Die sogenannte Rotatorenmanschette (RM) der Schulter besteht aus 4 Muskeln-Sehnen Einheiten, die vom Schulterblatt zum Oberarmkopf ziehen und dort mit ihren Sehnen ansetzen. Sie dienen der geführten Bewegung des Armes zur Seite, nach vorne sowie der Rotation. Des Weiteren stabilisieren sie den Oberarmkopf in der Gelenkpfanne. Somit hat die Rotatorenmanschette entscheidenden Einfluss auf die aktive Beweglichkeit der Schulter.
Wie kommt es zur Verletzung an der Rotatorenmanschette?
Verletzungen der RM können durch einen Unfall oder zunehmenden Verschleiß entstehen, weshalb die Risse mit steigendem Alter zunehmen. Je nach Ausdehnung der Verletzung kann es zu starken Schmerzen und deutlichen Einschränkungen der Schulterfunktion kommen.
Schreitet die Erkrankung fort, so gerät die Biomechanik des Gelenkes aus dem Gleichgewicht, was zu einem Höhertreten des Oberarmkopfes und zu einem Gelenkverschleiß auf dem Boden der Rotatorenmanschettenverletzung führt.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Beim jungen Patienten ist aus o.g. Grund die Indikation für eine operative Versorgung der Verletzung gegeben, um die Schulterfunktion wiederherzustellen, die Schmerzen zu beseitigen und die schwerwiegenden Folgezustände zu vermeiden.
Beim älteren Patienten wurde in den letzten Jahren zumeist die konservative Therapie propagiert. Durch Kräftigung der noch vorhandenen Muskeln soll hier eine Kompensation erzielt werden, was zu einer besseren Zentrierung des Humeruskopfes im Gelenk und damit zu einer besseren Funktion und geringeren Beschwerdesymptomatik führen kann.
Sollte die konservative Therapie fehlschlagen, kann auch hier ein operativer Eingriff notwendig werden. Allerdings führt ein chronischer Riss der RM zu einem Abbau der beteiligten Muskulatur, der eine spätere Rekonstruktion der RM unsinnig machen kann. Daher ist der richtige Zeitpunkt für einen operativen Eingriff entscheidend.
Aufgrund des demographischen Wandels unserer Gesellschaft und der wachsenden Aktivität bis ins hohe Alter, haben wir heute eine zunehmende Zahl an Patienten, die sich mit einer schmerzhaften Einschränkung der Schulterfunktion nicht abfinden wollen.
Neuere Studien konnten dazu zeigen, dass gerade auch der aktive ältere Patient von einer operativen Rekonstruktion der RM profitiert und eine signifikante Verbesserung der Schmerzsituation und Funktion erwarten kann (Bhatia et al., AJSM, 2015).
Welche Technik wird bei einer OP verwendet?
Ein Überblick über die Anatomie der Schulter. (©fotolia-60574476-bilderzwerg)
Die operative Rekonstruktion der RM kann heute in Schlüsselloch-Technik minimalinvasiv erfolgen. Dabei werden kleine Fadenanker in den Knochen eingebracht, die Fäden durch die gerissene Sehne vorgelegt und die Sehne somit an ihrem Ursprungsort refixiert. Ein Aufschneiden der Schulter ist heute nicht mehr nötig.
Wie sieht die Nachbehandlung aus?
Die Nachbehandlung umfasst eine Ruhigstellung in einer Armschlinge (3-6 Wochen), wobei die Physiotherapie am 1. Tag nach der Operation beginnt.
Ein exakter Nachbehandlungsplan für den Therapeuten (6 Wochen nur passive Behütung der Schulter, genaue Winkelangaben für die jeweiligen Bewegungen usw.) sichert das postoperative Ergebnis.
Eine volle Belastung der Schulter ist, je nach Ausdehnung der Verletzung, nach ca. 3-6 Monaten zu erwarten.
Sehr geehrter Herr Dr. Martetschläger, meine lange Bizepsehne ist anscheinend vor ca. 1 bis 4 Monaten gerissen. Ich habe es nicht richtig gemerkt. Denke beim Sport den ich leider etwas übertrieben habe. MRT wurde gemacht. Ich war jetzt bei 2 verschiedenen Ärzten, die beide sagen, die Sehne ist mehr als 4 cm vom Gelenk weg und eine OP würde nicht mehr gehen, da man sie nicht zuückziehen kann. Ist das wirklich so? Kann die sich in ein paar Monaten / Wochen so weit zusammen ziehen? Ich habe nur diesen Arm und arbeite schwer damit und hätte es gerne wieder gerichtet. Gibt es da keine Möglichkeit? Danke im voraus für Ihre Antwort. Liebe Grüße Tom