Artikel 07/02/2017

Prostatabiopsie: Alles über den Ablauf, Komplikationen und Auswertungen

Team jameda
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Der Urologe hat Ihnen eine Prostatabiopsie empfohlen und Sie möchten wissen, was das bedeutet, wie die Untersuchung abläuft und welche Komplikationen möglich sind? Lesen Sie hier alles über Indikationen, Methoden und mögliche Befunde von Prostatabiopsien.

Prostatabiopsie: ja oder nein?

Der Arzt macht eine Prostatabiopsie, um ein Prostatakarzinom auszuschließen oder nachzuweisen. Ob diese Untersuchung durchgeführt wird, hängt nicht von den Symptomen des Betroffenen ab, sondern von den Befunden der Tastuntersuchung oder den PSA-Werten, die möglicherweise auf Prostatakrebs hindeuten.

Die deutschen Fachgesellschaften empfehlen weitere Untersuchungen bei einem PSA-Wert von über 4 ng/ml oder über 0,5 ng/ml pro Jahr. Aber auch ein verdächtiger Ultraschallbefund kann für die Prostatabiopsie sprechen.

Eines der beiden Kriterien reicht aus:

Verdächtiges Ergebnis der Tastuntersuchung oder Ultraschalluntersuchung?

Verdächtige PSA-Werte?

Indikation Prostatabiopsie?

JA

JA

=

JA

JA

NEIN

=

JA

NEIN

JA

=

JA

NEIN

NEIN

=

NEIN

Bei der Prostatabiopsie entnimmt der Arzt Gewebeproben, um folgende Fragen zu beantworten:

  • Sind Krebszellen in den Prostatagewebeproben nachweisbar?
  • Wenn ja, in wie vielen Proben gibt es Krebszellen und wie genau sehen sie aus? Sind sie aggressiv oder nicht?

Ist die Biopsie gefährlich?

Eine Alternative zur Prostatabiospie gibt es nicht. Die Entnahme von Prostatagewebeproben und ihre Beurteilung ist nur mit einer Prostatabiospie möglich.

Eine Prostatabiopsie birgt gewisse Risiken, die aber kontrollierbar sind. Wirklich gefährlich ist sie nicht. Es gibt keine wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass durch die Biopsie Tumorzellen gestreut werden können. Die Prostatabiopsie ist ein etabliertes und sicheres Verfahren und stellt die einzige Möglichkeit zur Diagnose eines Prostatakarzinoms dar.

Vorbereitung

Bei einem Aufklärungsgespräch mit dem Urologen wird der Betroffene über den Ablauf des Verfahrens und über die möglichen Risiken und Nachteile informiert.

Besonders wichtig ist zu überprüfen, ob der Patient Medikamente einnimmt, die die Blutgerinnung beeinträchtigen. Die Einnahme solcher Medikamente kann optimal geregelt werden, so dass das Blutungsrisiko während und nach der Biopsie geringer ist.

Darüber hinaus wird der Patient darüber informiert, dass eine Biopsie einen Prostatakrebs nachweisen, aber auch übersehen kann, wenn die Biopsienadel die Krebsstellen nicht trifft. In diesem Fall kann eine Wiederholung der Biopsie nötig sein.

Zur Vorbeugung einer bakteriellen Infektion während des Verfahrens wird Ihnen ein Antibiotikum verschrieben.

Ablauf der Biopsie

Die Prostatabiopsie wird ambulant im Krankenhaus oder in der urologischen Praxis durchgeführt. Ein stationärer Aufenthalt ist meistens nicht nötig. Die Dauer des Eingriffes selbst beschränkt sich auf 10 bis 15 Minuten. Danach bleiben Sie zur Beobachtung kurz im Krankenhaus oder in der Praxis.

Zur Entnahme des Prostatagewebes führt der Arzt ultraschallgesteuert eine feine Hohlnadel über den Enddarm in die Prostata ein. Er entnimmt 10 bis 12 Gewebeproben, die anschließend im Labor untersucht werden. Die Gewebeprobeentnahme ist schmerzhaft, deswegen wird sie unter gezielter Teilnarkose der Prostata durchgeführt. Eine Vollnarkose ist nicht nötig.

