Artikel 10/07/2012

Kniearthrose: Zahlreiche Alternativen zu künstlichem Gelenk

Dr. med. Wolfgang Franz Arzt, Facharzt für Allgemeinchirurgie, Orthopäde & Unfallchirurg
Dr. med. Wolfgang Franz
Arzt, Facharzt für Allgemeinchirurgie, Orthopäde & Unfallchirurg
kniearthrose-zahlreiche-alternativen-zu-kuenstlichem-gelenk

Ein beginnender Knorpelschwund im Knie kann auf verschiedene Art und Weise gebremst werden. Nicht immer ist sofort der Einbau eines neuen künstlichen Kniegelenks notwendig.

Sport ist eine sehr gute Medizin, vor allem im Anfangsstadium sollten Betroffene für viel Bewegung im Gelenk sorgen. Knieschonende Disziplinen wie Schwimmen und Fahrradfahren sind zu empfehlen. Positive Effekte sind sogar auch dann zu verzeichnen, wenn der Betroffene die Bewegung gar nicht selbst macht, sondern wenn der Mensch von einer Maschine bewegt wird. Wie eine neue Studie der Uni Tübingen zeigt, hilft das Training mit Vibrationsgeräten, die in zahlreichen Physio-Praxen und Fitnessstudios stehen. Die Platten vibrieren 30- bis 50-mal in der Sekunde, während man auf ihnen steht. Das kräftigt Muskeln und Knochen, außerdem werden Nährstoffe in den Knorpel hinein geknetet.

Ein großes Thema im Zusammenhang mit Kniearthrose sind die überzähligen Pfunde, die die Patienten mit sich herumtragen. Jedes Kilo zu viel belastet die Knochen um das Dreifache. Eine neue Studie des Kompetenzzentrums Naturheilverfahren an der Universität Jena ergab, dass den Gelenken auch Fasten  hilft. Nach einer rund zweiwöchigen Saftkur, die ärztlich begleitet war, hatten die Teilnehmer weniger Schmerzen und konnten ihre Gelenke wieder besser bewegen.

Wissenschaftlich auf ihre Wirksamkeit untersucht sind auch pflanzliche Wirkstoffe. Neben den bereits bekannten wie Teufelskralle, Hagebuttenpulver und Weidenrindenextrakt erfreut sich zumindest im Nachbarland Frankreich und vor allem in den USA ein bislang bei uns wenig bekanntes Mittel zunehmender Beliebtheit: ein Avocado-Soja-Präparat. Hierbei handelt es sich um eine unverseifbare Fraktion aus Avocado-Soja-Öl. Mehrere Studien belegen die Wirksamkeit der Fraktion bei Gelenkbeschwerden. Spezifische Nebenwirkungen sind nicht bekannt.

Sind die nicht-operativen Verfahren ausgereizt, stehen dem Arzt immer noch mehrere Eingriffsmöglichkeiten zur Verfügung, bevor ein künstliches Gelenk angesagt ist.
Vor allem beim Einsatz gezüchteter Knorpelzellen hat sich in jüngster Zeit eine Menge getan. Diese Methode, die seit Mitte der 1990er-Jahre praktiziert wird und bislang vorwiegend jüngeren Patienten mit eng umrissenen Knorpelschäden vorbehalten war, ist zunehmend auch für ältere Patienten geeignet, deren Knorpel aufgrund von Verschleiß in Mitleidenschaft gezogen wurde. Auch größere, unregelmäßig betroffene Gelenksflächen können mit diesem Verfahren behandelt werden.

Bei einer ersten Arthroskopie wird minimalinvasiv ein reiskorngroßes Stück an gesundem Knorpel entnommen. Außerdem wird dem Patienten Blut abgezapft.
In einem hochtechnisierten Verfahren werden aus den wenigen entnommenen Zellen innerhalb der nächsten Wochen viele neue. Die Knorpelzellen schwimmen in speziellen Bestandteilen des Eigenblutes des Patienten im Reagenzglas. Nach vier bis sechs Wochen werden die Zellen zu Kügelchen, sogenannten Sphäroiden, zusammengefasst. Jedes der etwa einen Millimeter kleinen Kügelchen beinhaltet rund 200.000 Knorpelzellen.

Bei einem zweiten Eingriff wird die defekte Stelle vorbereitet, ehe die Sphäroide losgelassen werden. Sie heften sich an den Knochen an und beginnen, sich zu vermehren. Nur acht bis zwölf Wochen später ist vom früheren Schlagloch im Knorpel nichts mehr zu sehen, eine ebene Fläche ist entstanden. Während der Knorpel anwächst, muss der Patient für sechs Wochen mit Unterarmgehstöcken das Gelenk entlasten. Eine intensive Reha stellt Kraft und Beweglichkeit wieder her.

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.