Artikel 13/04/2015

Probleme mit Brust-Implantaten - was kann man tun?

Dr. med. Roman Fenkl Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Sportmediziner
Dr. med. Roman Fenkl
Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Sportmediziner
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Brustimplantate sind heute keine Seltenheit mehr, sondern gehören genauso zum modernen Leben wie das neue Auto, das in der Garage steht. Die Gründe hierfür sind nicht unbedingt „verrückt“, jedoch vielfältig. Da gibt es diejenigen Frauen, die nach Brustkrebs und Brustentfernung auf einer Seite nicht „amputiert“ so weiter leben möchten, sondern mit normaler körperlicher Integrität. Da gibt es auch Frauen mit Fehlbildungen ihrer Brust auf einer oder beiden Seiten und es gibt Frauen, die von Natur aus sehr kleine Brüste haben, so klein, dass sie sich dafür sogar regelmäßig schämen. Ihnen allen bringen Brustimplantate eine neue Lebensqualität. Natürlich gibt es auch Frauen, die mit der „normalen“ Brust, die ihnen die Natur geschenkt hat, nicht zufrieden sind, die mehr wollen. Eine Art „Vorzeige-Brust“. Verwerflich? Nun, wie verwerflich ist es dann, wenn ein Mann mit seinem VW Golf nicht mehr zufrieden ist und stattdessen Porsche oder Mercedes fahren möchte? Porsche oder Mercedes fahren muss…?

Die möglichen Komplikationen bei qualitativ minderwertigen Implantaten

Der Unterschied liegt auf einer ganz anderen Ebene, die niemand erwartet, die jedoch sehr ausschlaggebend ist. Der Unterschied liegt auch nicht in der Implantat-Größe, sondern der Implantat-Qualität und der Qualität der OP. Brustvergrößerung ist ganz sicher nicht gleich Brustvergrößerung. Das wird oft missverstanden. Auch der Preis einer solchen OP gibt meist direkte Auskunft über die Qualität der verwendeten Materialien und die Qualität der OP-Bedingungen. Erst recht bei OP‘s im Ausland.

Die unangenehmen Komplikationen solcher „Billig-OP‘s“ sind:

  • Verrutschte Implantate
  • Implantat-Kapselfibrosen (steinharte Verformungen der Brustimplantate)
  • durchtrennte Brustmuskeln mit Kraftverlust in den Armen
  • groteske Verformungen der Brust bei Benutzung der Arme
  • ausgedehnte, manchmal entstellende Narben
  • ausgelaufene Brustimplantate (vor allem bei überalterten Implantaten)

Die harmloseren Probleme sind sicht- und tastbare Implantate, die sich unter der Haut ertasten lassen „wie Plastiktüten“. Dauerhaftes Fremdkörpergefühl in der Brust ist keine Seltenheit, im Winter fühlen sich die Brüste oft an wie Eisblöcke. Taubheitsgefühl der Brusthaut nach der OP ist nicht selten.

Was können betroffene Frauen tun? Wohin können sie sich wenden?

Nicht die Wahl wird zur Qual, sondern die Suche. Oft ist der ehemalige Operateur nicht mehr beruflich aktiv oder sogar verstorben.
Bei der Behandlung trifft der Arzt dabei vielfach auf nicht ganz einfache Probleme: Brustmuskeln, die operativ „zerschlissen“ wurden, Implantate, die massiv mit Bakterien infiziert sind (oft katastrophale hygienische OP-Bedingungen), Implantate, die ausgelaufen sind, anatomische Gegebenheiten, die von den Voroperateuren nicht berücksichtigt wurden und viele andere.
Aber beinahe jeder Frau kann geholfen werden, sodass zumindest eine deutliche Verbesserung der aktuellen Beschwerden erreicht wird. Dabei kann der Aufwand sehr unterschiedlich ausfallen.

Ein individueller Therapieplan

Meist muss die ehemalige Operation komplett zurückgeführt („repariert“) werden, bevor mit der erneuten Brustvergrößerung begonnen werden kann. Fast immer geht das innerhalb eines OP-Eingriffs.
Vor der Operation ist eine gründliche Diagnostik erforderlich. Neben der exakten körperlichen Untersuchung und Ausmessung der Brust ist eine Ultraschall-Untersuchung der Implantate und des Brustgewebes unentbehrlich. Die OP-Berichte des Voroperateurs sind ebenso hilfreich wie ein ordentlich ausgestellter Implantatausweis. Nur leider sind gerade nach „Billig-OP‘s“ solche Dokumente nicht mehr erhältlich.
Ältere Brustimplantate sollten unbedingt mitsamt der Kapsel entfernt werden, die der Körper um sie formt. Im Falle eines chronischen Implantatinfektes werden dabei die krankhaften Bakterien, die auf der Implantatoberfläche „überwintern“, innerhalb ihres „Gefängnisses“ mit entfernt.
Vielfach kann auf die Einbringung neuer Implantate verzichtet werden, wenn die betroffenen Frauen im Laufe des Lebens an Gewicht zugenommen haben oder sich der Körper im Zuge hormoneller Umstellungen verändert hat. 
Selbstverständlich können Brustimplantate ausgetauscht werden. Meist verlagert man sie in eine neue Tasche unter der Brustmuskulatur. Dabei müssen nicht selten gleich mehrere Brustmuskeln wiederhergestellt werden. Der Aufwand hierfür ist groß, lohnt sich jedoch fast immer.

Die Eigenfett- Transplantation als neue Chance

Frauen, die keine Implantate mehr haben möchten, jedoch auch nicht auf eine schöne, natürliche Brust verzichten wollen, haben seit erst wenigen Jahren eine neue Chance: Die Eigenfett-Transplantation. Hierbei werden die alten Implantate entfernt und Fettgewebe einer anderen Region, z. B. vom Bauch oder von den Beinen, schonend entnommen und in gleicher Sitzung für den Brust-Wiederaufbau verwendet. Natürlich gibt es hierfür einige wenige Voraussetzungen: Es muss ausreichend Körper-Fettgewebe für die Entnahme vorhanden sein (nichts für „superschlanke“ Frauen) und die Patientinnen müssen Nichtraucher sein (sonst würden sie ihre frisch transplantierten Fettzellen sofort vergiften und die OP wäre komplett umsonst).
Die modernen Möglichkeiten, Frauen mit Implantatproblemen zu helfen, sind vielfältig und Hilfe ist fast immer möglich. Der Aufwand hierfür ist oft groß. Doch bereut hat es bisher noch keine Frau.

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