Artikel 17/09/2019

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Frau Dr. med. Angelika Hartmann

Dr. med. Angelika Hartmann Internist, Sportmediziner
Dr. med. Angelika Hartmann
Internist, Sportmediziner
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Frau Dr. med. Angelika Hartmann interessante Fragen zu ihren Erfahrungen als Internistin.

jameda: Frau Dr. Hartmann, was hat Sie motiviert, Internistin zu werden?

Frau Dr. Hartmann: Die innere Medizin bietet aus meiner Sicht von allen Facharztrichtungen die potenziell breiteste Sicht auf einen Patienten. Vor allem dann, wenn man wie ich stark präventivmedizinisch orientiert arbeitet und deshalb auch Gesundheitsaspekte aus angrenzenden Fachgebieten wie Gynäkologie, Urologie und Psychosomatik einbeziehen kann.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Frau Dr. Hartmann: Am meisten Freude macht mir, dass ich mir als reine Privatärztin sehr viel Zeit für jeden Patienten nehmen kann. Ich muss mich nicht nur auf Krankheitssymptome beschränken, sondern kann den Patienten in seinem Spannungsfeld aus Schutzfaktoren und Belastungen wahrnehmen.

Eine Herausforderung besteht für mich darin, aus der immer größeren Studienflut das klinisch Relevante für meine Patienten herauszufiltern und umzusetzen. Hier gilt es immer wieder neue diagnostische und therapeutische Möglichkeiten in ein lang bewährtes Diagnostik- und Therapiekonzept zu integrieren.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Frau Dr. Hartmann: Meine Praxisklientel kommt in der Regel über persönliche Empfehlungen von Verwandten oder Freunden. Meist ist es gut vorinformiert über das eigene Krankheitsbild und auch über mein Praxiskonzept. Daher bin ich äußerst selten mit Vorurteilen konfrontiert.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Frau Dr. Hartmann: In meiner Praxis liegt der Fokus mehr auf der präventiven Therapie von Risikofaktoren, die meist lange keine Beschwerden verursachen. Diese Therapie der Risikofaktoren ist zwar nicht unangenehm, verlangt aber oft eine langfristige Umstellung des Lebensstils und dauerhafte Einnahme individuell zugeschnittener Medikationen und Supplementierungen. Hier hat sich die Politik der kleinen Schritte sehr bewährt. Eine neue gesunde Gewohnheit zu etablieren oder ein besonders kontraproduktives Element wegzulassen, kann Monate dauern.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Frau Dr. Hartmann: Da meine Therapiepläne immer aus individuell auf den Patienten zugeschnittenen Maßnahmen aus meinen vier Hauptsäulen Bewegung, Ernährung, Hormone und Psychomentale Medizin bestehen, gehe ich davon aus, dass die wenigsten Patienten alle Empfehlungen sofort umsetzen können. Durch eine kleine Änderung in einer der Säulen spüren die meisten Patienten schon so viel Zugewinn an Vitalität und Kraft, dass sie im Laufe der Jahre ihren laufend angepassten Therapieplan immer besser befolgen können.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Frau Dr. Hartmann: Ich würde ein Anreizsystem für Ärzte und Patienten etablieren, das auf der Belohnung von Gesundheitserhaltung beruht. Sogar die privaten Kostenträger beschränken ihre Leistungen mehr oder weniger auf das sogenannte „medizinisch Notwendige“. Präventive Maßnahmen unterstützen sie finanziell meist wenig. Dafür übernehmen sie umso mehr die hohen Kosten für Krankheitsbilder, die in der heutigen Zeit großenteils durch rechtzeitige Prävention hätten verhindert werden können.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Frau Dr. Hartmann: Im Laufe der Jahre erscheint mir das Zuhören und Annehmen jedes Patienten und Menschen am wichtigsten. Dafür braucht es aber Zeit, die heute nicht nur in der Medizin immer weniger vorhanden ist. Und Ärzte sind immer auch Menschen mit eigener Persönlichkeitsstruktur, die über ihre individuellen Stärken und Schwächen verfügen und deshalb kann ich hier keine allgemeinen Aussagen treffen. Ich würde jeden Patienten ermutigen, sich solange auf die Suche nach „seinem“ Arzt oder „seiner“ Ärztin zu begeben, bis er sich angekommen fühlt.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapien oder Geräte, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Frau Dr. Hartmann: Die regenerative Medizin entwickelt sich gerade explosiv, sie wird uns im Bereich der Therapie von Alterserkrankungen ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Die heutige Medizin ist meines Erachtens zu sehr beschränkt auf „Schneiden“ oder „Schlucken“. Biophysikalische Methoden sind diagnostisch und therapeutisch unterrepräsentiert und schulmedizinisch unterschätzt. Wie auf meiner Website unter „Besondere Methoden“ näher nachzulesen, bieten wir eine Reihe von schul- und komplementärmedizinischen Verfahren an, wie

  • elektromagnetische Messungen und Therapien (mit Global Diagnostik, -Mito und Digicon-Geräten)
  • Schwermetall- und Herpesvirenausleitungen
  • Hypo-Hyperoxi-Intervalltherapie
  • Kurzzeit- und Langzeit-Heartrate-Variability-Messungen zur Diagnostik des vegetativen Nervensystems
  • „VaguMotion“ (ein multimodales Konzept zur Behandlung autonomer Funktionsstörungen)

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Frau Dr. Hartmann: Mir bleiben besonders diejenigen Patienten im Gedächtnis, welche mich durch eine überraschend schnelle und konsequente Änderung von problematischen Lebensstilfaktoren verblüfft haben. Diese Patienten konnten danach oft auf einen ganzen Sack an Medikamenten verzichten.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Frau Dr. Hartmann: Werden Sie zu Ihrem eigenen Gesundheitsexperten und folgen Sie nicht blind immer neuen Gesundheits-Hypes. Spüren Sie sich, denn jeder Mensch ist einzigartig.

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