Artikel 09/11/2017

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Prof. Dr. med. dent. Kai-Hendrik Bormann

Team jameda
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Prof. Dr. Bormann interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Oralchirurg.

jameda: Herr Prof. Bormann, was hat Sie motiviert, Oralchirurg zu werden?

Prof. Bormann: Das Zusammenspiel von Medizin und technischen Elementen. Bereits während meines Studiums hat mich der chirurgische Teil am meisten fasziniert. In der Oralchirurgie steckt von allen Bereichen, die der Zahnarzt erlernen muss, der meiste „Arzt“.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Prof. Bormann: Die größte Freude ist der glückliche Patient am Ende der Behandlung. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Menschen, die meine Praxis betreten, nicht vor Freude in die Luft springen. Umso größer ist die Zufriedenheit am Ende der Therapie, wenn eine unschöne Zeit, z.B. ohne feste Zähne, vorüber ist. Und wenn die Patienten festhalten, dass es weit weniger unangenehm war, als sie es sich vorgestellt hatten, und sie sich sicher und sehr umsorgt gefühlt haben.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Prof. Bormann: Dass die Eingriffe, die bei uns durchgeführt werden, automatisch mit Schmerzen und langen Ausfallzeiten einhergehen.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Prof. Bormann: Durch modernste Verfahren, z.B. der computerassistierten 3D-Planung, verlangen die heutigen Therapien den Patienten immer weniger Einschränkungen ab. Gleichwohl handelt es sich um chirurgische Eingriffe. Der Körper muss anschließend heilen. Ganz gleich, was heute vollmundig „minimalinvasiv“ genannt wird. Heilung kostet Energie und die sollte man dem Körper nicht durch unnötige Aktivitäten nehmen. Im Klartext: Ruhe für Geist und Körper für - je nach Eingriff - 24 Stunden bis hin zu wenigen Tagen.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Prof. Bormann: Häufig gibt es nicht den „einen“ Therapieplan. Man muss den individuell richtigen Plan gemeinsam mit den Patienten finden. Ich werde, solange ein Patient bei mir in Behandlung ist, immer wieder versuchen, ihn zum für ihn optimalen Ziel zu führen.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Prof. Bormann: Die Eigenverantwortung stärken.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Prof. Bormann: Auf die Zahnmedizin bezogen: In der kritischen Betrachtung ihres Könnens und der Ergebnisse ihrer Behandlung. In meinen Augen kann man nicht in allen Teilgebieten der Zahnmedizin gleichzeitig auf höchstem Niveau arbeiten.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Prof. Bormann: Da ich weiterhin auch wissenschaftlich tätig bin, stehe ich mit vielen Universitäten und Forschern in engem Kontakt. Ich wende in meiner Praxis erst dann neue Therapieverfahren oder Materialien an, wenn es eine wissenschaftliche Datenmenge gibt, die die Sicherheit und Wirkung bestätigen. In meiner Praxis werden wissenschaftlich gut dokumentierte Titan- und Keramikimplantate, moderne 3D-Bildgebung mit entsprechender Planung und hochpräzise und schonende Methoden zur Eigenknochengewinnung eingesetzt.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Prof. Bormann: Der mit Foto und Verzierungen versehene Dankesbrief einer kleinen Patientin, die gerade erst schreiben gelernt hat. Sie hatte sich beim Sport zwei Frontzähne ausgeschlagen, die wir erfolgreich replantiert hatten.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Prof. Bormann: Ich bleibe bei meinem Fach: Glauben Sie unserer Zunft, dass es nur sehr, sehr wenige „geerbte“ Zahnkrankheiten gibt. Die beste Strategie, einen Besuch bei mir zu vermeiden oder es zu einem einmaligen Erlebnis zu machen, ist die Zahnbürste. Den mangelhaften Platz für die lästigen Weisheitszähne mal ausgenommen.

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