Wenn die Ultraschallkontrolle nicht auf die krebsverdächtigen Prostatastellen hinweist, ist eine MRT-gesteuerte Prostatabiopsie möglich. Die Magnetresonanztomographie erlaubt eine viel detailliertere Abbildung der Prostata und ist insbesondere hilfreich, wenn eine Wiederholung der Prostatabiopsie nötig ist.

Darüber hinaus wird Prostatagewebe routinemäßig während einer transurethralen Resektion der Prostata (TURP entnommen,um Prostatakrebs auszuschließen.

Komplikationen und Verhaltenstipps nach der Biopsie

  • Schwindel und Übelkeit sind nach einer Prostatabiopsie möglich – alles Beschwerden, die sich als Reaktionen auf das Betäubungsmittel erklären lassen. Ist das Betäubungsmittel abgebaut, verschwinden auch die Symptome.
  • Nach dem Eingriff lassen Sie sich am besten nach Hause fahren, statt das eigene Auto zu nehmen, denn Ihre Verkehrstüchtigkeit könnte wegen den Medikamenten vorübergehend eingeschränkt sein.
  • Eine weitere Folge der Prostatabiopsie sind Nachblutungen. Blut im Harn oder im Sperma verschwindet nach wenigen Tagen oder Wochen. Eine Behandlung ist nicht nötig.
  • Trotz vorbeugender Antibiotikatherapie kann es nach dem Eingriff zu einer Entzündung kommen, die sich mit Fieber und Schüttelfrost äußert. Sind Sie davon betroffen, gehen Sie sofort zum Arzt und folgen Sie seinem Behandlungsvorschlag.
  • Selten kommt es nach einer Prostatabiopsie zu Harnverhalt. In diesem Fall wird vorübergehend ein Harnkatheter gelegt.
  • Schonen Sie sich ein bis zwei Tage nach der Biopsie. Möglicherweise spüren Sie ein leichtes Druckgefühl im Bereich des Eingriffes in dieser Zeit. Gelegentlich ist ein Schmerzmittel dagegen nötig. Trinken Sie viel Wasser, um die Harnwege zu spülen.

Auswertung der Befunde

Die Gewebeproben werden im Labor von einem Pathologen eingefärbt und unter dem Mikroskop untersucht.

Wenn Krebszellen da sind, bestimmt der Arzt den Grad der Bösartigkeit. Je mehr sich die Krebszellen von den normalen Zellen unterscheiden, desto aggressiver ist der Tumor.

Zur genaueren Bewertung der Aggressivität der Krebszellen wird der Gleason-Score benutzt. Bei einem Gleason-Score von 6 ist der Tumor nicht aggressiv, 7 deutet auf mittlere Aggressivität hin und 8 bis 10 bedeuten starke Aggressivität.

Der Gleason-Score ist zusammen mit dem PSA-Wert und der TNM-Klassifikation sehr wichtig, um die Prognose des Prostatakrebses zu stellen. Die TNM-Klassifikation beschreibt die Ausdehnung des Primärtumors, legt den eventuellen Lymphknotenbefall fest und weist gegebenenfalls Metastasen nach. Je nach Prognose empfiehlt der Arzt unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten.

Das Ergebnis des histologischen Befundes erhalten Sie normalerweise 4 - 10 Tage nach dem Eingriff.

Die Kosten der Prostatabiopsie werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen, insofern der Überweisungsgrund mit den medizinischen Leitlinien übereinstimmt. Es ist immer ratsam, sich mit der Krankenkasse in Verbindung zu setzten, um vorab die Leistungen zu klären. Nicht selten lehnen private Krankenversicherungen die Kosten für die Entnahme von mehr als 6 Gewebeproben ab, obwohl Studien und Leitlinien eine Mindestanzahl von 10 Gewebeproben zur diagnostischen Sicherheit anordnen.

Wiederholung einer Prostatabiopsie: wieso, wann, wie?

Wenn die erste Prostatabiopsie ,negativ‘‘ ausfällt, das heißt, wenn keine Krebszellen im entnommenen Prostatagewebe sind, die PSA-Werte aber weiterhin steigen, empfiehlt sich eine Wiederholung der Untersuchung innerhalb von sechs Monaten.

