Ein hochbegabtes Kind und die Interaktion mit Freunden und Gleichaltrigen

Ist es für hochbegabte Kinder genauso schwierig oder aufgrund der Hochbegabung leichter Freunde zu finden?

Freunde, wirkliche Freunde, zu finden ist in unserem Alltag zunehmend schwieriger geworden. Dies gilt nicht nur für Hochbegabte, sondern für jeden. Somit hat jeder die gleichen Voraussetzungen, ob hochbegabt oder nicht.
Bei hochbegabten Kindern sind allerdings einige Auffälligkeiten im Bereich der sozialen Beziehungen zu beobachten, was aber nicht bedeutet, dass diese negativ sind.

Verhalten sich hochbegabte Kinder im sozialen Kontakt mit anderen Kindern anders als normal begabte Kinder?

Dem hochbegabten Kind genügt häufig ein guter Freund, mit dem es über seine Gefühle und Erwartungen kommunizieren kann, meist ist dieser Freund auch älter. 
Der weitere Freundeskreis des hochbegabten Kindes gestaltet sich sehr unterschiedlich, das liegt zum Teil an der asynchronen Entwicklung (kognitiv, körperlich und emotional) und auch seinen Interessen. Deshalb bevorzugt es für die verschiedenen Interessenbereiche auch unterschiedliche Freunde mit unterschiedlicher Altersstruktur. Für den intellektuellen Bereich sind es meist ältere Freunde, da diese in ihrem kognitiven Entwicklungsbereich weiter sind als gleichaltrige Kinder. Es findet hier ein anderer Kommunikationsaustausch statt. Das ältere Kind kann die Interessen des hochbegabten Kindes besser verstehen und nachvollziehen, auch wenn die divergente Denkweise des Hochbegabten für andere manchmal schwer nachvollziehbar ist.

Für Sport und Spiel sucht sich das hochbegabte Kind meist gleichaltrige Freunde aus. Dies gilt besonders für den sportlichen Bereich, da hier die körperliche Entwicklung ungefähr die gleiche ist. Für Spiele und Spielaktivitäten gilt dies eingeschränkt, dort richtet es sich nach Art und Inhalt des Spieles, ob das hochbegabte Kind einen Gleichaltrigen, Älteren oder sogar Erwachsenen als Freund auswählt.

Teilweise suchen hochbegabte Kinder aber auch freiwillig die Einsamkeit, um sich in angemessener und kreativer Weise (eigene Sichtweise) den eigenen Interessengebieten widmen zu können.
Dies hat aber auch gleichzeitig eine Schutzfunktion, um seine eigene Identität zu wahren, da andere Kinder häufig die Interessen des hochbegabten Kindes nicht verstehen können. Wiederum kann das hochbegabte Kind aber auch nicht verstehen, warum ein anderes Kind nicht genauso viel Interesse an den verschieden Dingen zeigt, die es beschäftigt.

Wie kann ich ein hochbegabtes Kind optimal unterstützen?

Hochbegabte Kinder sollten von ihren Eltern nicht zu vielen Freundschaften gezwungen werden. Sie sollen ihren eigenen Weg gehen und ihre Bedürfnisse selbst herausfinden. Wie eingangs schon erwähnt, genügt ihnen häufig schon eine Vertrauensperson, mit der sie sich austauschen können.
Bemerken hochbegabte Kinder, dass sie keine Freunde finden, sehen sie den Grund hierfür meist in ihrer Hochbegabung. Sie neigen dazu ihre Fähigkeiten zurückzustellen, nur um von Gleichaltrigen akzeptiert zu werden. Dies äußert sich z. B. in der Klasse mit Leistungsverweigerung und absichtlich schlechten Schulnoten. Solche Verhaltensweisen finden sich dann besonders häufig in der Pubertät, wo es um Anerkennung durch andere geht. Gleichzeitig versucht man in der Pubertät seine Position in der Gesellschaft zu finden und seine eigene Rollenidentität zu entwickeln. Für alle Kinder ist das Gefühl wichtig, einbezogen und geachtet zu sein und für Freunde wirklich zu zählen.

Akzeptiertwerden durch Gleichaltrige ist nötig, um ein gesundes Selbstbild und ein überdauerndes Selbstwertgefühl zu entwickeln. Von anderen akzeptiert zu sein heißt, dass man zumindest einige ihrer Erwartungen erfüllt hat: Man geht mit ihnen soweit konform, dass ein gewisses Maß an Kommunikation, Verstehen und Achtung möglich ist.

Zuletzt möchte ich noch anmerken, dass hochbegabte Kinder ihre Freundschaften genauso pflegen, wie wir es von den sogenannten normal begabten Kindern auch kennen. Eine Besonderheit möchte ich dann aber noch erwähnen: hochbegabte Kinder erkennen sehr schnell, wenn sie auf ihresgleichen stoßen. Sie gehen dann sehr aufgeschlossen miteinander um. Begründet ist dies wahrscheinlich darin, dass sie endlich jemanden gefunden haben, der sie auch versteht.

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