Artikel 30/06/2015

Diagnose und Behandlung der Spinalkanalstenose

Dr. med. Sonja Mokhtare Neurochirurg, Wirbelsäulenchirurg
Dr. med. Sonja Mokhtare
Neurochirurg, Wirbelsäulenchirurg
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Die Spinalkanalstenose ist neben der arteriellen Verschlusskrankheit der Beine Ursache der sogenannten Schaufensterkrankheit. Sie ist gut zu diagnostizieren und kann heutzutage erfolgreich behandelt werden. Eine Behandlung ist immer individuell auf den jeweiligen körperlichen und radiologischen Befund zuzuschneiden.

Die Symptome der Spinalkanalstenose

Der Spinalkanal der Wirbelsäule führt das Rückenmark und auch die Nervenwurzeln vom Gehirn zu den Erfolgsorganen (Muskulatur). Vor dem Spinalkanal liegen die Wirbelkörper und Bandscheiben, seitlich und hinten die Wirbelbögen und die Wirbelgelenke. Dieser Kanal ist z.B. an der Lendenwirbelsäule durchschnittlich nur 12 mm im Durchmesser breit. Wenn sich der Spinalkanal an der Lendenwirbelsäule verengt (Spinalkanal < 10 mm), tritt eine Symptomatik wie bei der Schaufensterkrankheit auf. Das bedeutet, dass vor allem bei Belastung im Stehen oder beim Laufen Schmerzen in den Beinen oder Taubheitsgefühle, Missempfindungen sowie Lähmungen (Müdigkeit) der Beine beklagt werden. Dadurch ist die Gehstrecke zum Teil erheblich eingeschränkt. Zusätzlich können aber auch Ischias- Schmerzen durch eine Spinalkanalstenose bedingt sein. In ausgeprägten Fällen kann der Erkrankte kaum mehr als 5 Meter laufen. Sitzen und Liegen sind meist ohne Symptome möglich und typischerweise ist Fahrradfahren weiterhin gut durchzuführen.
Im Gegensatz zu der gefäßbedingten Claudicatio intermittens bei der peripheren Gefäßerkrankung der Beine handelt es sich bei der Wirbelkanalverengung um die so genannte Claudicatio spinalis.
Die Symptome können aber ähnlich sein, sodass häufig beide Ursachen der Beschwerden durch den Neurochirurgen und Gefäßchirurgen abgeklärt werden müssen.

Die Ursachen sind angeboren oder degenerativ

Neben angeborenen Ursachen des engen Spinalkanals stehen die erworbenen degenerativen Veränderungen im Vordergrund. Bei dem sich über Jahrzehnte erstreckenden Prozess spielen viele Faktoren zusammen:
Die Bandscheibe verliert mit zunehmendem Alter an Festigkeit und der Fähigkeit, Wasser zu binden. Sie wölbt sich in den Wirbelkanal hinein (Bandscheibenprotrusion) und verengt den Kanal. Da die degenerierte Bandscheibe flacher wird, nimmt der Abstand zwischen den Wirbelkörpern ab. Die zwischen den Wirbeln gespannten Bänder (interspinöse Bänder) sind nicht mehr straff. Die Beweglichkeit im betroffenen Abschnitt nimmt zu. Das belastet die Gelenke zwischen Wirbel und der Facettengelenke zusätzlich. Das Wirbelsegment reagiert auf die Mehrbelastung mit knöchernen Anbauten im Gelenk, die Bänder mit einer Verdickung durch Faltenbildung und zusätzlichem Wachstum von Bindegewebe. All diese Prozesse bewirken eine Einengung des Spinalkanals, und eine Kompression der Nervenwurzeln im betroffenen Segment. Im Stehen oder Gehen nimmt durch die vermehrte Krümmung der Lendenwirbelsäule der Druck auf Nerven weiter zu. Im Rahmen der Wirbelgelenksüberlastung kann sich eine so genannte Juxtafacettenzyste oder auch Synovialzyste genannt bilden, die zu einer hochgradigen Spinalkanalverengung führen kann.

Diagnostik und die individuelle Therapie

Die Diagnostik ist mit MRT (= Kernspintomographie) oder CT (=Computertomographie) der Wirbelsäule einfach zu stellen: Man erkennt in den verschiedenen Ebenen der Bilddarstellung die massiven Wucherungen der Wirbelgelenke und der interspinösen Bänder. Bei dynamischen Stenosen kann diese Enge in den typischen Liegend- Aufnahmen im MRT oder CT verborgen bleiben, in diesen Fällen sind dann Funktionsaufnahmen im MRT oder eine Myelographie erforderlich.
Bei leichtgradigen Spinalstenosen kann eine konservative Behandlung mit medikamentöser Therapie in Kombination mit Rückengymnastik ausreichend sein. Eine ergänzende Infiltrationsbehandlung an der Wirbelsäule unter radiologischer Kontrolle ist zusätzlich eine zielführende Therapie. Bei Therapieversagen besteht eine Operationsindikation. Dabei wird der Spinalkanal in der Regel in mikroneurochirurgischer Technik von überschüssigem Band- Knorpel und Knochengewebe mit Hilfe von Mini-Stanzen und kleinen Diamantbohrern befreit. Der Patient kann noch am OP Tag mobilisiert werden, der stationäre Aufenthalt ist im Allgemeinen nur wenige Tage nötig. Bei zusätzlich bestehendem Wirbelgleiten (Spondylolisthese) kann auch eine dynamische oder sogar auch eine starre Fixierung des Wirbelsegmentes erforderlich werden.

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