Artikel 25/07/2021

Liposuktion eines Lipödems unter Schonung der Lymphgefäße

Dr. med. Marco Döll Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Notfallmediziner
Dr. med. Marco Döll
Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Notfallmediziner
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Die Überforderung des Lymphsystems spielt bei der Ausbildung eines Lipödems wahrscheinlich eine wesentliche Rolle. Bei der Liposuktion (Fettabsaugung), der einzigen Therapie zum Abbau der übermäßigen Fetteinlagerungen, sollen die angegriffenen Lymphgefäße möglichst geschont werden. Dafür gibt es bewährte Techniken, zum Beispiel die laserunterstützte Fettabsaugung (Laserlipolyse).

So entsteht ein Lipödem

Ein Lipödem entsteht durch vermehrte und übergroße Fettzellen (Adipozyten), die mit Defekten der feinen Blutgefäße (Kapillaren) im Fettgewebe einhergehen. Deren Wände sind übermäßig durchlässig und lassen zu viel Flüssigkeit ins Gewebe entweichen. Die Lymphgefäße, die solchen Flüssigkeitsüberschuss abtransportieren sollen, sind dazu nicht mehr in der Lage. Es bilden sich Flüssigkeitseinlagerungen (Ödeme).

Dieser fatale Kreislauf führt bei den Betroffenen, fast ausschließlich Frauen, zu den typischen Beschwerden wie Druckschmerz, Schmerzen im Gewebe, Blutergussneigung und Berührungsempfindlichkeit. Üppige Fettansammlungen können sich an Hüften, Beinen, Armen und anderswo zeigen. Wohlgemerkt liegt die Ursache nicht in übermäßiger Kalorienzufuhr. Bei der Entstehung spielen vermutlich genetische und hormonelle Faktoren zusammen.

Die herkömmliche Therapie ist aufwendig und langwierig

Die nichtoperative Therapie, mit der gewöhnlich begonnen wird, zielt vor allem auf die Reduzierung des Gewebedrucks ab. Dazu dienen Kompressionswäsche in den betroffenen Zonen und regelmäßige manuelle Lymphdrainage beim Physiotherapeuten. Hinzu kommen Maßnahmen wie Ernährungskontrolle und passender Sport. All dies kann die Beschwerden eindämmen, ändert aber wenig an den auffälligen Fettansammlungen. Sie geben den Patientinnen ein schlechtes Körpergefühl und sind oft eine psychische Belastung.

Dringend gesucht sind nachhaltige Therapieansätze, die das optische Bild verbessern und den therapeutischen Aufwand langfristig deutlich verringern. Gleichzeitig soll das angegriffene Lymphsystem nicht noch stärker belastet werden. Das kann die Liposuktion leisten, insbesondere die neuere laserunterstützte Variante (Laserlipolyse).

Ziel der Liposuktion

Ziel jeder Liposuktion eines Lipödems ist die nahezu vollständige Beseitigung des Fettgewebes in der oder den erkrankten Zonen. Zwischen „gesundem“ und „krankem“ Fett lässt sich dabei nicht unterscheiden. Es wird so viel Fett abgeräumt wie möglich. Lediglich eine dünne sogenannte Verschiebeschicht zwischen Muskelgewebe und unterster Hautschicht soll erhalten bleiben. Sie garantiert eine reibungslose Mobilität. Die Liposuktion muss so vollständig sein, damit das Lipödem möglichst wenig Angriffspunkte besitzt und die Beschwerden so weit wie möglich minimiert werden.

Nach erfolgreicher Liposuktion weisen fast alle Patientinnen weniger Symptome auf, bei vielen verschwinden sie ganz. Sie müssen Kompressionswäsche, die in der ersten Zeit nach dem Eingriff noch ein Muss ist, meist viel weniger tragen oder können sie ganz weglassen. Ähnliches gilt für die Notwendigkeit der manuellen Lymphdrainage und andere Therapiemaßnahmen. Ernährungskontrolle und Sport sind aber auch nach Liposuktionen mit optimalem Ergebnis weiter angeraten.

