Team jameda
Die vollständige Erholung bis zur uneingeschränkt schmerzfreien Sportfähigkeit nach einer vorderen Kreuzband-Operation ist ein Prozess, der im Durchschnitt 9 bis 12 Monate dauert. Das Ergebnis ist mit einer Erfolgsquote von ca. 90 % in der Regel sehr positiv.
Probleme, im Besonderen Schmerzen, können jedoch sowohl kurz- als auch langfristig auftreten. Die Wahrscheinlichkeit kann durch ein gut strukturiertes Reha-Programm und vor allem realistische Erwartungen bezüglich des Genesungsprozesses stark reduziert werden.
Ich will Ihnen hier einen kleinen Überblick geben, da die meisten Probleme nach VKB-Operationen gering und kurzlebig sind.
Bei der VKB-Rekonstruktion wird das gerissene vordere Kreuzband durch ein Transplantat ersetzt. Es wird fast immer aus dem eigenen Gewebe (Autograft) und nur sehr selten aus Spendergewebe entnommen. Seit neuerem wird auch ein ‘VKB-Bracing’ durchgeführt, das deutlich schmerzärmer ist, da keine Knochenkanäle gebohrt und kein Spendertransplantat verwendet werden muss.
Wenn eigenes Gewebe verwendet wird, entnimmt der Operateur entweder einen Teil der Patellasehne oder der Beinbeuger- oder der Quadrizepssehne. Daraus wird dann das neue Kreuzband rekonstruiert.
Frühzeitige Schmerzen an dieser Entnahmestelle sind fast nicht zu umgehen. Folgende Symptome können des Weiteren entstehen:
Schmerzen sind nach einer VKB-Operation sowohl am Knie selbst als auch in der Umgebung des Transplantationsbereichs üblich. Gerade im Bereich des empfindlichen Schienbeins werden durch die Knochenbohrung Schmerzen auftreten.
Neben den oben beschriebenen Symptomen kommt es zu folgenden Erscheinungen, die normal und nicht zu vermeiden sind:
Die ersten vier Wochen sind für ein erfolgreiches Ergebnis ausschlaggebend. Die folgenden Tipps sollen Ihnen helfen, auf ein hohes Sportniveau und zu einem sehr aktiven Lebensstil zurückzukehren.
Zu Hause sollte auf jeden Fall das oben genannte R.I.C.E.-Schema weiterverfolgt werden, eine Kombination aus Ruhe, Eistherapie, Hochlagerung und einer Kompressionsbandage. Am besten kühlen sie vier Mal täglich für jeweils zehn bis fünfzehn Minuten.
Indem Sie das Bein auf zwei bis drei Kissen oder aufgerollte Handtücher legen, können sich Schwellungen reduzieren und das Knie wieder frühzeitig vollständig strecken.
In den ersten ein bis zwei Wochen nach der Operation ist das wichtigste Ziel, das Knie wieder vollständig strecken zu können. Das ist anfangs viel wichtiger, als lange Strecken laufen zu können. Zu viel laufen führt dazu, dass das Knie anschwillt und schmerzt. Dadurch wird verhindert, dass es voll gestreckt wird. So kann sich die Kniekehle schnell unnötig verkürzen und vernarben. Es ist daher wichtig, eher die Beweglichkeit zu steigern, als „schnell“ vorwärts zu kommen.
Am Anfang empfiehlt es sich, Krücken zu verwenden, bis die Schwellung komplett zurückgegangen ist. Das braucht ca. eine Woche. Danach können sie schmerzadaptiert belasten. Benutzen Sie immer beide Krücken. Sollten auch Knorpel- und Meniskuseingriffe durchgeführt worden sein, ändert sich die Belastungsmaßgabe.
In den ersten 48-72 Stunden nach der Operation ist es wichtig, die Schmerzen und die Symptome genauestens zu beobachten. Dabei sollte der Schmerz unter Kontrolle gebracht werden, bevor ein sogenannter „Memory Pain“ auftritt.
Sie sollten in den folgenden beiden Wochen unbedingt Ihre Entzündungshemmer konsequent zusammen mit dem entsprechenden Magenschutz einnehmen. Das reduziert nicht nur den Schmerz, sondern auch die Entzündung und damit auch die Schwellung. Nehmen Sie zusätzliche Schmerzmittel nach Bedarf. Versuchen Sie, die Zeit zwischen den Dosen zu verlängern, wenn der Schmerz nachlässt.
Patienten, die versuchen, ‘nur bei Schmerzen Medikamente zu nehmen’, erleben später oft Muskelverkürzungen und Unbehagen. Sie brauchen deutlich länger, um wieder eine volle Bewegungsfreiheit zu erlangen. Ein schlechtes Schmerzmanagement in einem frühen Reha-Prozess schafft die Voraussetzungen für eine sehr negative und ängstliche Wahrnehmung des Schmerzes, die später das Vertrauen in die sportliche und berufliche Aktivität erschweren kann.
Je früher Sie schmerzfrei sind, desto früher können Sie mit der Physiotherapie beginnen. So erlangen Sie schneller Ihre Bewegungsfreiheit zurück und können vermeiden, dass sich Muskeln und Sehnen verkürzen. Dadurch würden chronische Kniekehlen- und Kniescheibenschmerzen entstehen.
Wenn der Schmerz früh gemeistert ist, kann und sollte ein Patient einen deutlichen Fortschritt in der Bewegungsfreiheit bemerken, ohne dass sie übermäßig schmerzhaft ist.
Beweglichkeitsarbeit ist ein zweischneidiges Schwert: Wenn Sie Beweglichkeit erzwingen, stoßen Sie auf Widerstand, wenn Sie jedoch locker lassen und im schmerzfreien Bereich arbeiten, werden Sie einen anhaltenden und beständigen Fortschritt erzielen. Diejenigen Patienten, die innerhalb der ersten vier Wochen einen vollen und symmetrischen aktiven Bewegungsbereich in Ausdehnung und Zusammenziehen erreichen, haben später deutlich weniger Schwierigkeiten mit Knieschmerz, chronischer Schwellung, abnormaler Gangmechanik und sekundären Komplikationen.
Voraus ist eines zu vermerken: Bei einer Kreuzbandrekonstruktion kann die Sportfähigkeit im Gegensatz zu einem VKB-Bracing erst nach frühestens neun Monaten wiederhergestellt werden.
Im Folgenden sind die häufigsten Probleme und die entsprechenden Lösungen aufgezeigt:
Zusammengefasst ist die VKB-Rekonstruktion ein standardisiertes Verfahren, das in den ersten zwei Wochen nach dem Eingriff schmerzhaft ist. Es sollte konsequent schmerztherapeutisch behandelt werden, um eine zügige Bewegungsfreiheit zu erlangen. Bei einem komplikationslosem Verlauf werden sich die Beschwerden ab diesem Zeitpunkt aber stetig verbessern.
Langzeitschmerzen entstehen hingegen in den meisten Fällen entweder durch eine Bewegungseinschränkung oder eine Entzündung. Sie lassen sich durch eine individuell angepasste OP-Technik und frühzeitige Übungen mit voller Streckung vermeiden.
Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.
Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.