Die Sensitivität der standardisierten Prostatabiopsie, die unter Ultraschallkontrolle erfolgt, ist limitiert. Sie liegt bei 53 %. Das heißt, dass bei 47 % der Betroffenen während der ersten Biopsie keine Krebszellen gefunden wurden, obwohl es welche gibt. Die Folge: Besteht weiterhin Verdacht auf Prostatakrebs, zum Beispiel wegen erhöhter PSA-Werte, muss die Biopsie wiederholt werden.

Innerhalb von 5 Jahren war dies bei ungefähr einem Drittel der Teilnehmer einer Studie der Fall , wobei davon 13 - 41 % tatsächlich an Prostatakrebses erkrankt waren.

Die diagnostische Genauigkeit der Prostatabiopsie hängt von dem verwendeten bildgebenden Verfahren ab. Deswegen wurde die Ultraschalltechnologie zur Nadelführung mit modernen, hochauflösenden Ultraschallsonden weiterentwickelt. Eine aktuelle Metaanalyse zeigte, dass die Verbesserung der Ultraschalltechnologie zu einer Sensitivität von 73,6 % und einer Spezifität von 61,3 % geführt hat. Das heißt, es besteht noch immer Verbesserungspotential, weil noch immer 26,4 % der Krebspatienten nicht erfasst werden und 38,7 % der gesunden Männer eine Krebsdiagnose erhalten.

Nun gibt es eine neue Methode, die Sensitivität der zweiten Prostatabiopsie mit der Anwendung einer kombinierten Abbildung von Magnetresonanztomographie- und Ultraschallbilddaten deutlich zu verbessern. Es handelt sich um eine Art technischer Fusion der Bilder, die mit zwei unterschiedlichen Methoden erfasst werden.

Die Magnetresonanztomographie ist anderen bildgebenden Verfahren in der Visualisierung des Prostatakarzinoms überlegen. Die mit der Echtzeit-Ultraschalluntersuchung fusionierten Bilder enthüllen mit hoher Genauigkeit die gefährdeten Prostataregionen, aus denen schließlich Gewebeproben entnommen werden.

Die neue Methode wurde bei 168 Patienten angewendet, deren Biopsie-Ergebnisse negativ waren. 84,4 % erhielten die Diagnose „Prostatakrebs“. Mit diesem Verfahren ließen sich deutlich mehr Patienten identifizieren. Deshalb geben diese Entwicklungen Hoffnung, müssen aber vorerst mit mehr Studienergebnissen belegt werden.

Fazit

Die Prostatabiopsie ist ein sicheres Verfahren mit eindeutigen Indikationen. Ihre diagnostische Genauigkeit ist zwar suboptimal, aber sie ist noch immer die einzige Möglichkeit, um Krebszellen in der Prostata zu finden. Komplikationen sind selten und gut kontrollierbar.

Die kombinierte Bewertung der PSA-Werte und der Prostatabiopsie-Befunde bieten eine gute Diagnostik des Prostatakrebses. Sie ermöglichen es, eine Prognose  zu geben, die wiederum als Grundlage für die Therapiefindung dient.

Quellen:

  • Heynemann, H.: Diagnostik des Prostatakarzinoms. Die sonografisch gesteuerte Prostatabiopsie. Zertifizierte Fortbildung. Uro-News 2010; 5: 50-54

  • Wetzel H: Stanzbiopsien der Prostata. Dtsch Arztebl 2010; 107(22): A-1132 / B-996 / C-984

  • Braun, K.-P., et al.: Stellenwert der Rebiopsie in der Diagnostik des Prostatakarzinoms. Urologe 2009; 48: 163-169, DOI 10.1007/s00120-008-1860-9

  • Leitlinienprogramm Onkologie (Hrsg.): Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Fru?herkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms. Version 3.0, September 2014. Neueste Version verfügbar auf der Website der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften e.V.)

  • Mottet, N., et al.: Guidelines on prostate cancer. European Association of Urology (EAU), 3/2015. Neueste Version verfügbar auf der EAU-Website über die Seite dieser Leitlinie als PDF (englisch)

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