Artikel 23/07/2016

Die OP kann warten! Stoßwellen- oder Plasmatherapie bei Arthrose

Dr. med. Christian Duif Orthopäde & Unfallchirurg, Notfallmediziner
Dr. med. Christian Duif
Orthopäde & Unfallchirurg, Notfallmediziner
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Viele Patienten leiden an Gelenkverschleiß, medizinisch als „Arthrose“ bekannt. Dieser Verschleiß kann alle Gelenke des menschlichen Körpers betreffen und verursacht vor allem bei Bewegung Schmerzen, in späteren Stadien teilweise auch im Ruhezustand.

Wie Arthrose entsteht

Früher ging man davon aus, dass Arthrose ein natürlicher Abnutzungsprozess des Gelenkknorpels ist, der wie bei einem abgefahrenen Reifen rein mechanisch durch Abrieb verursacht wird. Heute weiß man durch wissenschaftliche Erkenntnisse, dass Arthrose einen komplizierten, körpereigenen Entzündungsprozess darstellt, dessen Verlauf positiv beeinflusst werden kann.

Diese Erklärung macht verständlich, warum Kortisonspritzen bei einem Gelenkverschleiß Linderung verschaffen und es manchmal zu Schwellung und Überwärmung des betroffenen Gelenks kommt.

Konservative Behandlungsmethoden

Neben den altbekannten Therapieoptionen wie Krankengymnastik, schmerz- und entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac oder den oben bereits erwähnten Kortisonspritzen können die Betroffenen weitere, nicht-operative Behandlungsmöglichkeiten mit guten Erfolgsaussichten versuchen, bevor eine Operation als letztes Mittel zur Schmerzlinderung gewählt wird.

Die Alternative: Stoßwellentherapie

Stoßwellentherapie wird bereits bei Sehnenerkrankungen wie zum Beispiel bei der Kalkschulter, dem Tennisellenbogen oder der schmerzhaften Achillessehne seit Jahren erfolgreich eingesetzt.

Dabei wird eine energiereiche, auf einen Punkt konzentrierte Schallwelle verwendet, die mehrmals pro Sekunde auf das erkrankte Gewebe einwirkt. Neben einer oft einsetzenden Schmerzlinderung kommt es zu einer Steigerung der Durchblutung und Ausschüttung körpereigener Botenstoffe, die anti-entzündlich und wachstumsfördernd wirken.

Da Arthrose als „Entzündungskrankheit“ erkannt wurde, hat man die Stoßwellentherapie in zahlreichen Studien getestet und konnte einen positiven Effekt feststellen.

Insbesondere bei Patienten, bei denen eine Spritze ins Gelenk mit einem hohen Risiko für Blutungen oder Entzündungen verbunden ist, kann diese nicht-invasive Therapieform zum Einsatz kommen.

Schmerzhaft ist die Behandlung nicht, aber die Stoßwellen erzeugen ein „elektrisierendes“ Gefühl, das manchmal als unangenehm empfunden wird.

Spritzen & Medikamente

Spritzen in das betroffene Gelenk stellen grundsätzlich eine effektive Behandlungsmöglichkeit dar, da das verabreichte Medikament hochkonzentriert am Ort des Verschleißes wirkt. Allerdings kann der bei Arthrose krankheitsbedingt verschlissene Gelenkknorpel trotz aller Fortschritte in der Medizin nicht wiederhergestellt werden. Daher gibt es momentan leider keine Knorpelaufbauspritzen. Dieser Begriff führt, wenn auch weitverbreitet, in die Irre.

Man kann die Entzündung jedoch durch verschiedene Medikamente lindern. Falls Kortison wegen der doch immer wieder auftretenden Nebenwirkungen nicht in Frage kommt oder nicht ausreicht, kann man eine Therapie mit einem körpereigenen „Wirkstoff“ in Erwägung ziehen: dem plättchenreichen Plasma.

Die innovative Plasmatherapie

Bei der Plasmatherapie wird Blut entnommen und ohne Zusatz künstlicher Substanzen aufbereitet. Dann spritzt der Arzt den Teil des Blutes in die Gelenke, der die konzentrierten Blutplättchen enthält. In den Blutplättchen sind die Botenstoffe enthalten, die gegen die körpereigene Entzündung wirksam sind.

Im Gegensatz zu Hyaluronsäure, die oft aus tierischem Gewebe gewonnen wird, ist plättchenreiches Plasma zu 100 % ein körpereigener Wirkstoff.

Die Wirksamkeit bei Arthrose, übrigens auch bei zahlreichen anderen orthopädischen Erkrankungen, ist wissenschaftlich belegt. In der Regel sind zwei bis drei Spritzen erforderlich, um Schmerz und Beweglichkeit für sechs bis zwölf Monate deutlich zu verbessern.

Fazit

Die Diagnose einer Arthrose bedeutet heute nicht zwangsläufig, dass eine Operation notwendig ist. Das moderne Verständnis dieser Krankheit ermöglicht eine Erweiterung des nicht-operativen Behandlungsspektrums, so dass bei Wunsch nach konservativer Behandlung moderne Verfahren wie Stoßwellen- oder Plasmatherapie möglich sind. So kann die OP vielleicht noch warten.

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