Artikel 30/05/2016

Kniescheibenschmerzen - Ursache und Therapie

Prof. Dr. med. Christoph Becher Orthopäde & Unfallchirurg, Sportmediziner
Prof. Dr. med. Christoph Becher
Orthopäde & Unfallchirurg, Sportmediziner
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Kniescheibenschmerzen sind in der ärztlichen Praxis häufig anzutreffen. Allerdings ist die Diagnose und Therapie schwierig. Kaum ein anderes Gelenk im menschlichen Körper gibt Ärzten und Patienten so viele Rätsel auf wie das Kniescheibengelenk (Patellofemoralgelenk).

Was ist das Problem, warum treten Schmerzen im Knie auf?

Das Patellofemoralgelenk (Kniescheibe - Patella; Oberschenkel - Femur) wird von der Patella und dem Gelitlager des Femur gebildet.

Es zeigt ein besonderes Zusammenspiel statischer Elemente (durch Bänder und Knochen) und dynamischer Faktoren (neuromuskulär), welche ihren Beitrag zur hohen funktionellen Belastbarkeit leisten. Weichteilerkrankungen oder Fehlstellungen der Gelenkpartner (Malalignment) als auslösende Ursachen kommen in Frage.

Die Hauptursache der Beschwerden besteht häufig in einer Fehlstellung der Kniescheibe (Dezentierung). Durch die schlechte Zentrierung kann es einerseits zu einer Fehlbelastung der stabilisierenden Weichteile, andererseits infolge der ungleichen Belastung des Knorpels der Kniescheibenrückfläche zu Belastungsschmerzen kommen. Diese können auch durch einen Knorpelschaden oder durch eine Arthrose verursacht sein.

Eine vorliegende Luxationstendenz mit eventuell auftretenden vollständigen Luxationen stellt aufgrund der vielfältigen Ursachen eine besondere diagnostische und therapeutische Herausforderung dar.

Die von den Patienten beschriebenen Symptome sind trotz der unterschiedlichen Ursachen häufig sehr ähnlich:

  • Einfache Schmerzsensationen bei Belastung des Kniegelenks (z.B. Treppensteigen, tiefes Hocken)
  • Episodenhafter Ruheschmerz (langes Sitzen mit angewinkelten Beinen) bis zu Dauerschmerz.
  • Schmerzen bei sportlichen oder beruflichen Tätigkeiten.
  • Mechanische Symptome, wie Krepitationen, Einklemmungen oder ein Überspringen der Patella.
  • Instabilität der Patella im Sinne von Subluxationen oder vollständigen Luxationen.

Therapie der Kniescheibenschmerzen

Die Therapie von Kniescheibenschmerzen richtet sich grundsätzlich nach der Ursache der Beschwerden. Eine genaue klinische und bildgebende Analyse der Ursache ist dementsprechend Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Therapie.

Die konservative Therapie nimmt dabei eine herausragende Stellung ein; insbesondere dann, wenn keine eindeutige Ursache der Beschwerden vorhanden ist. Ein konsequent durchgeführtes konservatives Therapieprogramm kann nach Literaturangaben in 70-98 % der Fälle zu einem vollständigen Rückgang der Knieschmerzen führen.

Die konservative Therapie von Patienten mit vorderem Knieschmerz einen großen Teil an Patientenschulung und -führung. Darüber hinaus benötigt jeder Patient ein individuelles Therapieprogramm, um die spezielle Problematik stadiengerecht und auf ihn abgestimmt zu therapieren. Dabei ist ein wichtiger Teil eine Belastungsanpassung an die Beschwerdesymptomatik.

Die meisten operativen Techniken stellen rekonstruktive Verfahren mit dem Ziel einer optimalen Einstellung der Gelenkpartner (Rezentrierung oder Realignment) und Behandlung der Folgen einer vorbestehenden Instabilität (z.B. Knorpeltherapie) dar.

Die operative Therapie erfordert eine eindeutige Indikation, welche auf einer eingehenden klinischen und bildgebenden Untersuchung beruht. Verlegenheitseingriffe sind unbedingt zu vermeiden und führen nicht selten zu Patientenkarrieren mit fortschreitender Chronifizierung der Beschwerden trotz mehrfacher operativer Interventionen von verschiedenen Operateuren.

Welches Verfahren sinnvoll ist, kann nur individuell in einem Arzt-Patienten-Gespräch entschieden werden.

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