Artikel 26/07/2018

Das jameda-Interview: 8 Fragen an Herrn Manfred Renner

Prof. Dr.h.c. Manfred Renner Heilpraktiker
Prof. Dr.h.c. Manfred Renner
Heilpraktiker
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Heilpraktiker haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Renner interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Heilpraktiker.

jameda: Herr Renner, was hat Sie motiviert, Heilpraktiker zu werden?

Herr Renner: Da ich selbst durch meine langjährige Tätigkeit auf den Intensivstationen mit der Schulmedizin „aufgewachsen“ bin, änderte ich meine Denkweise durch eigene naturheilkundliche Erfahrungen. Sie überraschten und überzeugten mich sehr. Und sie waren für mich so verblüffend, dass ich mehr davon wissen und sie auch selbst anwenden wollte. Am besten ist für den Patienten die optimale Kombination - Schulmedizin und Naturheilkunde. Jeder Teil zur richtigen Zeit und im richtigen Verhältnis bringt den schnellen und maximalen Therapie-Erfolg.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude?
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Herr Renner: Freude bereitet mir, sogenannten „austherapierten“ Patienten wieder Lebensqualität geben zu können. Auch die breite Altersklasse in meiner Praxis gestaltet den Alltag sehr vielseitig. Mein jüngster Patient war zwei Wochen, meine älteste Patientin 91 Jahre alt.

Herausforderungen stellen teilweise chronisch Kranke dar. Sie haben meist schon einen langen Leidensweg hinter sich. Sie haben viel ausprobiert und gelesen. Heilpraktiker sind oft die „letzte Hoffnung“. Gerade hier kommt man beim Gespräch an die Ursachen der Erkrankung, die bisher unberücksichtigt blieben. So kann oftmals zielgerichteter therapiert werden.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Herr Renner: Viele Patienten haben die Vorstellung, Naturheilkunde brauche lange, bis sie anschlägt, denn „es sei ja alles pflanzlich“. Gerade in der Homöopathie oder mit gezielten Reiztherapien wie Eigenblut erreicht man aber z.B. auch bei akuten Erkrankungen wie einem beginnenden Infekt sehr schnelle Ergebnisse.

Weiterhin denken viele Patienten, Naturheilkunde habe keine Nebenwirkungen. Das stimmt nur bedingt. Sie ist zweifelsohne sehr nebenwirkungsarm. Aber da die Mittel frei verkäuflich oder lediglich apothekenpflichtig sind, werden sie oft unkontrolliert über einen langen Zeitraum in einer zu hohen oder zu niedrigen Dosierung angewendet. Dann können Nebenwirkungen auftreten.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Herr Renner: Nach Jean-Jacques Rousseaus Ausspruch „Geduld ist sehr bitter, aber ihre Früchte sind süß“ rate ich meinen Patienten immer wieder, sich in Geduld zu üben. Viele Erkrankungen tragen sie seit Jahren mit sich herum - daher können sie auch nicht in einer Woche verschwinden, auch wenn das der Wunsch von Patient und Behandler ist.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Herr Renner: Das Thema wird angesprochen. Meist gibt es unterschiedliche Ursachen. In meiner Naturheilpraxis ist die Basis ein vertrauensvolles Miteinander. Das beinhaltet auch das Ansprechen etwaiger Bedenken bei verordneten Präparaten oder Therapie-Empfehlungen für den Alltag. Werden sie nicht eingehalten, kann der Behandlungserfolg nicht gesichert werden. In diesem Fall muss die Zusammenarbeit beendet werden.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Herr Renner: Ich würde den bürokratischen Wasserkopf der Versicherungen stark reduzieren sowie mehr auf Beratungs- und Serviceleistungen Wert legen, v.a. bei Pflegebedürftigkeit. Ziel wäre, die Angehörigen nicht noch weiter mit organisatorischen Aufgaben zu belasten, damit der Pflegebedürftige dadurch nicht auf der Strecke bleibt.

Zudem würde ich den in der Medizin stark erhöhten Dokumentationsaufwand sinnvoll reduzieren - einerseits haben wir einen immensen Pflegekräftemangel, andererseits dokumentieren die Pflegekräfte in einer Acht-Stunden-Schicht gut zweieinhalb-Stunden. Das ist Zeit, die nicht am Patienten verbracht wird.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Heilpraktiker Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Herr Renner: Viele werden Heilpraktiker, weil sie gerne mit Menschen arbeiten möchten oder weil sie eine neue Perspektive in der Mitte ihres Lebens suchen. Wenige davon haben eine adäquate medizinische Vorbildung. Hier helfen auch viele Wochenendkurse nichts, da medizinische Berufserfahrung am Patienten nicht über Fortbildungen nachzuholen ist.

Diese Praxen schließen nach einigen Jahren wieder oder werden nur als Hobby betrieben, was die Professionalität des Heilpraktikerstandes stark schmälert. Denn nur über eine fundierte Grundausbildung und eine hohe Patientenanzahl pro Woche kann man die Therapie gut steuern und das Beste für den Patienten erreichen.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Renner: Im Rahmen meiner Doktorarbeit führte ich in meiner Praxis eine Anwendungsbeobachtung durch, in der 72 Patienten mit Schlafstörungen akupunktiert wurden. Eine sonst sehr zuverlässige Probandin kam gegen Ende der Behandlungsserie ein paar Minuten später abgehetzt zum Termin. „Ich stelle mir seit Jahren keinen Wecker, weil ich eh immer um 3 Uhr nachts wach bin. Aber heute habe ich bis halb acht durchgeschlafen!“

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