantes Wissensgebiet und gerade die Orthopädie mit ihrer Vielseitigkeit war schon immer sehr faszinierend für mich. Sie können in diesem Fachbereich in der alternativen, in der therapeutischen, in der diagnostischen sowie auch in der operativen Medizin tätig sein. Wenn ich erfolgreich bin, habe ich das Glück von dankbaren Menschen umgeben zu sein. Dieses Gefühl ist nicht so leicht in Worte zu fassen.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Lurtz: Die größte Herausforderung sehe ich darin, einen Menschen schmerzfrei zu bekommen. Das heißt, all mein Wissen in die Schale zu werfen und den Beschwerden auf den Grund zu gehen und spezifisch zu therapieren - dabei müssen es jedoch nicht immer die operativen Methoden sein. Im Normalfall fange ich zuerst sanft mit der Alternativmedizin an.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Lurtz: Tut mir Leid, ich begegne keinen Vorurteilen. Wenn es dennoch welche gibt, werden sie höchstens bei meinen Mitarbeitern angesprochen. Für diese Frage bin ich also der falsche Ansprechpartner.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen? 
Herr Lurtz: Patienten, denen ich eine unangenehme Therapie empfehle, sind sowieso in einer Ausnahmesituation, haben einen immensen Leidensdruck - sie sind bereit, alles auf sich zu nehmen, um ihrer Schmerzsituation zu entgehen. Sie wollen von mir keinen Rat, wie sie damit umgehen sollen, sondern sie wollen von mir die Gewissheit, dass sich diese Quälerei auch lohnt und die kann ich ihnen nur selten geben. Ich weiß, was ich kann. Ich weiß aber nicht, ob die Therapieform auch für den Patienten geeignet ist, der da gerade vor mir sitzt. Ich hoffe es natürlich und meistens stimmt mein Instinkt, aber Garantien vergebe ich nicht. Ich setze nicht auf Kurzfristigkeit. Ich möchte, dass der zu Behandelnde ein Vertrauensverhältnis zu mir aufbaut und dieses werde ich nicht durch Zusicherungen, die ihm niemand geben kann, gefährden.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Lurtz: Dann stelle ich ihn zu Rede und wenn ich seinen Ausflüchten folgen kann, versuche ich ihn noch einmal von dem Sinn der Therapie zu überzeugen. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen ich Patienten zur weiteren Behandlung abgelehnt habe.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Lurtz: Wenn ich das Gesundheitssystem ändern könnte, würde ich als erstes die ganze Alternativmedizin und Prophylaktische Diagnostik für jeden und nicht nur für die Privatpatienten frei zugänglich machen. Ich würde die Budgetierung der Heilmittel- und Arzneimittelkosten abschaffen. Im Moment sieht es so aus, dass Patienten nur minimal grundversorgt werden können. Ich würde jede einzelne Leistung des Arztes vergüten und ihn nicht mit einer Komplexziffer abspeisen.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Lurtz: Im Patientengespräch sind wir manchmal überfordert, das müsste besser geschult werden. Wir sind wirtschaftliche Neulinge und sind anfangs extrem von Profis abhängig, die uns nicht sofort in die Insolvenz führen.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr Lurtz: Ja, ich versuche immer auf dem neuesten Stand zu sein. Natürlich hat das aus wirtschaftlichen Gründen auch seine Grenzen, aber für einen Wirbelsäulenspezialisten wie mich ist zum Beispiel die 3D-Wirbelsäulenanalyse ein Muss.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Lurtz: Es gibt sehr viele Erlebnisse, die ich nie vergessen werde – traurige, wie auch unglaublich lustige Ergebnisse. Jetzt daraus einen einzigen Moment herauszuziehen, würde den anderen Momenten nicht gerecht werden. Ich habe mir schon so manches Mal überlegt, dass es sicher ganz lustig wäre, ein Buch über den Praxisalltag zu schreiben.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Lurtz: Wenn ich jetzt einen Tipp abgeben würde, würde ich mich für meine Patienten so langweilig anhören wie ihr Hausarzt. Ich höre schon die gemurmelten, gefrusteten „ja, ja“ im Hintergrund. Ich denke, jeder Mensch ist soweit aufgeklärt, dass er selber weiß, was ihm gut tut und was er eigentlich vermeiden sollte. So pauschal vergebe ich keine Gesundheitstipps. Wenn mein Patient vor mir sitzt, bin ich allerdings schon manchmal strenger. Müsste ich dennoch einen Tipp abgeben, würde dieser lauten: Vergesst das Leben nicht!

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