Artikel 21/02/2018

Bessere Tumorerkennung dank multiparametrischer MRT-Untersuchung der Prostata

Team jameda
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Prostatakrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei Männern. Das übliche Vorgehen bei einem Verdacht auf ein Prostatakarzinom besteht darin, zunächst den sogenannten PSA-Wert im Blut zu bestimmen. Der Wert kann jedoch nicht nur bei einem Karzinom, sondern auch bei einer altersüblichen gutartigen Prostatavergrößerung und bei einer Entzündung der Prostata erhöht sein. Außerdem findet nicht jede Biopsie bestehende Tumoren. Deshalb kann es sinnvoll sein, eine multiparametrische MRT-Untersuchung durchzuführen.

Wieso ist eine MRT-Untersuchung wichtig?

Bei einem erhöhten PSA-Wert sollte ein Urologe die Prostata zunächst klinisch abtasten. Hier spricht man von einer sogenannten digitalen rektalen Untersuchung. Gegebenenfalls wird auch eine Gewebeprobe entnommen.

Bei kleinen Karzinomen und einem steigendem PSA-Wert wird durch die herkömmliche Gewebe-Entnahme leider in fast 50 % der Fälle kein Tumor entdeckt. Das liegt daran, dass die Proben zufällig aus verschiedenen Anteilen der Prostata entnommen werden. Liegt das Prostatakarzinom nicht in einem der mit der Biopsie erreichten Areale, kann der Tumor oft nicht gefunden werden. Hier spricht man von einer sogenannten falschen negativen Biopsie.

Darüber hinaus werden bestimmte Areale der Prostata durch eine herkömmliche Gewebe-Entnahme häufig nicht ausreichend abgedeckt, z.B. im vorderen Drüsenabschnitt. Um die Genauigkeit - also die Trefferquote - zu erhöhen, wird daher immer häufiger eine MRT-Untersuchung durchgeführt.

Wie funktioniert die mpMRT der Prostata?

Eine mpMRT der Prostata wird in bequemer Rückenlage durchgeführt. Der Arzt legt eine Messspule auf das Becken des Patienten, mit der die Signale der Prostata empfangen werden. Der Kopf bleibt während der ganzen Untersuchung außerhalb der Röhre des MRT. Somit ist die Untersuchung auch bei Patienten mit Platzangst problemlos durchführbar.

Im Rahmen der Untersuchung werden bei der mpMRT verschiedene Bilder aufgenommen, die unterschiedliche Gewebe-Eigenschaften der Prostata hochaufgelöst darstellen. Eine MRT-Untersuchung der Prostata mit verschiedenen Parametern setzt sich aus den folgenden Komponenten zusammen:

  1. Morphologische T2-Bildgebung: Dabei wird die Anatomie der Prostata in drei verschiedenen Raumrichtungen dargestellt. Tumore zeichnen sich durch dunkle typisch konfigurierte Areale in der Prostata aus. Die meisten Tumore befinden sich in der sogenannten peripheren Zone der Prostata (rot umrandetes Areal im rechten Bild; der Tumor ist im Bild blau markiert; innerhalb der grün markierten zentralen Zone der Prostata befinden sich ca. 20 % aller Tumore).
  2. Diffusionsbildgebung der Prostata: Dabei wird die Zelldichte innerhalb der Prostata gemessen. Tumore haben aufgrund ihres Wachstums eine höhere Zelldichte als gesundes Gewebe. In der Abbildung ist die erhöhte Zelldichte durch das helle Signal im Bild eindeutig erkennbar. Das helle Signal bezeichnet der Radiologe als eine Diffusionsrestriktion. Für die Diagnose eines Prostatakarzinoms ist das die derzeit wichtigste Untersuchungssequenz während der mpMRT-Untersuchung.
  3. Perfusionsbildgebung: Mit dieser Untersuchung wird der Blutfluss, die sogenannte Perfusion, innerhalb der Prostata dargestellt und gemessen. Tumore sind wesentlich stärker durchblutet als normales Prostatagewebe. Wenn der Blutfluss gemessen wird, wird außerdem ein Kontrastmittel gegeben, sodass die Bilder kontinuierlich aufgenommen werden. In der Abbildung sieht man den Tumor als einen hellen Punkt. Dies kommt durch den höheren Blutfluss innerhalb des Tumors zustande.

Fazit

Mit Hilfe der multiparametrischen MRT können Experten ein Prostatakarzinom mit einer Genauigkeit von ca. 90 % entdecken. Findet der spezialisierte Radiologe bei der Untersuchung keinen Tumor, ist ein relevantes Prostatakarzinom mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen.

Die Dauer einer mpMRT-Untersuchung beträgt in der Regel ca. 30 Minuten. Wird bei einer mpMRT-Untersuchung ein Prostatakarzinom entdeckt, sollte darauf geachtet werden, dass der Radiologe dem behandelnden Urologen die Ergebnisse mit Hilfe eines qualitätsgesicherten und standardisierten Befundes mitteilt. Dadurch wird sichergestellt, dass die urologischen Kollegen den Tumor auf Basis der Erkenntnisse aus der mpMRT-Untersuchung während einer gezielten Biopsie sicher auffinden können und der Patient im besten Fall lediglich einmal eine Biopsie der Prostata benötigt.

Auf einen Blick:

Schmerzen:

komplett schmerzfreies Verfahren, keine endorektale Spule notwendig

Indikation:

nicht durchgeführt wird die Untersuchung bei Patienten mit Herzschrittmacher oder einem implantierten Defibrillator

Kostendeckung:

private Krankenkasse: 100 % Kostendeckung

gesetzliche Krankenversicherung: IGeL-Leistung

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