Das jameda-Interview: 8 Fragen an Herrn Dr. Borko Alter

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Alter interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie.

jameda: Herr Dr. Alter, was hat Sie motiviert, Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie zu werden?

Herr Dr. Alter: In der Medizin gibt es wenige Fachbereiche, in denen ein enger Patientenkontakt und im wahrsten Sinne des Wortes handwerkliches Arbeiten so eng miteinander verknüpft sind. Es ist eben nicht alles nach einem Patentrezept zu behandeln.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Herr Dr. Alter: Mit dem Patienten zusammen ein individuelles und auf seine Bedürfnisse abgestimmtes Behandlungskonzept zu erarbeiten und zu sehen, dass der Plan ‘aufgeht’.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Herr Dr. Alter: Ärzte würden versuchen mit aus Sicht des Patienten sinn- und nutzlosen Leistungen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Es besteht generell ein ziemliches Grundmisstrauen, das von den Medien und den sozialen Netzwerken zusätzlich geschürt wird.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Herr Dr. Alter: Ich erkläre so genau wie möglich und ohne mit medizinischen Fachbegriffen um mich zu werfen den Therapieplan und weise darauf hin, dass manchmal ein ‘Tal der Tränen’ durchschritten werden muss, um an das Ziel zu gelangen.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Herr Dr. Alter: Ich versuche, zunächst in einem Gespräch herauszufinden, wo es hakt. Meist sind es Verständnis- und Verständigungsfehler, die dann ausgeräumt werden. Liegen diese nicht vor und der Pat verhält sich trotz Appell an seine Eigenverantwortung weiter uneinsichtig, breche ich die Behandlung ab und rate zu einem Arztwechsel.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Herr Dr. Alter: Den Patienten und das Wort ‘Gesundheit’ in dem Begriff ‘Gesundheitssystem’ wieder in den Fokus rücken. Gewinnmaximierung als oberstes Ziel ohne Rücksicht auf Personal und Patienten machen eher ein Krankheitssystem daraus. Das wird in naher Zukunft dazu führen, dass das jetzige System zusammenbricht. Aber dann besteht auch wieder die Chance, auf
den Trümmern ein tatsächliches, für alle Parteien faires 'Gesundheitssystem“ zu errichten.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapien oder Geräte, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Herr Dr. Alter: Die aus körpereigenem Bauchfett gewonnene sog. SVF oder stromavasculäre Fraktion enthält u. a. regenerative Zellen (AdSC), die eine ähnliche Eigenschaft haben wie Stammzellen aus dem Knochenmark. Hier gibt es mit dem ACA (Autologous Conditioned Adipose Tissue) eine hier in der Praxis eingesetzte vielversprechende Neuerung. Sie kann sowohl in der Arthrosebehandlung und bei frischen Gelenk- und Bandapparatverletzungen, als auch in der konservativen Faltenbehandlung/Gesichtsstraffung eingesetzt werden.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Dr. Alter: Davon gibt es zum Glück aus positiven Gründen sogar viele, aber ein Erlebnis wird mir immer in Erinnerung bleiben: Der Moment, als ein nach langer Zeit schmerzbedingt an den Rollstuhl gefesselter Patient nach einem eigentlich kleinen operativen Eingriff ohne Hilfsmittel den Behandlungsraum verließ und auf dem Praxisflur schmerzfrei hin und her lief. Dieses strahlende
Gesicht, auf dem Freudentränen runterkullerten, werde ich nie vergessen.

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