Dipl.-Psych. Joachim Schäfer

Dipl.-Psych. Joachim Schäfer

Ich bedaure, dass der Patient sich nicht richtig verstanden fühlte und meint, ich hätte sein Vertrauen gebrochen. Am Besten wäre hier ein weiteres klärendes Gespräch.

Was nicht richtig ist, dass ich mich auf befreundete Mediziner bezogen hätte. Ich habe mich lediglich mit einem ärztlichen Kollegen, der als Facharzt für Psychosomatische Medizin tätig ist, über Long-Covid und das Krankheitsbild ME-CFS ausgetauscht. Das ist eine übliche Form der Qualitätssicherung.

In meinem Bericht an den Hausarzt habe ich neben den somatischen Diagnosen, die in widersprüchlicher Weise von verschiedenen Fachärzten gestellt wurden, die (vorläufige) Verdachtsdiagnose einer undifferenzierten Somatisierungsstörung formuliert. Das in Übereinstimmung mit dem Konsiliarbericht der Hausärztin.

Zum Thema Long-Covid und psychosozialen Faktoren bei Ätiologie und Krankheitsbewältigung gibt es in Fachkreisen eine sehr kontroverse Debatte. Nachzulesen z. B. im Deutschen Ärzteblatt 2023; (13): A 563-5. Unter der Überschrift "Wiedergeburt eines Reduktionistischen Krankheitsverständnisses" beschreibt Prof. Dr. Frank Erbguth et al., wie bei Long-Covid eine der grundlegenden Erkenntnisse der Medizin, das biopsychosoziale Krankheitsmodell, in Frage gestellt wird. Und das obwohl die Symptomatik oft wenig spezifisch und variierend ist.

Die meisten Patienten und Patientinnen wünschen Sich vom Arzt oder Psychotherapeuten eine ganzheitliche Sicht ihrer Beschwerden. Als Psychotherapeut habe ich die psychosozialen Faktoren mehr im Blick, der spezialisierte Facharzt mehr die somatischen Faktoren. Es ist kein entweder oder. Auch ein Unfall mit Frakturen oder eine Viruserkrankungen haben (oft einschneidende) Folgen für einen Patienten. Psychotherapie kann auch bei der Krankheitsbewältigung helfen ohne dass damit die somatischen Ursachen wie eine Fraktur oder eine Viruserkrankung in Frage gestellt werden.

Dipl.-Psych. Joachim Schäfer

Zu der ananymen Bewertung möchte ich fogendermaßen Stellung nehmen.

Bei einem Erstgespräch zur Abklärung, ob eine Psychotherapie angezeigt ist
und wenn ja, welches psychotherapeutische Verfahren sinnvoll für einen Patienten oder eine Patientin ist, muss sich der Psychotherapeut ein Bild von den Problemen und der Symptomatik des Patineten machen. Zudem fragen wir nach den biographischen Hintergründen der vom Patienten beschriebenen Schwierigkeiten.

Dazu ist es wichtig, dass der Patient erzählt und der Therapeut zuhört, vielleicht auch Fragen stellt, um sich ein Bild zu machen.

All das mache ich bei einem Erstgespräch, dass mindestens 50 Minuten dauert, es sei denn der Patient möchte früher gehen.

Gerne beantworte ich auch Fragen von Patienten und gebe auf Wunsch eine schriftliche Empfehlung mit. In dieser sogenannten individuellen Patienteninformation informiere ich über die gestellte Diagnose, die Empfehlung für ein bestimmtes Therapieverahren und biete, wenn möglich und sinnvoll weitere Termine an.

Dem Patienten, der den Kommentar geschrieben hat biete ich gern eine Aussprache an und hoffe, dass er die Hilfe findet, die er sucht.