Laserlipolyse schont die Lymphgefäße

Die Laserlipolyse ist eine spezielle Technik der Fettabsaugung, die im ersten Jahrzehnt nach der Jahrtausendwende aufkam. Zusätzlich zu der Absaugkanüle, die für die Fettabsaugung unter die Haut geführt wird, kommt hier eine dünne medizinische Laserfaser zur Anwendung. Sie wird über dieselben punktförmigen Hautzugänge ins Gewebe eingeführt wie die Absaugkanüle.

Ein Pilotstrahl, der durch die Haut leuchtet, zeigt dem Chirurgen genau die Position der Laserspitze an. Das erlaubt ein exaktes Manövrieren. Größere Lymphbahnen lassen sich so gut umgehen. Selbstverständlich benötigt der Operateur unbedingt eine genaue Kenntnis ihres Verlaufs. Auch die feinen Lymphgefäße werden erfahrungsgemäß weniger verletzt als bei anderen Methoden üblich. Die Störung der Stoffwechselvorgänge, die durch den operativen Eingriff unvermeidlich ist, fällt damit geringer aus, die Erholung fällt leichter.

Weitere Vorteile der Laserlipolyse

Die Entwicklung der Laserlipolyse verfolgte zwei wesentliche Ziele: eine gleichmäßigere, verträglichere Fettabsaugung und ein besseres Hautbild. Neben der Schonung der Lymphgefäße ist Letzteres für das Behandlungsziel besonders wichtig. Die Liposuktion des Lipödems soll ja auch das Körpergefühl der Patientin verbessern. Dazu zählt ein möglichst ansprechendes, im Idealfall narbenfreies Hautbild.

  • Die Verflüssigung der Fettzellen durch den Laser erlaubt ein gleichmäßigeres Arbeiten und ein exakteres Ergebnis. Damit verhilft die Laserlipolyse in der Regel zu einem insgesamt milderen Verlauf der Liposuktion.
  • Dank Minimierung der Verletzungen von Gewebe und feinen Blutgefäßen entstehen bei der Behandlung weniger Blutungen und Hämatome (blaue Flecken).
  • Der Hitzeeffekt des Lasers regt mittel- und langfristig die Bildung neuer Kollagen- und Elastinfasern an, die den Hautmantel straffen und stabilisieren. Das hilft bei der Hauterholung.
  • Die Haut legt sich kompakter an die Gewebeschichten an, die durch die Absaugung einen Volumenverlust erleiden. Das Hautbild in den Monaten nach der OP ist gegenüber herkömmlichen Fettabsaugungen gewöhnlich sichtbar besser.

Die erfreuliche Folge der Laserlipolyse: Eine nachträgliche chirurgische Hautstraffung lässt sich häufig vermeiden. Sie ist mit der Bildung größerer Narben verbunden und erfordert häufig weitere Nachkorrekturen.

Ist die Laserlipolyse immer anwendbar?

Für die Liposuktion im Allgemeinen gibt es Ausschlussgründe. Dazu gehören zum Beispiel Krampfadern in der Behandlungszone. Sie müssen vor der Fettabsaugung entfernt werden. Das vermeidet deren Verletzung mit stärkeren Blutungen. Sonstige Vorerkrankungen müssen dem Arzt bekannt sein. Er kann dann gemeinsam mit der Patientin entscheiden, ob eine LIposuktion zu belastend wäre oder anderweitig ein Risiko darstellen könnte. Unterstützend muss der Hausarzt vor jeder Liposuktion bestimmte Gesundheitsparameter erheben, zum Beispiel Schilddrüsen- und Entzündungswerte. Auch ein Diabetes sollte abgeklärt und ein EKG vorgenommen werden.

  • Manche Lipödem-Patientinnen weisen zusätzlich ein Lymphödem auf, eine gravierende Schädigung des Lymphsystems.
  • Sie kann auch Folge eines unzureichend behandelten Lipödems sein.
  • Bei einem Lymphödem muss abgewogen werden, ob eine Liposuktion durchführbar ist.

Eine schonende Laserlipolyse kann eine Möglichkeit sein, bei vorhandenem Lymphödem doch eine Fettabsaugung durchzuführen, die mit anderen Verfahren eher unterbleiben müsste. Das ist eine Einzelfallentscheidung.

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