Arthrose - Behandlung ohne Operation

Bei Arthrose muss nicht immer operiert werden (© astrosystem - fotolia)

Studien und kritische Berichte vieler Ärzte bestätigen, dass in Deutschland zu schnell, zu viel und zu oft operiert wird. Oft sind konservative, also nicht-operative Therapiemöglichkeiten noch nicht ausgeschöpft, zu oft wurden Behandlungsmethoden, die nicht operativ sind, nicht einmal ausprobiert. Das gilt auch für die Behandlung von Arthrose.

Diagnose Arthrose - was nun?

Ein nicht seltenes Bild: Der Patient geht wegen Knieschmerzen zum Arzt. Nach einiger Wartezeit wird das Knie kurz angeschaut, wahrscheinlich ein Röntgenbild gemacht und die Diagnose „Arthrose“ gestellt. Je nach Ausprägung der Arthrose wird dann zu einer Operation geraten, Schmerzmittel verordnet oder Physiotherapie verschrieben. Die Folge dieser unzureichenden Untersuchung: Mögliche alternative Behandlungsmethoden werden nicht in Erwägung gezogen, bei falscher Indikation ist gar die Operation ohne Erfolg. Dabei sind gerade bei der Arthrose wie auch bei abnutzungsbedingten Veränderungen des Meniskus oder leichten Knorpelschäden viele verschiedene nicht operative Therapiemöglichkeiten möglich. Neue wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass z.B. auch bei Rissen des Meniskus die operative Therapie gegenüber der konservativen Behandlung keine Vorteile hat.

Arthrose - ein Symptom, viele Ursachen!

Grundlegend ist zu wissen, dass Arthrose erst einmal nur die Abnutzung von Gelenken beschreibt. Die Arthrose muss dabei aber nicht schmerzhaft sein. Es gibt viele Betroffene, die aber Schmerzen haben. Ob Schmerzen entstehen, hängt davon ab, ob eine begleitende Entzündung oder eine chronische Fehlbelastung besteht. Die Ursache von Arthrose ist sehr vielfältig. Häufig sind es verschiedene Fehlbelastungen, ungünstige Sportbelastungen, eine Beinfehlstellung („X“- oder „O“-Bein), eine unterschiedliche Beinlänge, ungünstige Haltungen oder muskuläre Dysbalancen, die über Jahre zu einer erhöhten Abnutzung im betroffenen Gelenk führen.

Spezialisierte Diagnostik führt zum Therapieerfolg

Um die Ursache der Arthrose zu finden, ist eine ausführliche Diagnostik des betroffenen Gelenks in der Bewegung notwendig. Das Gelenk wird dann in seiner Funktion, ähnlich wie bei einem Belastungs-EKG das Herz, untersucht. Dazu werden hochfrequente Ultraschalluntersuchungen und die medizinische Gangdiagnostik genutzt. Mit der Gangdiagnostik können exakt die im Gelenk wirkenden Kräfte und das Bewegungsverhalten des Gelenkes gemessen werden. Mit den Ergebnissen kann z.B. bei den Fehlstellungen wie „X“- oder „O“-Bein genau bestimmt werden, welche Therapie und Behandlungen zur Entlastung des schmerzhaften Bereiches am geeignetsten sind. Nur wenn man die Ursache der Abnutzung versteht, kann eine gezielte und effektive konservative Therapie eingeleitet werden.

Fazit

Die genaue Untersuchung des mit Arthrose betroffenen Gelenkes lohnt sich immer. Gelingt es, die Ursache der Fehlbelastung aufzuspüren, können konservative Maßnahmen zu einer Entlastung des Gelenkes beitragen, in vielen Fällen die Beschwerden vollständig reduzieren und eine verbesserte Belastungsfähigkeit erreichen. Auch wenn sich bei einer schweren Arthrose möglicherweise eine Operation nicht für immer vermeiden lässt, ist jedoch zumeist ein über mehrere Jahre reichendes Hinauszögern der Operation möglich. Hinzu kommt, dass die Behandlungen vor der Operation nachweislich zu besseren Operationsergebnissen und einer schnelleren Wiederaufnahme der Belastungsfähigkeit nach der Operation führen.

Dieser Artikel dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose, und ersetzt den Arztbesuch nicht. Er spiegelt die Meinung des Autors und nicht zwangsläufig die der jameda GmbH wider.

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Kommentare (7)

Stefan, 04.11.2017 - 08:13 Uhr

Wo kann ich dann diese Untersuchungen machen lassen ? Ich komme aus Hamburg. LG Stefan

Dieter S., 07.01.2017 - 22:56 Uhr

Ich habe seit 18 Jahren Schmerzen im linken Großzeh. Diese wurde als Verbindung zu einem Bandscheibenvorfall gesehen. Es erfolgen 2 LWS-OPs vor zwei Jahren und vor circa 3 Monaten habe ich die Diagnose Neuropathie und die Diagnose Arthrose im linken Großzeh bekommen. Meine OP soll am 11. Januar stattfinden. Es wurde keine Spezialuntersuchung durchgeführt. Könnten Sie mir einen Arzt empfehlen? Herzlichen Dank

Antwort von Dr. med. Marco Gassen, verfasst am 20.01.2017

Im Onlineforum kann ich keinen Arzt empfehlen. Bei Ihnen vor Ort kann am ehesten der Hausarzt helfen. Alles Gute.

K. Pap, 27.12.2016 - 22:53 Uhr

Ich habe einen Knorpelverschleiss im Knie und Risse am Meniskus. Wegen einer Entzündung/Wasseransammlung bekomme ich Punktierung und Spritzen und mache täglich kalte Umschläge. Es wird zur minimal-invasiven OP mit Teilprothese geraten. Seit Jahren plage ich mich rum und eine OP steht bald an, gäbe es noch eine Chance, die OP zu vermeiden?

Antwort von Dr. med. Marco Gassen, verfasst am 29.12.2016

Leider kann ich das aus der Ferne nicht eindeutig beantworten. Wenn sich immer wieder Flüssigkeit im Knie bildet spricht dies jedoch für einen gravierenden Reizzustand, sollte es nicht gelingen die Reizung zu reduzieren, lässt sich manchmal eine Operation nicht vermeiden.

Margret N., 05.11.2016 - 10:45 Uhr

Wo findet man einen Arzt, der solch eine genaue Analyse durchführt? Bisher habe ich nur Ärzte gehabt, die ein Röntgenbild machen bzw. sich nur die Beschwerden beschreiben lassen.

Antwort von Dr. med. Marco Gassen, verfasst am 08.11.2016

Leider haben sich viele Ärzte inzwischen primär auf die Operation spezialisiert, insofern sind Praxen die diese Analysen durchführen sehr selten. Es gibt jedoch die ein oder andere orthopädische Universitätsklinik die solche Analysen durchgeführt. Da ich mich bereits vor mehr als 10 Jahren auf diesen Bereichen spezialisiert habe, sind wir sicher eine Ausnahme. Am besten Mal im Internet recherchieren und in ihrer Gegend suchen. Grüße!

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