Artikel 25/02/2010

Zahnfleischbluten, Mundgeruch, freiliegende Zahnhälse, lockere Zähne

Team jameda
Team jameda
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Bekommt Ihr Zahnfleisch die Aufmerksamkeit, die es verdient?

Wenn Menschen realisieren, dass eine Parodontalerkrankung ernsthaftere Auswirkungen auf die Gesundheit hat, als nur penetrantes Zahnfleischbluten (Gingivitis), lang aussehende lockere Zähne (Parodontitis) oder Zahnverlust, erst dann beginnen viele damit, dem Zahnbett wesentlich mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Zahnbürste und Zahnseide werden dann öfter und gewissenhafter verwendet.

Viele Studien der letzten 20 Jahre zeigen, dass entzündliche Parodontalerkrankungen ein erhöhtes Risiko für andere Erkrankungen darstellen. Entscheidende Anstöße für ihre präventiv ausgerichtete Gesundheitspolitik kamen aus den skandinavischen Ländern. Eine nicht unerhebliche Anzahl von Studien klärte und bestätigte bereits Mitte der 1980er Jahre den Zusammenhang zwischen Parodontitis und Herzkrankheiten, Diabetes mellitus und Osteoporose. Neuere Studien seit den späten 1990er Jahren aus den USA, Chile aber auch China zeigten, dass Frauen mit einer bestehenden Parodontitis ein höheres Risiko für Frühgeburten beziehungsweise für Babys mit niedrigem Geburtsgewicht haben.

Über die Blutgefäße gelangen Bakterien aus dem Mund und andere Substanzen (Entzündungsbotenstoffe) in andere Regionen des Körpers und können weit ab von der Parodontitis schwere gesundheitliche Probleme verursachen. Viele betroffene Patienten, aber auch Ärzte, sehen erst oft nach misslichen Therapieversuchen die Bedeutung der Parodontalerkrankung in einem neuen Licht. Bei einer schweren generalisierten Parodontitis ist eine handtellergroße Fläche entzündet und kann Ausgangspunkt für andere Erkrankungen sein.

Herzerkrankungen
Wissenschaftler fanden heraus, dass Menschen mit einer Parodontitis zweimal so häufig an Erkrankungen der Koronararterien (versorgende Blutgefäße des Herzens) leiden wie Menschen ohne eine Parodontitis. Studien beweisen, dass eine Parodontitis die Bildung von Arterienverschlüssen und Blutpfropfen begünstigt, wenn Bakterien aus dem Mund in den Blutstrom gelangen. Parodontalerkrankungen können ferner die Ursache für das erneute Aufflammen von bestehenden Herzproblemen sein. Patienten mit einem Risiko für eine Herzklappen- und/oder Herzinnenhautentzündung (Endokarditis) werden vor einer Zahnbehandlung, bei der es zu Blutungen des Zahnfleisches kommen kann, meist lebenslänglich Antibiotika benötigen. Ihr
Parodontologe und Ihr Kardiologe können sich abstimmen, ob bei weiteren zahnmedizinischen Behandlungen der Einsatz von Antibiotika erforderlich ist.

Diabetes mellitus
Menschen mit einem Diabetes mellitus leiden öfter an einer Parodontitis. Menschen mit einem bestehenden oder gar schlecht eingestellten Diabetes mellitus sind empfänglicher für Infektionskrankheiten. Forschungsergebnisse konnten ebenfalls zeigen, dass eine bestehende Parodontitis die Erfolgsaussichten einer medikamentösen Therapie eines Diabetes verschlechtert. Bei Patienten, die sowohl an einer Parodontitis als auch einem Diabetes erkrankt sind, zeigte sich, dass sich die Resultate der Diabetes-Therapie verbesserten, sofern die Parodontitis erfolgreich therapiert werden konnte.

Geringes Geburtsgewicht
Schwangere Frauen mit entzündlichen Parodontalerkrankungen haben bis zu sieben Mal häufiger Babys, die zu früh geboren werden oder die ein zu geringes Geburtsgewicht (unter 2500g) aufweisen. Auch dieses Risiko kann erheblich durch die antiinfektiöse parodontale Basistherapie zum richtigen Zeitpunkt reduziert werden.

Atemwegserkrankungen
Wissenschaftliche Untersuchungen lassen vermuten, dass Bakterien aus dem Rachen, wie auch Bakterien aus dem Mundbereich in den Respirationstrakt (Luftröhre/Lunge) gelangen können und dort den Zustand einer infektiös erkrankten Lunge verschlechtern oder sogar selbst eine Infektion der Lunge auslösen können. Zurzeit forscht man, welchen Stellenwert die Mundhygiene und Parodontalerkrankungen bei Menschen mit so genannten chronischen obstruktiven Atemwegserkrankungen haben. Man kam durch verschiedene Studien zum Resultat, dass eine gute Mundhygiene das Risiko für Atemwegsinfektionen vermindern kann.

Osteoporose
Die Veränderungen durch die Osteoporose betreffen auch den Kieferknochen und die Alveolarfortsätze – also das knöcherne Fundament des Zahnbettes. Die generalisierte Verminderung von Knochenmasse, eine geringere Stabilität und eine erhöhte Bruchgefahr sind typisch für die Osteoporose. Im Hinblick auf die Gesundheit des Zahnbettes sollte auf Tabak und Alkohol verzichtet und auf eine ausreichende Calciumzufuhr geachtet werden. Die Zahnerhaltung sollte einen noch größeren Stellenwert einnehmen, da herkömmliche Extraktionen mit einem erheblichen Knochendefekt verbunden sind.

Obwohl man weiß, dass etwa 50% der Bevölkerung ab dem 34sten Lebensjahr an einer mittelschweren Parodontitis leiden, realisieren viele Menschen nicht, dass gerade auch sie erkrankt sind. Die Parodontitis beginnt meist ganz ‘still und heimlich’ und die gravierenden Schäden bemerkt man erst in einem bereits weit fortgeschrittenen Stadium.

Sie sollten Ihren Zahnarzt/Ihre Zahnärztin oder Ihren Parodontologen aufsuchen, wenn Sie folgende Symptome feststellen:

  • beim Zähneputzen blutendes Zahnfleisch
  • rotes, geschwollenes und empfindliches Zahnfleisch
  • schlechter Mundgeruch
  • Zahnfleisch, welches sich vom Zahn „abgelöst“ hat
  • Eiter zwischen den Zähnen und dem Zahnfleisch
  • lockere, bewegliche Zähne
  • Bewegungen der Zähne, wenn sie zusammenbeißen

In der Zwischenzeit ist eine gute Mundhygiene der beste Ratschlag, den man einer Patientin/ einem Patienten geben kann! Dann kommt das Wichtigste: Es ist für Patienten allerhöchste Zeit, bei ihrem Zahnarzt vorstellig zu werden. Handelt es sich um eine fortgeschrittene oder komplex beeinflusste Erkrankungsform, werden generalisiert tätige Hauszahnärzte den Patienten zu einem Parodontologen überweisen. Sicherlich bestehen auch Zusammenhänge zu anderen chronischen Erkrankungen, die derzeit noch nicht ausreichend erforscht sind. Schon jetzt sieht sich die Zahnmedizin an einem Wendepunkt im Patientenmanagement. Medizinische und zahnmedizinische Praktiker werden in Zukunft weit enger zusammenarbeiten müssen als bisher.

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