Artikel 12/11/2018

Überbiss bei Erwachsenen: So laufen Korrekturen mit und ohne OP ab

Dr. med. dent. Michael M. Gomolka Zahnarzt, Fachzahnarzt für Kieferorthopädie
Dr. med. dent. Michael M. Gomolka
Zahnarzt, Fachzahnarzt für Kieferorthopädie
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Wenn der Unterkiefer im Vergleich zum Oberkiefer zu weit zurückliegt, spricht man von einem Überbiss oder einer vergrößerten Stufe. Dabei findet teilweise die komplette Unterlippe zwischen den Schneidezähnen im Ober- und Unterkiefer Platz. Wie sieht die Behandlung mit und ohne OP aus?

Wer trägt die Kosten für die Behandlung eines Überbisses?

Wenn die Kaufunktion im Seitenzahnbereich nicht beeinträchtigt ist und der Biss stimmt - sprich die Verzahnung der Backenzähne, wird eine kieferorthopädische Behandlung zur Verbesserung der Ästhetik ohne OP durchgeführt. Dabei wird die Stufe allein durch die Bewegung der Frontzähne ausgeglichen. Beim Erwachsenen wird die Behandlung in diesem Fall jedoch nicht von der Kasse übernommen.

Wenn der Biss nicht stimmt und die Stufe im Frontzahnbereich größer als 6 mm ist oder ein umgekehrter Überbiss im Frontzahnbereich vorliegt, zahlt die Kasse in der Regel. Dann kann in Kombination mit der chirurgischen Operation eine kieferorthopädische Korrektur durchgeführt werden.

Was passiert bei der Operation?

Kieferknochen haben als Basis der Zähne eine feste Position im Gesichtsschädel. Falls der Abstand der Zähne zwischen Ober- und Unterkiefer zu groß ist, muss der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg die knöcherne Grundlage in ein optimiertes Verhältnis bringen. Dadurch kann kieferorthopädisch ein idealer Überbiss eingestellt werden, ohne die Zähne aus dem Knochen herauszubewegen.

Wie lange dauert die Behandlung?

In der Praxis werden für diese kombinierten Therapien zuerst die Zähne auf ihrer Knochenbasis geradegestellt, z.B. durch eine feste Zahnspange. Im zweiten Schritt wird nach rund 1-1,5 Jahren die Operation durchgeführt. Abschließend folgt für rund sechs bis neun Monate die Feinkorrektur beim Kieferorthopäden. In der Summe dauert die Behandlung 2-3 Jahre.

Die Zusammenarbeit zwischen Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen und Kieferorthopäden ist sehr wichtig und Grundvoraussetzung für ein optimales Ergebnis. Hier muss jeder Patient individuell betrachtet werden. Dabei sind ein persönliches Gespräch und eine genaue Analyse der Situation unabdingbar.

Am Ende entscheidet sich jedoch jeder Patient selbst für oder gegen eine OP. Denn es ist ein Eingriff, der auch Risiken birgt, die jedoch genau erklärt werden.

In den letzten Jahren hat sich das Risiko durch die intensive Kühlung nach der OP minimiert. Daher ist der Eingriff für die Operateure zur Routine geworden. So kann die Qualität der Ergebnisse für sich sprechen und es entscheiden sich mehr Patienten für eine OP. Empfehlenswert ist auch, nach der Erfahrung des Spezialisten zu fragen.

Ist beim Erwachsenen eine Behandlung ohne OP möglich?

Wenn der Überbiss im Frontzahnbereich kleiner als 6 mm und die Behandlung aus diesem Grund keine Kassenleistung ist, kann auch ohne OP behandelt werden. Gerade bei Erwachsenen, bei denen das Wachstum abgeschlossen ist, ist zusätzlich zur festen Zahnspange ein Behandlungsgerät notwendig, das den Unterkiefer vorschiebt.

Ein mögliches Behandlungsgerät ist das sogenannte Herbstscharnier. Es besteht aus zwei Teleskopstangen, die seitlich am Ober- und Unterkiefer befestigt sind. Die Stangen bewirken, dass der Unterkiefer beim Zusammenbeißen in die Ideale Position nach vorne geführt wird. Das Herbstscharnier wird 6-9 Monate im Mund belassen, um zu verhindern, dass der Unterkiefer wieder zurückrutscht, sobald das Scharnier entfernt wurde. Ein weiterer Grund ist, die Stabilität der neuen Unterkieferposition zu gewährleisten.

Nach der Therapie mit dem Herbstscharnier wird die Behandlung mit einer festen Zahnspange weitergeführt. Damit werden im Zeitraum von ca. 1-2 Jahren die Zahnbögen ausgeformt und eine ideale Verzahnung sowie Feinkorrektur eingestellt.

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